Problem Fehldiagnose

Ein intensives Zeckenjahr mit neuen Gefahren

Tirol
18.07.2020 13:00

Tirol erlebt heuer ein besonders intensives Zeckenjahr. Die kleinen Parasiten breiten sich immer noch weiter aus und sind mittlerweile auch in höheren Lagen zu finden. Der Osttiroler Arzt Gernot Walder warnt zudem vor Fehldiagnosen: Die gefürchtete Borreliose wird im Corona-Jahr nicht selten als Covid-19-Fall eingestuft. Auch die FSME-Impfmoral bereitet Medizinern Sorge. 

Man möge sich keiner Illusion hingeben, meint der Osttiroler Facharzt Gernot Walder. Er betreut seit Jahren ein Zecken-Monitoring für Tirol und spricht von einem besonders intensiven und zeckenreichen Jahr 2020. Walder weist darauf hin, dass sich die lästigen und gefährlichen Blutsauger schon längst in ganz Tirol ausgebreitet haben.

Kein Ort, fast keine Höhenlage ist mehr sicher vor den winzigen Tieren. „Es gibt mittlerweile keine zeckenfreie Gemeinde mehr. Prägraten war laut unseren Aufzeichnungen der letzte Ort ohne eine Zeckenmeldung. Aber das ist längst Geschichte.“

Nachweis bis über die Waldgrenze hinaus
In immer höheren Lagen werden Zecken nachgewiesen. Sein letzter Fall habe sich in Gefilden um die 1900 Meter zugetragen, berichtet der Osttiroler Mediziner und formuliert die zentrale Erkenntnis in einer Formel: „In ganz Tirol und immer höher hinauf.“

Heuer bisher 13 FSME-Fälle in Tirol
Gefürchtet sind die kleinen Parasiten vor allem, weil sie die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen. Eine Impfung schützt. Genaue Daten zur Durchimpfungsrate in Tirol gibt es nicht. Die Schätzungen liegen bei 85 bis 90 Prozent. Doch viele Geimpfte vergessen oder vernachlässigen die Auffrischung. Damit erlischt der Schutz.

Anita Luckner-Hornischer von der Landessanitätsdirektion dazu: „Es gibt keinen Grund, sich jetzt nicht impfen zu lassen. Alle wegen der Covid-19-Welle verschobenen Impfungen sollten jetzt dringend nachgeholt werden. Die rechtzeitige Impfung und die Auffrischungen schützen am besten.“ Luckner-Hornischer verweist darauf, dass heuer bisher bereits wieder 13 FSME-Fälle mit einer Erkrankung des Gehirns und der Gehirnhäute in Tirol registriert wurden. „In den vergangenen Jahren waren es stets zwischen 20 und 30 Fälle.“

Es war nicht Corona, es war eine Borreliose
Keine Impfung gibt es gegen die gefürchtete Borreliose. Sie ist in Österreich die häufigste durch Zecken übertragene Erkrankung. Wichtig für die Bekämpfung ist eine rasche Diagnose. Und da tun sich laut Walder heuer neue Probleme auf. Der Mediziner spricht von einer erhöhten Gefahr von Fehldiagnosen: „Symptome einer Borreliose ähneln jener der Grippe. Das macht es schwierig.

Derzeit ist der erste Verdacht nicht selten Corona.“ Walder zählt mehrere Beispiele auf, bei denen Betroffene mehrere Covid-19-Tests machen mussten, bevor eine Borreliose überhaupt in Betracht gezogen wurde. Walder weist darauf hin, dass laut Schätzungen der Gesundheitsbehörden jährlich 25.000 bis 70.000 Österreicher an Borreliose erkranken: „Daran sollten Patienten und Ärzte immer denken.“ Als eindeutiges Borreliose-Symptom gilt Wanderröte. Doch diese kommt nur bei der Hälfte der Betroffenen vor.

Tropische Riesenzecken (noch) keine Gefahr
Immer wieder wurden in den vergangenen Jahren tropische Riesenzecken in Europa gefunden. Sie sind rund doppelt so groß wie hier verbreitete Zecken. Im Vorjahr erkrankte erstmals ein Mensch in Deutschland durch den Stich einer Riesenzecke an Fleckfieber. Walder stuft die Gefahr in Tirol derzeit als gering ein. Es gebe keine Anzeichen dafür, dass sich diese Tiere ausbreiten. Der Mediziner ruft dazu auf, Wahrnehmungen bei ihm zu melden.

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