Mitarbeitergesundheit

Amazon erntet Shitstorm für „Psychotelefonzelle“

Web
31.05.2021 11:35

Mit unter anderem gesundem Essen aus dem Automaten, speziellen Wellness-Zonen und Fitness-Übungen will der seit Jahren wegen seiner Arbeitsbedingungen in der Kritik stehende Online-Riese Amazon die körperliche und geistige Gesundheit seiner Mitarbeiter künftig fördern. Doch die „WorkingWell“-Initiative sorgt derzeit vor allem für Spott und Häme. Auslöser: eine „AmaZen“ genannte Kabine, in die sich Mitarbeiter zur Entspannung zurückziehen können sollen.

Einer offiziellen Pressemitteilung zufolge sollen gestresste Mitarbeiter die AmaZen-Kabinen während ihrer Schicht aufsuchen und sich darin kurze Videos zu „Achtsamkeitspraktiken“ ansehen können, etwa Meditation, positive Bestärkung oder auch „beruhigende Szenen mit Geräuschen“.

„Selbstfürsorge ist wichtig, und AmaZen gibt mir die Möglichkeit, mir Zeit für mich selbst zu nehmen, um einfach innezuhalten und neu zu orientieren, was mir hilft, bei der Arbeit besser zu sein. Wenn ich mir diese Zeit nehme, kehre ich konzentrierter zur Arbeit zurück und das wirkt sich nachhaltig auf den Rest meines Tages aus“, wird die Mitarbeiterin einer Logistiklagers im US-Staat Ohio in der Mitteilung zitiert.

Tweet nach Kritik gelöscht
Doch das Gegenteil von gut ist offenbar gut gemeint, denn in der Öffentlichkeit sorgte die Ankündigung der Rückzugskabine für Spott und Häme, sodass sich Amazon nach mehr als 8000 überwiegend kritischen Kommentaren auf Twitter sogar genötigt sah, einen offiziellen Ankündigungs-Tweet wieder zu löschen. Screenshots davon kursieren jedoch weiterhin im Netz.

„Schrank der Verzweiflung“
Zahlreiche Nutzer kritisierten vor allem den Zynismus des Konzerns, der seit Jahren wegen schlechter Arbeitsbedingungen und niedriger Löhne in der Kritik steht. So schrieb eine Nutzerin auf Twitter, dass lebenswerte Löhne und Arbeitsbedingungen wohl besser wären als dieser „Schrank der Verzweiflung“.

Die Menschenrechtsorganisation „Talk Poverty“ warf Amazon vor, Mitarbeiter an den stressigen Arbeitsbedingungen sterben zu lassen. Die einzige Antwort des Konzerns darauf sei eine Telefonzelle, in der diese sich Wellness-Videos anschauen könnten.

„Gesundheit hat oberste Priorität“
Amazon selbst hat sich zu den Vorwürfen bislang nicht geäußert. In der Mitteilung zu seiner „WorkingWell“-Initiative schreibt das Unternehmen: „Die Gesundheit und Sicherheit der Mitarbeiter hat für Amazon oberste Priorität und das seit dem ersten Tag. Das Unternehmen arbeitet eng mit Gesundheits- und Sicherheitsexperten und Wissenschaftlern zusammen, führt täglich Tausende von Sicherheitsinspektionen in seinen Gebäuden durch und hat basierend auf dem Feedback der Mitarbeiter Hunderte von Änderungen vorgenommen, um ihr Wohlbefinden am Arbeitsplatz zu verbessern, einschließlich der Entwicklung des ‘WorkingWell‘-Programms.“

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