Helm schützt

Neuer Crashtest offenbart die Gefahren beim Rodeln

Tirol
03.01.2021 09:00

Rodeln kann jedes Kind - ein Kinderspiel ist dieser Sport dennoch nicht. Das Kuratorium für Verkehrssicherheit und die Technische Uni Graz zeigen die Risiken erstmals eindrucksvoll anhand eines computersimulierten Crashtests auf.  Die Untersuchung macht deutlich, warum Helm und Sitzposition entscheidend sind - vor allem für Kinder. 

Nicht nur Tirols Skipisten locken in den Weihnachtsferien mit guten Bedingungen. Auch viele Rodelbahnen sind perfekt präpariert – und werden gestürmt. Das Freizeitvergnügen auf zwei Kufen erfreut sich wachsender Beliebtheit. Doch im Gegensatz zum Skifahren fehlt vielen Wintersportlern beim Rodeln das Risikobewusstsein. 

Fünf tödliche Unfälle im vergangenen Winter
Mehr als 2200 Verletzte gibt es jedes Jahr in Österreich. Viele davon in Tirol, weil hier die Dichte an Bahnen am höchsten ist. Die Zahl der Todesopfer war im Vorjahr mit fünf besonders hoch. „Kollisionen mit stehenden Hindernissen wie zum Beispiel Bäumen zählen zu den häufigsten Todesursachen“, interpretiert Johanna Trauner-Karner, Sprecherin des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) die Statistik. Erst kürzlich verletzte sich eine 47-Jährige schwer bei einem Rodelunfall.

Das Kuratorium hat diese Erkenntnis zum Anlass genommen, gemeinsam mit Forschern der Technischen Universität Graz einen computersimulierten Crashtest durchzuführen. Was in der Autoindustrie längst zum Standard gehört, ist in diesem Einsatzgebiet Neuland. „Die Ergebnisse unserer Crash-Simulation sind alarmierend. Denn die Sicherheit eines einfachen Rodelausfluges ist trügerisch – spätestens dann, wenn man ohne Helm auf ein annähernd starres Hindernis trifft“, erklärt Trauner-Karner und verweist gleichzeitig auf zwei zentrale Aussagen des Crashtests.

Helm als wichtigster Schutz beim Aufprall
Nummer eins betrifft das Tragen eines Helmes: Dass diese Kopfbedeckung Leben retten kann, ist keine Überraschung. Sehr wohl aber die Bedeutung auch bei geringer Geschwindigkeit. Die Simulationen hat gezeigt: Bei Kindern, die ohne Helm rodeln, besteht bereits ab circa 10 km/h ein erhebliches Risiko für schwere Kopfverletzungen. Ab einer Geschwindigkeit von 20 km/h riskiert man nicht nur schwere Kopfverletzungen. Diese sind aber besonders häufig.

„Die Untersuchungen belegen, dass ein Helm das Risiko deutlich reduziert – und zwar unabhängig von der Geschwindigkeit und unabhängig davon, ob die Person frontal oder seitlich gegen ein Hindernis prallt“, fasst Stefan Smit von der TU Graz zusammen.

Zusätzliches Risiko, wenn Kind vorne sitzt
Die zweite wichtige Erkenntnis dürfte für Diskussionen unter Rodelfans sorgen, die mit ihren Kindern ausrücken. Denn sie stellt die gängige Praxis infrage: „Sitzt das Kind vorne am Schlitten, besteht bei einem Aufprall auch ein erhebliches Risiko für Verletzungen des Thorax oder der Oberschenkel des Kindes“, erklärt KFV-Sprecherin Trauner-Karner. In allen Simulationsszenarien sei das Kind durch den dahinter sitzenden Erwachsenen förmlich „in den Baum gedrückt worden“.

„Brustkorb und Oberschenkel sind durch das Gewicht der erwachsenen Person und durch die Interaktion mit dem Schlitten einem extremen zusätzlichen Druck ausgesetzt“, erläutert die KFV-Sprecherin. „Der sicherste Platz für Kinder ist deshalb hinter dem Erwachsenen“, lautet die Schlussfolgerung der Forscher. Der Körper des Erwachsenen wirke dann wie ein Aufprallschutz.

Das Fazit der Experten: Das Tragen eines Helmes ist besonders wichtig. Und die richtige Sitzposition – für Kinder hinter dem Erwachsenen – verringert das Verletzungsrisiko deutlich.

Claudia Thurner, Tiroler Kronenzeitung

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