Zukunftsforscher warnt

Soziale Medien machen uns aggressiv und einsam!

Digital
30.08.2019 09:49

Wer heute einen Blick in sein Smartphone wirft und dabei soziale Medien wie Facebook aufruft, merkt schnell: Der Umgangston untereinander, nicht nur in der politischen Debatte, ist in den letzten Jahren rauer geworden. Der deutsche Zukunftsforscher Horst Opaschowski hat eine Erklärung dafür - und spricht eine eindringliche Warnung aus.

„Der moderne Mensch droht in der Masse zu vereinsamen. Massenvereinsamung ist das größte Zukunftsparadox, weil es an echten Bezugspersonen und tieferen Beziehungen fehlt“, zitiert das IT-Portal „Heise“ aus seinem Buch „Wissen, was wird“. Grund für diese Vereinsamung sei die Überreizung, der wir heute nicht zuletzt dank sozialer Medien wie Facebook oder Twitter täglich ausgesetzt sind.

„Nervöse und gehetzte Generation“
Gerade die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen leide unter dieser Überreizung, glaubt Opaschowski, der die Thematik auch in einer repräsentativen Befragung der Deutschen erforscht hat. In der Studie stimmten acht von zehn Befragten der Aussage zu: „Im Digitalzeitalter wächst eine nervöse und gehetzte Generation heran, die keinen langen Atem für geduldiges Zuhören mehr hat.“

Opaschowski: „Die Angst ist groß, dass eine dauerhaft nervöse und unruhige Generation heranwächst. Lust schlägt in Wut um und aus Nervosität wird Aggressivität.“ Das führe auch dazu, dass sich die junge Generation nicht mehr binden wolle - nicht in Beziehungen, nicht in Vereinen oder durch soziales Engagement. Diese digitalen Individualisten sind ständig vernetzt, aber dennoch einsam.

Aggressivität wird online ausgelebt
Eine These, die von einer Studie der Uni Hamburg untermauert wird, in der es heißt: „Vermehrter Nachrichtenkonsum über soziale Medien geht mit Aggressivität und radikalen Meinungen einher. Beide Tendenzen leben die Deutschen auf Social-Media-Plattformen verstärkt aus.“ Wer sich viel in den sozialen Medien informiert und laufend polarisierende Themen vorgesetzt bekommt, neigt also eher zu Hass-Postings.

Zu realer Gewalt führt der diffuse Hass der Social-Network-Nutzer derweil noch nicht. Der Kriminologe Christian Pfeiffer zu “Heise“: „Die Menschen sind heute weniger aggressiv!“ Schwere Verbrechen wie Raub, Vergewaltigung oder Morde seien in den letzten zehn Jahren stark zurückgegangen, nicht zuletzt durch die veränderte Erziehung. Pfeiffer: „Wir hatten noch nie so liebevolle Eltern.“

Soziale Netzwerke bieten viel Raum für Hass
Die Wahrnehmung im Netz sei freilich eine andere. Das Internet bietet Anstachlern, Hasspredigern und Propagandisten die Möglichkeit, für kleines Geld Tag für Tag ein neues Bedrohungsszenario zu erzeugen. Auch gezieltes Mobbing, Beleidigungen und Drohungen finden im Internet im Allgemeinen und sozialen Medien im Speziellen jeden Tag im großen Stil statt. In der Anonymität des World Wide Web, so scheint es, liegt die Hemmschwelle für viele Menschen niedriger.

Für Zukunftsforscher Opaschowski ist die Sache angesichts der aktuellen Entwicklung klar: „Wenn Sie das alles zusammennehmen, wachsende Aggressivität, wachsende Vereinsamung und wachsende Bindungsunfähigkeit, dann kann man folgern, was eigentlich die politische Aufgabe Nummer eins der Zukunft ist: für den sozialen Zusammenhalt zu sorgen, dass die Gesellschaft nicht auseinanderbricht.“

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