Für gezielte Reklame

Alle gegen Google: Keiner will Cookie-Ersatz FLoC

Digital
20.04.2021 12:11

Um im Internet personalisierte Reklame schalten zu können, setzt die Werbewirtschaft auf Drittanbieter-Cookies. Sie erfassen das Verhalten von Internetnutzern und liefern Informationen für Werbetreibende. Aber immer mehr Browser-Hersteller blockieren diese Art der Datensammelei, auch Platzhirsch Google will 2022 bei seinem Chrome-Browser Drittanbieter-Cookies aussperren. Mit FLoC hat Google auch einen Ersatz vorgestellt. Doch außer Google selbst will den kaum jemand einsetzen. Google nehme das Feedback ernst, betont der Internetkonzern.

Statt Drittanbieter-Cookies soll bei Google künftig die KI-Technik Federated Learning of Cohorts (FLoC) zum Einsatz kommen, um Nutzer zu tracken. Laut Google soll die Technologie personalisierte Reklame möglich machen, ohne dass einzelne Nutzer identifizierbar wären. Die Funktionsweise: Der Browser soll den Nutzer auf Basis des Surfverhaltens einer Kohorte, also einer Werbezielgruppe zuweisen, ohne dass Werbetreibende weitergehenden Zugriff auf private Informationen bekommen würden.

Browser-Hersteller und Webmaster skeptisch
Bei Google möchte man die Technologie anderen Browser-Herstellern und Website-Betreibern schmackhaft machen. Bislang hält sich der Zuspruch für FLoC als Cookie-Ersatz allerdings in Grenzen. Die Rivalen Brave, Vivaldi, Microsoft Edge, Apple Safari und Mozilla Firefox haben Googles Cookie-Ersatz allesamt eine Absage erteilt. Opera und Microsoft setzen bei ihren Browsern auf das technische Grundgerüst des Marktführers Google Chrome, dürften FLoC also aktiv blockieren.

Auch große Website-Betreiber wie WordPress und die Suchmaschine DuckDuckGo haben sich gegen Googles FLoC ausgesprochen und wollen die Technologie nicht unterstützen. Bei der Internet-Großmacht WordPress will man FLoC „wie ein Sicherheitsproblem“ behandeln, wurde angekündigt.

Rivalen äußern sich kritisch über FLoC
Googles Rivalen befürchten, dass die Auswertung des Nutzerverhaltens mit FLoC ein Sicherheitsrisiko sein könnte. „The Verge“ zitiert die Macher des Vivaldi-Browsers: „Wir werden die FLoC-Schnittstelle nicht unterstützen und planen, sie zu deaktivieren, egal wie sie implementiert wird. Sie schützt die Privatsphäre nicht und es ist für Nutzer nicht vorteilhaft, unwissentlich ihre Privatsphäre für den Profit von Google aufzugeben.“

Ähnlich argumentiert man bei Opera: Man sei zwar, wie andere Browser-Hersteller, auf der Suche nach Ersatz für Drittanbieter-Cookies. Derzeit habe man aber keine Pläne, FLoC zu implementieren. Bei Microsoft, Apple und Mozilla arbeitet man unterdessen jeweils an eigenen Alternativen zum Drittanbieter-Cookie. Kritik an FLoC kommt auch von der Bürgerrechts-NGO Electronic Frontier Foundation (EFF) und der auf Privatsphäre bedachten Suchmaschine DuckDuckGo.

Google will Feedback ernst nehmen, Privatsphäre schützen
Google erklärt in einer Stellungnahme, dass man das Feedback der Web-Community ernst nehme und FLoC noch in einer frühen Testphase sei, während der man den Dienst auf Basis des erhaltenen Feedbacks laufend weiter entwickle. Der Internetriese sieht die Privatsphäre ausreichend geschützt: Nutzer würden in größere Gruppen zusammengefasst, ohne dass der Einzelne mit den besuchten Websites in Verbindung gebracht werde, wie das bei Drittanbieter-Cookies der Fall sei. Damit aus der Kohorten-Zuordnung keine sensiblen Infos - etwa ethnische Herkunft oder sexuelle Orientierung - hervorgehen, habe man „robuste Maßnahmen“ in Stellung gebracht.

Die Zeit drängt: Cookies sind ein Auslaufmodell
Für die Browser-Hersteller und die Werbewirtschaft drängt jedenfalls die Zeit. Manche Browser blockieren schon heute Drittanbieter-Cookies, beim Marktführer Google Chrome will man nächstes Jahr nachziehen. Will man dann weiter personalisierte Reklame an Internetnutzer ausspielen, muss eine neue Lösung her, um das Nutzerverhalten auszuwerten. In der Internetwirtschaft ist schon die Rede von einer drohenden „Cookiepocalypse“, sollten sich die großen Player der Branche auf keine Lösung einigen können.

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