ZAMG-Analyse zeigt:

Wetterlagen mit Potenzial für Unwetter nehmen zu

Wissenschaft
10.06.2020 12:40

Die Häufigkeit der Wetterlagen mit Unwetter-Potenzial blieb in den 1980er- und 1990er-Jahren in Europa noch relativ konstant, doch mittlerweile ist seit Beginn des Jahrtausends ein deutlicher Anstieg um 30 bis 50 Prozent zu verzeichnen. Vor allem im Süden und Osten Europas, wie eine Analyse der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Wien ergeben hat.

In Österreich liegt die Zunahme des Gewitterpotenzials seit den 2000er-Jahren bei etwa 20 Prozent. „Das entspricht nicht einer Zunahme von Gewittern. Denn nicht bei jeder gewitteranfälligen Wetterlage werden auch tatsächlich Gewitter ausgelöst“, so die ZAMG. „Wir ermitteln Indikatoren für das Auftreten von schweren Gewittern, wie zum Beispiel eine instabile Luftschichtung und ein starker Höhenwind, und untersuchen Änderungen ihres Vorkommens in den letzten Jahrzehnten in Österreich und in Europa“, berichtete Klimaforscher Georg Pistotnik.

Zusammenhang mit der Klimaerwärmung
Die Ergebnisse der ZAMG-Analyse lassen sich mit der Klimaerwärmung in einen physikalischen Zusammenhang bringen: Pro Grad Erwärmung kann Luft im typischen Temperaturbereich der Atmosphäre um etwa sieben Prozent mehr Wasserdampf aufnehmen. Dieses Plus an Wasserdampf überträgt sich einerseits direkt in höhere Niederschlagsintensitäten, andererseits setzt die Kondensation von Wasserdampf große Energiemengen frei, die den Auftrieb in Gewitterwolken verstärken und damit auch indirekt entsprechend heftigere Wettererscheinungen ermöglichen.

Gewittersaison dehnt sich immer mehr aus
In Österreich dehnt sich wegen der zunehmenden Erwärmung die Gewittersaison in Richtung Frühling und Herbst aus. In den eigentlichen Gewittermonaten im Hochsommer könnte eine Zunahme von stabilen subtropischen Hochdruckgebieten die Gewittertätigkeit etwas dämpfen. „Hier schließt sich auch der Kreis zur Bodenfeuchtigkeit, indem der Feedback-Prozess durch eine längere Verweildauer von Wetterlagen weiter gestützt wird“, sagt ZAMG-Experte Pistotnik. „In den ,mediterran‘ geprägten Sommern dürften Gewitter seltener werden. In den dazwischen eingestreuten Sommern mit erhöhter Tiefdruckneigung bleiben Gewitter hingegen häufig und können auch weiter erhöhte Niederschlagsintensitäten und Unwetter bringen.“

Versiegelung der Böden erhöht die Schäden
Man müsse allerdings auch deutlich zwischen dem rein meteorologischen Risiko und den Auswirkungen und Schäden unterscheiden, betonte Pistotnik. „Die zunehmende Versiegelung von Flächen und die Verdichtung des Bodens in landwirtschaftlichen Nutzflächen erhöhen den Anteil des Wassers, der sofort oberflächlich abfließt. Außerdem steigt die öffentliche Wahrnehmung derartiger Ereignisse, da mittels Smartphones binnen Sekunden Fotos und Videos in sozialen Netzwerken geteilt und von den Medien aufgegriffen werden.“

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