Morde und Gewalt gegen Frauen beschäftigen das Land mehr als je zuvor. In Frauenhäusern finden die Betroffenen Schutz vor Gewalt. So voll wie in diesem Jahr waren sie noch nie, sagt die steirische Leiterin Michaela Gosch.
Frauenmorde machen in Österreich Schlagzeilen, etwa zu Jahresbeginn, als gleich in den ersten Tagen vier Frauen getötet wurden. Im Jahr zuvor, 2018, waren 41 Frauen ermordet worden, so viele wie seit fast zehn Jahren nicht mehr. Diese Taten sind jedoch nur die Spitze des Eisbergs der Gewalt.
Schutz finden Betroffene in den steirischen Frauenhäusern. Michaela Gosch steht den Einrichtungen in Graz und Kapfenberg als Leiterin vor. „Gewalt entsteht immer dort, wo es eine Machtungleichheit gibt. Jede Frau in der Steiermark hat Rechtsanspruch auf einen Platz im Frauenhaus, wenn sie von Gewalt betroffen ist, egal, in welcher Form“, erklärt Gosch. Sechs Monate können Frauen hier gratis unterkommen. Sie werden versorgt, verpflegt und beraten. Psychologen, eine Juristin, Sozialarbeiter und Pädagogen stehen ihnen und ihren Kindern zur Seite.
Einrichtungen in der Steiermark ausgelastet
Im aktuellen Jahr waren die Einrichtungen fast immer voll belegt. Das sei ungewöhnlich. „Wir waren heuer das gesamte Jahr lang mehr oder weniger mit 100 Prozent ausgelastet. Das ist ein Novum“, sagt Gosch. Woran das liegt? An der breiten Aufmerksamkeit für das Thema, ist sie sicher. „Die Frauen erfahren, wo sie Schutz finden.“ Abgewiesen werde in einer Notsituation aber niemand.
Dennoch ist die Steiermark das Bundesland mit den wenigsten Frauenhausplätzen nach Einwohnerzahl, wie das Online-Magazin moment.at berichtet. 72 Plätze ergeben einen Versorgungsgrad von 0,58 Plätzen pro 10.000 Einwohner. Zum Vergleich: In Kärnten beträgt der Wert 1,64.
Gewalt entsteht immer dort, wo es eine Machtungleichheit gibt
Michaela Gosch, Leiterin der Frauenhäuser Steiermark
Ringen um Versorgung am Land
Eine Rechnung, die Gosch so nicht gelten lassen will – gerade in dem ländlich geprägten Bundesland. „In der Steiermark kann man mit Zahlen nicht argumentieren. Derzeit reichen die Plätze, die wir haben“, erklärt sie im Gespräch. „Man muss sich überlegen, wie man Frauen in ländlichen Gebieten schützt, die nicht nach Graz oder Kapfenberg kommen können. Zehn Plätze mehr in Graz erreichen eine Frau im Ennstal nicht. Da gibt es vonseiten der steirischen Politik gute Bemühungen, ein Konzept zu erarbeiten.“
Die Frauenhäuser seien durch Spenden und Tagsatzfinanzierung des Landes gut gesichert. Vonseiten der Politik erhält Gosch Zuspruch: „Gewalt geht gar nicht, und jede einzelne Frau, die geschlagen wird, ist eine zu viel. Wir sind stolz auf die Sicherheit, die wir Frauen dadurch bieten können“, sagt Soziallandesrätin Doris Kampus.
Sie sind von Gewalt betroffen? Wenden Sie sich an die Frauenhelpline unter 0800 222 555, die Frauenhäuser Steiermark unter 0316 42 99 00 (24-Stunden-Notruf) oder an die Polizei unter dem Notruf 133.
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