Gerhard Mangott (59) schrieb Anfang November 2024 auf Social Media den Satz: „Ich habe Angst, nicht mehr gesund zu werden, jeden Tag mehr. Ich hoffe, dass die Hetzer sich bewusst sind, was sie angerichtet haben.“ Jetzt gewährte der Russland-Experte der „Krone“ sehr persönliche Einblicke.
Für zehn Monate hatte sich der Professor für Internationale Beziehungen an der Universität Innsbruck aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Hintergrund waren dauerhafte Anfeindungen in den sozialen Medien – dem Tiroler wird immer wieder eine Nähe zum Kreml unterstellt, seine Analysen hätten eine prorussische Schlagseite, so die Kritik.
„Auslöser waren vehemente Hetzkampagnen“
Er habe monatelang an einer Erschöpfungsdepression gelitten, erklärt Mangott nun der „Krone“. Auch wenn der Politikwissenschaftler, Autor und TV-Analytiker einräumt, dass auch Überarbeitung eine Rolle gespielt habe, stellt er klar: „Der Auslöser für meine Krankheit waren vehemente Hetzkampagnen auf X (vormals Twitter, Anm.).“ Mangott habe das Gefühl gehabt, dem schutzlos ausgeliefert zu sein.
Die Erkrankung bezeichnet Mangott im Nachhinein als „sehr schlimm“: „Ich wollte eigentlich nur sterben. Nicht, weil ich suizidal war, das war ich in keiner Weise, sondern weil die Empfindungen so schwer zu ertragen waren.“ Später seien auch noch eine Krebsdiagnose und eine Operation dazugekommen.
Wir sind jetzt schon fast neun Jahre zusammen und er war meine riesengroße Stütze. Ohne ihn wäre es viel schwieriger gewesen. Ich bin ihm daher auch sehr dankbar.
Gerhard Mangott über seinen Partner
Erst im Juni habe er es durch große Mithilfe seines Lebensgefährten geschafft, ins Arbeitsleben zurückzukehren – und auch in die sozialen Medien. Er habe dort aber „einige Vorsichtsmaßnahmen getroffen, damit Hasspostings nicht mehr so nah an mich herankommen können“.
Im großen Interview mit Conny Bischofberger (zu lesen bei Krone+) geht es um Trump, Putin, die Ukraine und auch um Mangotts Analysen. „Ich habe gedacht, dass sich der Ukraine-Konflikt auf den Donbass beschränken würde. Dass Russland die Fehlentscheidung treffen würde, eine Vollinvasion gegen die Ukraine zu starten, in der Hoffnung, ihn rasch zu gewinnen, hätte ich nicht für möglich gehalten“ – was Mangott als seinen größten Irrtum bezeichnet. Es falle ihm aber nicht schwer, das zuzugeben.
„Hasskommentare vernichten den Menschen“
Irrtum sei „eine Triebkraft wissenschaftlicher Forschung“. Er sei auch „keine Diva, die nicht kritisiert werden darf“. Mangott: „Nur wenn meine Redlichkeit und Integrität angezweifelt werden, dann geht das an die Substanz. Solche Hasskommentare vernichten den Menschen.“
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