34 Unfälle in Tirol

Zahl der Rodeltoten stieg dramatisch an

Tirol
23.01.2020 12:00

Zwei tote Rodler gibt es in diesem noch jungen Winter bereits in Tirol zu beklagen. Zum Vergleich: Seit 2010/2011 waren es jeweils maximal zwei pro gesamter Saison! In ganz Österreich starben im heurigen Winter schon vier Rodler. Das ist Negativrekord seit 2010/2011.

Anfang Jänner kam ein Einheimischer ums Leben, der im Navistal über den Rand der Rodelbahn schoss und 25 Meter abstürzte. Wenige Tage später geriet ein junger Deutscher auf der Bahn der Christlum Lifte in Achenkirch über den Rand hinaus und krachte gegen einen Baum – ebenfalls mit tödlichen Folgen. In Vorarlberg prallte eine junge Frau auf einer Skipiste gegen eine Liftstütze und starb, auch in Salzburg ereignete sich ein tödlicher Rodelunfall.

„Auf einer Skipiste rodeln stellt ein Tabu dar“, warnt die ehemalige Weltklasse-Naturbahnrodlerin Sandra Mariner vom Österreichischen Rodelverband. Pistengelände sei in der Regel viel zu steil, bremsen sei daher fast nicht möglich.

Eisige Rodelbahnen
Ohne auf die zwei tödlichen Unfälle im Navistal und Achenkirch konkret Bezug zu nehmen, hält Mariner die derzeit vielfach eisigen Rodelbahnen in Tirol für eine der Ursachen, weshalb es bereits zu dermaßen vielen Zwischenfällen kam. Immerhin weist die Statistik des Kuratoriums für Alpine Sicherheit 34 Unfälle in Tirol im aktuellen Winter auf (Stand: 20. Jänner 2020).

„Seit Weihnachten bis vergangenes Wochenende hat es bei uns keinen Neuschnee mehr gegeben“, so Mariner. Die Konsequenz davon seien eben extrem eisige Rodelstrecken, auf denen man nur sehr schwer bremsen könne.

Wenn auf den eisigen Untergrund dann doch etwas Neuschnee falle, verbessere sich die gefährliche Situation freilich kaum. „Das schaut gut aus, der Neuschnee hat aber keine Verbindung mit dem Eis, die oberste, vermeintlich griffige Schicht, bricht rasch weg“, warnt die Expertin.

Bremshilfen für Eis
Bremshilfen an den Schuhen würden das Risiko unter solchen Bedingungen minimieren. Die sind freilich nicht überall im Handel erhältlich. Gute Erfahrungen hat der Rodelverband mit den Bremsgrödeln eines deutschen Rodelbauers gemacht, die auf dessen Homepage www.gl-rodel.de erhältlich sind.

35 Prozent der verletzten Rodler sind unter 15 Jahre alt, fast 50 Prozent der Rodler, die verunglücken, tragen keinen Helm. „Dabei betreffen die meisten Verletzungen den Kopf“, weiß Mariner. Sie plädiert dafür, dass auch Kleinkinder nur mit Helm auf einer Rodel sitzen!

Rodeln hat sich in den vergangenen Jahren jedenfalls zu einem Boom entwickelt. Kein Wunder – dieser Sport für Jung und Alt ist extrem kostengünstig im Vergleich zum Skifahren. „Ich weiß, dass einige Urlauber in erster Linie zum Rodeln nach Tirol kommen – aus Kostengründen“, sagt Generalsekretär Helmut Ruetz vom Österreichischen Rodelverband. Einen Grund für die Zunahme der schweren Unfälle sieht er auch darin, dass heute vielfach Ratracs die Bahnen präparieren. „Dadurch fehlen schützende Schneewände an den Seiten“, gibt er zu bedenken.

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