Biologe bestätigt:

Schlechte Zeiten für die Gegner des Wolfes

Tirol
22.07.2020 14:15

Die Diskussionen im Zusammenhang mit dem Wolf bekommen permanent neue Nahrung. Jenen, die sich eine Koexistenz nicht vorstellen können, zerstört der Biologe Johannes Rüdisser die Hoffnung, den Konflikt mit dem Gewehr lösen zu können. Der Schutzstatus sei gerechtfertigt, obwohl die Art an sich nicht bedroht ist.

Er ist nach dem Coronavirus zurzeit zweifellos der zweitgrößte Aufreger, zumindest in Tirol: Canis Lupus, der Wolf. Es ist nicht mehr ein mentales Relikt der Kindheit, suggeriert durch Märchen wie „Der böse Wolf und die sieben Geißlein“. Er ist real, dokumentiert durch die „Fallzahlen“, die sich wie in der Covid-19-Verbreitungszeit mehren. Mittlerweile scheint er in fast allen Bezirken angekommen. Jüngste Ereignisse im Unterland, Oberland und Außerfern lassen darauf schließen.

Wir wissen eigentlich nicht, wie mit der Situation umzugehen ist, doch eines scheint dem „gemeinen Volk“ klar: Die Rückkehr nach über 130 Jahren stört die Gesellschaftsordnung. Ein Nutzen ist nicht ersichtlich, im Gegenteil: Es gibt nur Probleme. Aber wie kann man Meister Isegrim wieder loswerden?

„In Tirol bedrohte Art“
Beim Abschuss, verharmlosend „Entnahme“ genannt, beißt man offenbar auf Granit. Die mittlerweile berühmt gewordene Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Richtlinie der EU schützt Canis Lupus. Das für Nicht-Juristen schwer zu lesende Gesetzeswerk spricht von „seltenen, bedrohten oder potenziell bedrohten Arten“. Immer öfter hört man die Frage, wieso der Wolf mit einer geschätzten Europapopulation von rund 18.000 Exemplaren eine vom Aussterben bedrohte Art sein soll.

„Der Wolf ist global oder europaweit gesehen als Art zwar nicht unmittelbar bedroht, sehr wohl aber regional“, klärt Johannes Rüdisser vom Institut für Ökologie der Uni Innsbruck auf, „in Tirol ist der Wolf definitiv eine seltene und bedrohte Art. Tirol spielt für den Schutz des Wolfes eine besondere Rolle, da es im Einflussbereich verschiedener Populationen liegt. Unterschiedliche Populationen sind für den Gen-Austausch besonders wichtig“.

Wolfsfreie Zonen absurd
Wenn schon eine Tötung wegen der unbeugsamen Gesetzeslage nicht möglich ist, so wird der Ruf nach „wolfsfreien Zonen“ immer lauter. Rüdisser: „Die meisten Wölfe in Tirol gehören zur Alpenpopulation, die sich seit mehreren Jahren weiter ausbreitet. Es wird nicht möglich sein, Zonen wolfsfrei zu halten, da immer wieder neue Wölfe unbesiedelte Gebiete besiedeln.“

Die FFH-Richtlinie aus 1992 dient in erster Linie der Umsetzung der „Berner Konvention“, die von 123 Ländern unterzeichnet wurde, allerdings aus dem Jahre 1979 stammt. Auf Grund des mittlerweile vervielfachten Vorkommens solle man die Gesetzeswerke nach 40 Jahren der aktuellen Zeit anpassen, sagen Kritiker. Rüdisser dazu: „Die Einstufung des Wolfes ist nach wie vor korrekt und wird sich in den nächsten Jahren wohl auch nicht ändern.“

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