Steirische Saisonkraft

„Nie wieder gehe ich nach Ischgl!“

Steiermark
04.04.2020 21:01

In allen (inter-)nationalen Medien liest man dieser Tage das Wort „Ischgl“, verbunden mit großteils wenig vorteilhaften Schlagzeilen. „Zu Recht“, so eine Köchin (29) aus der Steiermark, die bis vor kurzem im „Ballermann der Alpen“ arbeitete und ihre Erlebnisse schildert.

Sie war in einem renommierten Hotel tätig - bis Corona kam. „Als bekannt wurde, dass das Skigebiet geschlossen wird, hatten wir schon die einvernehmliche Kündigung vor uns liegen“, erzählt die Frau, die anonym bleiben will. Sie hat unterschrieben, wie alle anderen auch. Im Glauben, keine andere Möglichkeit zu haben und gleich nach Hause zu dürfen. Beides stellte sich als falsch heraus. „Wir erhielten alle Infos nur aus den Medien“.

„Wir haben geputzt, bis am Freitag, den 13. März, um 13.30 Uhr ein Anruf kam, wir sollen Ischgl verlassen. Ab 14 Uhr ist zu.“ So schnell ging das natürlich nicht, zwei Stunden später saß sie aber in einem Bus - und wurde in Pians wieder zurückgeschickt. „Während die Touristen alle ausreisten“, klagt sie an. In ihrem Personalzimmer harrte sie die Quarantäne aus. „Infos gab es keine, wir haben alles aus den Medien erfahren“, schildert die Steirerin.

Die Touristen seien wesentlich besser als die Mitarbeiter behandelt worden, eine Strategie sei vor Ort nie zu erkennen gewesen: „Es herrschte einfach nur Chaos. Ich verstehe nicht, warum sie nicht sofort alles dichtgemacht haben, als die ersten Fälle bekannt wurden“, sagt sie und vermutet: „In Ischgl regiert die Geldgier.“

Während die 29-Jährige im Paznaun festsaß, stellte ihr Vater Bemühungen an, seine Tochter heimzuholen: „Von der Gemeinde über die Bezirkshauptmannschaft bis hin zum Gesundheitsministerium haben wir überall angerufen, aber niemand konnte uns etwas sagen.“

Dann der Schock: Die Quarantäne wurde am 26. März um zwei Wochen verlängert. „Infos für uns gab es aber wieder nicht“, beteuern Vater und Tochter. „Zur Überraschung kam noch dazu, dass die britischen Saisonarbeitskräfte am Samstag, dem 28. März, ausgeflogen wurden. Am Montag, dem 30. März, durften die deutschen und ungarischen Arbeiter raus“, so der Vater. Nur die Österreicher, so der Eindruck, saßen weiter fest.

Dienstag dieser Woche gelang schließlich die Ausreise mit einem Bus. Die 29-Jährige ist nun wieder zu Hause. Nach Ischgl, da ist sie sich sicher, will sie aber nie wieder. „Denn der bittere Nachgeschmack, der Umgang mit uns Mitarbeitern, der bleibt.“

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