Die größte Lüge bleibt

So unterschiedlich wird beim Verbrauch getrickst

Motor
12.02.2019 14:44

Wir Autofahrer haben Grund zur Freude, irgendwie. Der Normverbrauch von Kraftfahrzeugen muss künftig nach WLTP statt NEFZ ermittelt werden. Die neuen Angaben kommen dem Realverbrauch deutlich näher - und sie offenbaren außerdem, dass nicht alle Autohersteller gleichermaßen getrickst haben, um besonders günstige NEFZ-Werte zu erhalten. Das wahre Problem bei der Verbrauchsermittlung wird aber nicht angegangen. Mit gravierenden Folgen für die Zukunft der Mobilität.

(Bild: kmm)

Die Freude hält sich in Österreich, am Rande bemerkt, in Grenzen, schließlich wird die Normverbrauchsabgabe bisher nach dem NEFZ-Verbrauch bemessen. Aber das soll hier heute nicht das Thema sein.

Spielraum überstrapaziert?
Offensichtlich haben die Autohersteller den vom Gesetzgeber erlaubten Spielraum bei der NEFZ-Verbrauchsermittlung unterschiedlich weit (über-?)strapaziert. Diesen Schluss legt jedenfalls der Vergleich der NEFZ-Werte mit denen nach WLTP (Worldwide harmonized Light vehicles Test Procedure) nahe.

So stiegen die Abweichungen gegenüber den offiziellen Hersteller-Angaben bei Audi auf 34 Prozent, bei Toyota auf 32 und bei BMW auf 31 Prozent, gefolgt von Ford und Volvo mit je über 29%. VW kommt im Schnitt auf einen Zuschlag von 27%, bei Opel sind es 23 Prozent.

Bei Mercedes waren es hingegen nur 16 und bei Renault 14 Prozent Abweichung. Darauf verweist der Verbraucherschutzverein (VSV).

Konkret verglichen wurden die Angaben der Hersteller auf Basis des alten Prüfzyklus NEFZ und des neuen Prüfzyklus WLTP, der seit 1. September 2018 für alle neu zugelassenen Autos in Europa gilt. Herangezogen wurden sowohl Diesel- als auch Benziner. Als umfassende Quelle fungierten die offiziellen Hersteller-Angaben (Quelle: Schweizer Bundesamt für Energie „Kassasturz 2018“) mit 334 Audi-Modellen, 77 Toyota-Modellen, 1.262 BWM-Modellen, 318 Ford-Modellen, 304-Volvo-Modellen, 332-VW Modellen, 288 Opel-Modellen, 342 Mercedes-Modellen und 68 Renault-Modellen.

Branche gibt sich überrascht
Überhaupt habe die Umstellung auf WLTP die Verbrauchsangaben stärker steigen lassen als von der Branche erwartet. Während man von einem Plus von 20 Prozent ausgegangen sei, seien es nun 26 Prozent, so der Verein mit Verweis auf Zahlen des deutschen Autoexperten Axel Friedrich.

Das wahre Problem der Verbrauchsangaben
Was sich auch mit WLTP nicht ändert, ist der Umgang mit dem Stromverbrauch von Hybrid- und Elektrofahrzeugen. Er wird weiterhin nicht berücksichtigt - die wohl größte Verbrauchslüge unserer Zeit. Und darauf basiert der verordnete Boom der Elektromobilität.

Denn wie kann ein 2,5 Tonnen schweres SUV als umweltfreundlich gelten, nur weil es elektrisch angetrieben wird? Der offizielle Verbrauch und damit der Ausstoß von CO2 und schädlichen Abgasen ist Null. Das gilt aber nur, wenn der Strom aus erneuerbaren Energiequellen kommt. Und selbst das ist theoretisch, denn: Könnte der Ökostrom für etwas anderes verwendet werden, müsste weniger „schmutziger“ Strom erzeugt werden.

Die Fragen zu Klimaschutz und Mobilität sind komplex - Elektroantrieb ist als Antwort zu einfach. Darüber darf die Diskussion über Spritverbrauch nicht hinwegtäuschen.

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(Bild: kmm)



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