Eigentlich müsste der Tiroler Handel jubeln. Denn die am Donnerstag von Dieter Unterberger, Spartenobmann in der WK Tirol, und Peter Voithofer vom Economica Institut für Wirtschaftsforschung in Wien präsentierten Umsatzzahlen für den Zeitraum Jänner bis August lesen sich mehr als nur positiv. Doch wie so oft im Leben gibt es zwei Seiten der Medaille.
Die glänzende Seite sieht wie folgt aus: Nominell liegen die Handelsumsätze im Tiroler Handel um 10,9 Prozent über dem Vorjahresniveau und sogar um 2,6 Prozent über dem Vorkrisenniveau von 2019. Und auch die Zahl der Unternehmensgründungen ist um ein Prozent bzw. 730 Firmen gestiegen. 2020 gab es im gesamten Handel 7070 Unternehmen mit rund 49.060 unselbstständig Beschäftigten und einem Netto-Jahresumsatz in Höhe von rund 12,7 Milliarden Euro.
Großhandel erholte sich am schnellsten
Am schnellsten hat sich von Jänner bis August der Großhandel mit einem Plus von 9,5 Prozent gegenüber 2020 und 8,7 Prozent gegenüber 2019 erholt. Auch der Kfz-Handel wartet mit einem deutlichen Plus von 21,4 Prozent im Vergleich zu 2020 und 3,5 Prozent zum Jahr 2019 auf. Die glänzende Seite kann sich also durchaus sehen lassen. Ein Blick auf die andere Seite zeigt jedoch ein trübes Bild, das den Experten schwer zu schaffen macht.
Im Bundesländervergleich zeigt sich, dass die Entwicklung sowohl im gesamten Handel als auch im Einzelhandel schwächer war als sonst wo.
Peter Voithofer
Online-Giganten legen zu, stationärer Handel leidet
Denn erstens „zeigt sich im Bundesländervergleich, dass die Entwicklung sowohl im gesamten Handel als auch im Einzelhandel schwächer war als sonst wo“, wie Voithofer erläuterte. Zweitens zieht sich die positive Konjunkturentwicklung im Einzelhandel nicht durch alle Branchen. Dieser bilanziert in Summe mit einem Plus von 5,6 Prozent im Vergleich zu 2020 und mit vier Prozent gegenüber 2019.
Auch Händler in Tourismusdestinationen mussten kräftige Einbußen hinnehmen.
Dieter Unterberger
Doch die Umsatzzuwächse sind mit einem Plus von 26,9 Prozent vor allem den Online-Giganten geschuldet, während etwa Sportartikelhändler mit einem Minus von satten 20,4 Prozent bilanzieren. „Auch Händler in Tourismusdestinationen mussten kräftige Einbußen hinnehmen“, ergänzt Unterberger, der eine Stärkung stationärer Händler fordert.
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