An Covid erkrankt?

Tansanias Corona-leugnender Präsident gestorben

Ausland
18.03.2021 06:56

Tansanias Präsident John Magufuli ist tot. Der Staatschef sei am Mittwoch in einem Krankenhaus in Daressalam an Herzversagen gestorben, teilte Vizepräsidentin Samia Suluhu Hassan mit. Zuvor hatte seine längere Abwesenheit in der Öffentlichkeit Spekulationen über eine Covid-Erkrankung des seit 2015 amtierenden Staatschefs befeuert. Der 61-Jährige hatte lange die Existenz von Corona in dem ostafrikanischen Land dementiert und die Gefahr durch das Virus heruntergespielt.

Neuinfektionszahlen veröffentlichte das Land mit rund 58 Millionen Einwohnern schon seit Mai 2020 nicht mehr. Per Verfassung übernimmt nun die Vizepräsidentin das höchste Amt im Land bis zur nächsten Wahl 2025. Erst im vergangenen Jahr hatte Magufuli eine umstrittene Präsidentenwahl gewonnen.

Gebete statt Wissenschaft
Während der Corona-Pandemie stellte Magufuli die Glaubwürdigkeit von Corona-Tests infrage und empfahl Gebete und Dampfbäder. Magufuli - wegen seines kompromisslosen Führungsstils mitunter auch „Bulldozer“ genannt - forderte das Gesundheitsministerium zur Vorsicht mit den im Ausland entwickelten Impfstoffen auf und stellte infrage, wie sie so schnell hätten entwickelt werden können. Anders als in vielen anderen afrikanischen Ländern, wo sich im Vorjahr per Flugzeug einreisende ausländische Urlauber erst in eine mehrtägige Quarantäne begeben mussten, öffnete er das Land dem Tourismus.

Gerüchte um Covid-19-Erkrankung
Der im Exil lebende Oppositionspolitiker Tundu Lissu hatte jüngst unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen auf Twitter geschrieben, dass Magufuli an Covid-19 erkrankt sei und so derartige Gerüchte weiter befeuert. „Mit seiner Covid-Leugnerei hat sich seine Gebete-statt-Wissenschaft-Verrücktheit als tödlicher Bumerang erwiesen“, schrieb er.

Schlechte Menschenrechtslage
Magufuli, der 2015 an die Macht kam, polarisierte in dem ostafrikanischen Land. Von Befürwortern wurde er unter anderem wegen seines starken und kompromisslosen Führungsstils, großer Infrastruktur-Projekte und Versprechen der Korruptionsbekämpfung unterstützt. Kritiker aber verurteilten seine zunehmenden Beschränkungen von Presse- und Meinungsfreiheit sowie seinen Umgang mit der Corona-Pandemie. Die Menschenrechtsbilanz in Tansania sei unter Magufuli stetig gesunken, urteilte etwa die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch.

Quelle: APA/dpa

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