Gebiss „nachbauen“

Zahnimplantate: Wichtig ist die Individualität

Gesund
03.07.2021 05:00

Bei Berufsmusikern, die ein Blasinstrument spielen, müssen Zahnimplantate das ursprüngliche Gebiss bis aufs kleinste Detail nachbilden. Dank modernster Technik lässt sich diese Herausforderung meistern.

Der Ersatz von Zähnen im Frontbereich bedeutet immer eine heikle Angelegenheit. Die „Beißerchen“ sind ständig sichtbar, erfüllen aber auch wichtige Funktionen. Obwohl Kronen auf Implantaten oft genutzt werden, um das Gebiss optisch zu verschönern, steht in einigen Fällen nicht Ästhetik im Vordergrund, sondern vielmehr die Individualität der Zähne in ihrer Form, Größe, Stellung etc. So ist es etwa für Berufsmusiker, die Blech- und Holzblasinstrumente spielen, oder Personen mit einem Sprechberuf (z. B. Moderatoren) von großer Bedeutung, dass das Gebiss in seinem ursprünglichen Zustand exakt nachgebildet wird. Mag. Gerhard Forman ist Hornist, Leiter und Lehrer an einer Musikschule. Aufgrund von langwierigen Zahnproblemen mit Entzündungen sowie Eiterherden mussten dem Niederösterreicher zwei Zähne im unteren Schneidezahnbereich entfernt und durch Implantate ersetzt werden. „Dies ist eine besondere Herausforderung, denn jede kleine Veränderung des Gebisses wirkt sich gravierend aus und es kann sein, dass man danach nicht mehr spielen kann. Es gibt Musiker, die zu den Besten in Österreich gezählt haben und danach ihre Karriere beenden mussten“, berichtet Mag. Forman. Eine wichtige Rolle spielt beim Blasen des Instruments der sogenannte „Ansatz“, d. h. Spannung von Lippen sowie Position der Zähne, die das Widerlager für die Lippe darstellen. Zu Problemen kann bereits der Zustand der Zähne führen. Mitunter beeinflussen Füllungen oder Kronen die Funktion beim Musizieren nachteilig.

Technischer Fortschritt in der Zahnimplantologie
Auf Empfehlung konsultierte der Hornist schließlich Dr. Lukas Fürhauser, Akademie für orale Implantologie in Wien. Die Behandlung mit Knochenaufbau und Einsetzen der Implantate dauerte rund 15 Monate, wobei der Patient immer mit einem festsitzenden Provisorium versorgt war. Am letzten Termin nahm der Patient sein Horn mit und es erfolgte eine „Spielprobe“. Vom Ergebnis ist Mag. Forman begeistert: „Ich merke gar nicht, dass ich Implantate habe. Schon das Provisorium war so perfekt, dass ich meinen Beruf während der ganzen Zeit - bis auf einzelne wenige Tage - weiter ausüben konnte.“ Der Weg zum Implantat beginnt mit einer dreidimensionalen Röntgenaufnahme (digitale Volumentomographie).

„Diese ist für die Beurteilung von Knochenbreite, -höhe und teilweise -qualität unerlässlich“, erklärt Dr. Fürhauser. Zudem stellt sie auch die Basis für eine exakte OP-Planung dar. Mittels Intraoralscanner wird ein detailgenaues Modell des Gebisses dreidimensional „konstruiert“, anschließend am Computer die optimale Position und Ausrichtung des Implantates bestimmt. Durch eine individuell angefertigte Bohrschablone aus dem 3-D-Drucker (oder mittels Echtzeitnavigation) bohrt der Chirurg den Raum für die Implantate millimetergenau in den Kiefer und schraubt dann die „künstlichen Zahnwurzeln“ ein. Der Eingriff findet unter Lokalanästhesie oder auf Patientenwunsch auch in Sedierung statt. Die Operation erfolgt nach Möglichkeit minimalinvasiv, mit nur winzigen Einschnitten ins Zahnfleisch. Direkt danach wird die Implantatpositionen gescannt und ein provisorischer Zahnersatz eingebracht.

Herstellung der künstlichen „Beißer“
Die neuen Zähne werden im Zahnlabor passgenau angefertigt. Um eine naturgetreue Nachgestaltung zu ermöglichen erhält der Zahntechniker die digitale Erfassung der Ausgangssituation und einen Scan der genauen Position des Implantates. Das Keramikgerüst wird dann in einer Fräsmaschine aus einem Block herausgefräst, mit feinen Keramikschichten versehen und gebrannt. Verschiedene Schichten mit Keramikmassen unterschiedlicher Eigenschaften sind erforderlich, bis exakt die gewünschte Zahnfarbe gefunden ist. Am Ende wird eine perfekte Krone auf dem Implantat verschraubt, das sich nun in Form und Farbe nicht von seinem Umfeld unterscheidet. „Die Individualität des Patienten bleibt erhalten“, so Dr. Fürhauser. Die moderne Technik hat noch weitere Vorteile: Das digitale Erfassen und Nachbauen ist auch von intakten Zähnen durch regelmäßige Scans bei Routinekontrollen möglich. So lässt sich eine Veränderung oder Erkrankung frühzeitig erkennen oder im Falle eines Unfalls die ursprüngliche Situation ganz einfach eruieren.

Interview auf krone.tv

5. 7.: „Zahnimplantate“ - 17.20, 19.25 Uhr und am 6. 7. um 7.15 Uhr und 12.10 Uhr. Dr. Lukas Fürhauser, Zahnarzt, beantwortet im Interview mit Moderatorin Raphaela Scharf Fragen zum Thema. Infos zum Empfang finden Sie hier.

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