"Dreiste Täuschung"

Plagiatsvorwurf gegen deutschen Minister Guttenberg

Ausland
16.02.2011 07:11
Der deutsche Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hat mit Plagiatsvorwürfen zu kämpfen. Ihm wird vorgeworfen, unzählige Seiten seiner Doktorarbeit eins zu eins abgeschrieben zu haben. Der Minister spricht allerdings von einer gewissenhaften Arbeit.

Nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" gibt es in Guttenbergs Dissertation einige Passagen, die wörtlich mit Formulierungen anderer Autoren übereinstimmen, ohne dass er dies wie vorgeschrieben gekennzeichnet hat. Die Doktorarbeit sei an mehreren Stellen "ein dreistes Plagiat" und "eine Täuschung", sagte der Bremer Rechtsprofessor Andreas Fischer-Lescano, der die Parallelen bei einer Routineprüfung entdeckt hat.

Die Stellen, an denen sich ohne Nachweis wortgleiche Parallelen mit fremden Texten finden, umfassen nach den der "Süddeutschen Zeitung" vorliegenden Originalquellen insgesamt mehrere Seiten. "Die Textduplikate ziehen sich durch die gesamte Arbeit und durch alle inhaltlichen Teile", sagte Fischer-Lescano. 

"Irgendwann kommt so etwas ans Licht"
Die Schweizer Journalistin Klara Obermüller, bei der der deutsche Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg in seiner Doktorarbeit abgeschrieben haben soll, findet dieses Verhalten "nicht sehr ehrenhaft und eigentlich auch nicht sehr klug". So etwas komme eigentlich immer irgendwann heraus, sagte die Autorin am Mittwoch. "Es kostet ja keine Mühe, Anführungszeichen zu machen - vorne eins, hinten eins, die Quelle angeben und schon ist man schön raus und hat den Gedanken trotzdem drin."

Ähnlich sieht dies auch der österreichische Medienforscher Stefan Weber, der die Plagiatsvorwürfe gegen den deutschen Verteidigungsminister sogar noch ausgeweitet: "Guttenberg hat sogar bereits die allerersten Zeilen seiner Dissertation unzitiert abgeschrieben." Der Minister soll für seine Einleitung einen Artikel der Politikwissenschafterin Barbara Zehnpfennig in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" aus dem Jahr 1997 abgekupfert haben.

Minister erhielt für Doktorarbeit Bestnote
Der zuständige Ombudsmann von Guttenbergs früherer Universität Bayreuth, Diethelm Klippel, prüft die Vorwürfe. Der CSU-Politiker hatte seine Doktorarbeit 2006 an der rechtswissenschaftlichen Fakultät in Bayreuth abgegeben. 2007 wurde er dann mit der Bestnote summa cum laude zum Dr. jur. promoviert.

Minister weist Vorwürfe zurück
Der deutsche Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hat die Vorwürfe, seine Doktorarbeit sei ein Plagiat, als "abstrus" zurückgewiesen. Der Minister erklärte am Mittwoch in Berlin, er sei gerne bereit zu prüfen, ob bei mehr als 1.200 Fußnoten in seiner 475 Seiten umfassenden Arbeit Quellenvermerke nicht oder nicht korrekt gesetzt worden seien. Er würde dies bei einer Neuauflage berücksichtigen.

Guttenberg betonte zudem, dass die Doktorarbeit seine "eigene Leistung" gewesen sei. Es treffe nicht zu, dass Mitarbeiter seines Büros an der wissenschaftlichen Erarbeitung mitgewirkt hätten. Der CSU-Politiker hatte seine Doktorarbeit 2006 an der juristischen Fakultät in Bayreuth abgegeben und ein Jahr später promoviert.

"Er war einer meiner besten Seminaristen und Doktoranden"
Der Doktorvater des deutschen Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg, Peter Häberle, hat den CSU-Politiker in Schutz genommen. "Der Vorwurf ist absurd, die Arbeit ist kein Plagiat", sagte Häberle der "Bild"-Zeitung. "Sie wurde von mir in zahlreichen Beratungsgesprächen eingehend kontrolliert." Gleichzeitig betonte der inzwischen emeritierte Professor: "Herr zu Guttenberg war einer meiner besten Seminaristen und Doktoranden."

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt