Botschafter in Wien:

„Pakistan ist kein sicherer Hafen für Terroristen“

Ausland
16.09.2021 06:00

Pakistan gilt als Schutzherr der Taliban. Die Luftwaffe flog Angriffe auf die Anti-Taliban-Allianz im Pandschir-Tal, Taliban-Kämpfer sollen sich dort versteckt halten und mit pakistanischen Pässen reisen. Die „Krone“ konfrontierte Pakistans Botschafter in Wien, Aftab Khokher, mit den Vorwürfen.

Frieden und Stabilität. Das ist es, was sich Pakistan für die Region und Afghanistan wünsche. Dass Pakistan die Taliban aktiv unterstützt, es ein sicherer Hafen für Terroristen sei, wies Botschafter Aftab Khokher zurück. „Wenn Sie Beweise haben, dann teilen Sie sie uns bitte mit. Die Realität sieht anders aus.“ Oder unterstützt Pakistan den IS in Afghanistan, um die Taliban unter Kontrolle zu halten? „Das ist absurd“, so Khokher.

„Engagement nur humanitärer Natur“
Auch die Anschuldigungen, die pakistanische Luftwaffe habe Angriffe gegen die Widerstandskämpfer im Pandschir-Tal geflogen, würden nicht stimmen. „Unser Engagement in Afghanistan ist nur humanitärer Natur, um dem Volk zu helfen.“ Auch werde Pakistan seinen Verpflichtungen gegenüber Afghanistan weiter nachkommen. Ob diese finanzieller Natur sind, wollte er nicht bestätigen. Die Abmachungen wurden mit dem Volk von Afghanistan getroffen. Egal, wer regiert.

Frauen protestieren in Kabul gegen Taliban und Pakistan. Dafür werden sie von den Islamisten verprügelt und misshandelt. Dass sie sich auf Unis von Männern separieren müssen, sei vertretbar: „Das Land will zu seinen eigenen Werten funktionieren. Sie können nicht verlangen, dass über Nacht funktioniert, wofür Ihre Gesellschaft Jahrhunderte gebraucht hat.“ Er mahnte zur Geduld: „Die Zeit mag für Sie schnell vergehen, aber nicht in einem Land, in dem seit über 40 Jahren Krieg herrscht.“ Die internationale Gemeinschaft solle sich pragmatisch zeigen.

Westen hat jahrelang Missstände ignoriert
Auf den Einwand der „Krone“, dass Pragmatismus Grenzen habe, wenn Menschen Hände und Köpfe abgehackt und Frauen misshandelt werden, meinte der Botschafter, diese Grenzen würden auch für den Westen nur eine Rolle spielen, wenn sie ins politische Kalkül passen: „Wenn ihr einen Vorteil habt, schließt ihr Kompromisse. Ihr habt jahrelang Korruption und Gewalt ignoriert.“ Es sei sinngemäß dreist, mit denselben Leuten, mit denen die USA in Doha ein Friedensabkommen unterzeichnete, jetzt nicht mehr verhandeln zu wollen.

Klare Absage für Nehammer-Plan
Am Ende des Gesprächs fragte die „Krone“, was der Botschafter von der Idee des Innenministers Karl Nehammer (ÖVP) halte, in Österreich straffällig gewordene Afghanen, die aufgrund der Menschenrechtskonvention nicht in ihre Heimat abgeschoben werden können, in die Nachbarländer wie Pakistan abzuschieben. „Warum sollten wir das tun? Wir haben drei Millionen afghanische Flüchtlinge im Land. Wir haben unseren Anteil erfüllt“, sagte der Botschafter.

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