Oberösterreich-Studie

Corona: Am Land höhere Gefahr, sich zu infizieren

Österreich
13.02.2021 14:23

Als im zweiten Halbjahr 2020 in Oberösterreich phasenweise sehr hohe Infektionszahlen festgestellt werden mussten, hat das Land bei der MedUni Wien eine Studie in Auftrag gegeben, welche demografischen Faktoren Einfluss auf die regional variierenden SARS-CoV-2-Inzidenzen hatten. Die teils überraschenden Ergebnisse: Die Wahrscheinlichkeit, sich mit dem Coronavirus anzustecken, war im dicht besiedelten Raum geringer als am Land, in Bezirken mit hohem Ausländeranteil war das Infektionsgeschehen klar schwächer.

Je höher die Einwohnerdichte, desto niedriger war die Sieben-Tage-Inzidenz und die Mortalität, je höher die Agrarquote - also je mehr Menschen in einem Bezirk im landwirtschaftlichen Bereich tätig sind -, umso höher waren die Zahlen. „Entgegen der Annahme, dass eine hohe Bevölkerungszahl und die daraus resultierende höhere Kontaktwahrscheinlichkeit das Risiko einer Infektion erhöht, ist der umgekehrte Effekt festzustellen“, sagte der Public-Health-Experte und Epidemiologe Hans-Peter Hutter im APA-Gespräch.

Inzidenz von 1628 im Bezirk Rohrbach
Die Verteilung des Virus in den 18 Bezirken war recht unterschiedlich. Zwischen 1. Juli und 31. Dezember variierte die maximale Sieben-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner zwischen 602 (Stadt-Linz) und 1628 (Bezirk Rohrbach). „Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass im ländlichen Bereich vielleicht eher ein Schlendrian beim Einhalten der Maßnahmen herrscht. Die vertrauten Kontakte dürften am Land mehr gepflegt werden, man sieht das Virus möglicherweise als ein Problem der Stadt“, so der Umweltmediziner. „Im urbanen Bereich könnte es hingegen mehr Selbstkontrolle der Gesellschaft geben. Wenn jemand in ein Geschäft geht und die Maske nicht oder nicht richtig aufhat, wird er schnell einmal schief angeschaut.“

Die zweite Feststellung der Studie: In Bezirken, wo der Ausländeranteil hoch ist oder viele Personen ausländischer Herkunft leben, gab es eine signifikant geringere Inzidenz. „Es zeigt sich, dass bei dem dramatischen Anstieg im November und Dezember in Oberösterreich Ausländer keine Rolle gespielt haben.“ Ob das daran liegt, dass sie sich eher an die empfohlenen Maßnahmen halten - etwa weil sie öfter noch mit älteren Menschen im Familienverbund leben - oder hier andere Faktoren eine Rolle spielen, könne er aber nicht sagen, so Hutter.

Bemerkbar sei zudem, dass je mehr Menschen über 65 Jahre in einem Bezirk lebten, desto niedriger dort auch die Inzidenz war: „Ein Grund dafür könnte sein, dass sich die Älteren eher an die Sicherheitsmaßnahmen halten.“ Eine Aussagekraft für andere Bundesländer hätten die Ergebnisse aus Oberösterreich nur bedingt, betonte Hutter: „Wien hat etwa eine ganz andere Bevölkerungsstruktur.“

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