Ausstellung:

Durch die „Stille Nacht“ surfen

Salzburg
29.09.2018 07:55

Sonderschau im Salzburg Museum beleuchtet die Geschichte, Botschaft und Gegenwart des weltbekannten Liedes auf unkonventionellen und vor allem sehr zeitgemäße Weise

Von Zwangsberieselung, Weihrauchduft und in Glitzer ertränkten Christbäumen fehlt in der Sonderausstellung des Salzburg Museum „Stille Nacht 200 - Geschichte. Botschaft. Gegenwart“ jede Spur.

Vielmehr tappt man in der Kunstkammer zunächst in völliger Stille nahezu im Dunkeln um sukzessive bis 24. Dezember die Erleuchtung zu finden.

Zumindest physisch, denn was den Inhalt und die Inszenierung betrifft spielt die Schau alle Stücke, und nimmt den Besucher anhand der sechs Liedstrophen mit auf eine teils multimediale Reise durch die 200-jährige Geschichte.

Dank einer Kooperation mit dem Ars Electronica Futurelab zählt nicht nur ein digitaler Countdown die Sekunden, Stunden und Tage bis zur „Heiligen Nacht“ und weist gleichzeitig den Weg in die Ausstellung. Man kann auch mit einem Touchscreen durch die Notenschrift von Joseph Mohr surfen, und sich über die melodische Struktur, den Text und der Transformation des Liedes im Laufe der Zeit schlau machen. Und ist man dann bei der „Morphing“-Station angelangt, scheint man sich eher in einem Musikvideo von Peter Gabriel oder Michael Jackson, als bei Joseph Mohr und Franz Xaver Gruber wiederzufinden.

Denn die Installation, die die weltweite Verbreitung des Liedes in den Mittelpunkt rückt, zeigt auf Flatscreens Mozarteumstudenten, die in ihrer Muttersprache von italienisch bis isländisch „Stille Nacht“ singen, und sich dabei alle zwei Takte in den jeweils anderen verwandeln.

Aber keine Sorge, selbstverständlich bietet die Schau, die das Salzburg Museum mit der wissenschaftlichen Unterstützung von Thomas Hochradner von der Uni Mozarteum realisierte, auch reale Objekte.

Neben historischen Tonaufnahmen, Spieluhren, Schellacks sowie Filmen, die von der realitätsgetreuen Doku bis zum Horror-Schocker reichen, sind Alltagsgegenstände von Gruber und Mohr, sowie natürlich Grubers Hammerklavier (um 1790) zu sehen.

Auch die Schattenseiten der „Stillen Nacht“ werden beleuchtet. Denn klarerweise blieb das Lied von politischer Zweckentfremdung durch die Nationalsozialisten nicht verschont, und natürlich hat es auch Kitsch und Kommerz mit sich gebracht.

Besondere Highlights sind mitunter aber auch ein Video, in dem Gehörlose das Lied in Gebärdensprache wiedergeben, sowie die Original Abschriften von Mohr und Gruber. Diese kann man in einem „Silent Room“ in Augenschein nehmen, und sich dabei bewusst machen, welches nachhaltige Erbe die beiden Männer hinterlassen haben.

Darüber hinaus wird die Ausstellung durch das Kunstvermittlungsprojekt „Stille Nacht - quer gedacht“ ergänzt.

„Eine sehr gelungene Ausstellung, die ganz unbefangen alle Facetten beleuchtet, und einmal mehr den Friedensgedanken des Liedes in den Vordergrund stellt“, zeigten sich Paul Estrela von der „Stille Nacht GmbH“ sowie Obertouristiker Leo Bauernberger bei der Preview zufrieden.

Tina Laske
Tina Laske
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