Digitalisierung

Nobelpreisträger sieht jeden dritten Job in Gefahr

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10.09.2018 07:31

Geht es nach Wirtschaftsnobelpreisträger Christopher Pissarides, werden in den nächsten Jahren durch Digitalisierung und den Einsatz von Robotern zehn bis dreißig Prozent der bisherigen Jobs wegfallen. Der zypriotischen Wirtschaftswissenschafter sieht deshalb vor allem die Politik gefordert: Sie müsse die Betroffenen beim Wechsel zu neuen Arbeitsplätzen nach Möglichkeit unterstützen, so Pissarides anlässlich des Treffens der Euro-Finanzminister in Wien in einem Vortrag zur Zukunft der Arbeit.

Laut Pissarides gibt es drei große Bereiche für neue und zukunftsfähige Jobs: Mehr Ingenieure, Techniker und Computerexperten werden gebraucht, um die digitalen Technologien zu entwickeln, umzusetzen und anzuwenden. Dies könnten die Regierungen unterstützen, indem es gute Universitäten mit technischer Kompetenz gebe und die Kooperation zwischen Universitäten und Unternehmen verstärkt werde. Auch in der Schule sollte den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) viel Raum gegeben werden.

Den zweiten Bereich, wo Menschen, die ihre Jobs an Computer verloren haben, unterkommen werden, sieht der Ökonom innerhalb der Unternehmen im Service-Bereich. Hier werden höhere Anforderungen an Dienstleistungen entstehen, die nur durch Menschen und nicht durch Maschinen erfüllt werden können. Als Beispiel nennt Pissarides Bankberater, die durch persönliche Gespräche eine enge Beziehung der Kunden zur Hausbank aufbauen sollen, während die reinen Kassier-Stellen zur Ein- und Auszahlung von Geldern weitgehend durch Bankomaten ersetzt wurden.

Mehr Geld und Wertschätzung für Jobs in Gesundheit und Erziehung
Der dritte und weitaus größte Bereich umfasse Dienstleistungen im gesundheitlichen und sozialen Bereich, in Unterhaltungs- und kreativen Bereichen und in der Erziehung. Auch Dienstleistungen im Haushalt gehörten dazu. Diese Arbeiten würden in einer immer reicher werdenden Gesellschaft immer wichtiger. Eine Produktivitätssteigerung sei aber kaum erzielbar, denn diese Jobs könnten nicht automatisiert werden. Viele dieser Arbeiten seien derzeit mit wenig Prestige verbunden und seien schlecht bezahlt. Für diese Arbeitsplätze solle es mehr Geld und mehr Wertschätzung geben, weil sie für die Gesellschaft wichtig seien, meint Pissarides. „Diese Jobs müssen ‘gute Jobs‘ werden, wenn wir als Gesellschaft den Krieg gegen Roboter gewinnen wollen“.

„Humankapital stärken“
Die Euro-Finanzminister hatten sich bei ihrem Treffen am vergangenen Freitag den Herausforderungen am Arbeitsmarkt gewidmet. „Die Fortschritte im Hinblick auf Robotik und künstliche Intelligenz bieten große Möglichkeiten“, sagte Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici. Man müsse aber auch sicherstellen, dass das Bildungsangebot angepasst werde und jene Menschen unterstützt werden, die vom Wandel in der Arbeitswelt negativ betroffen sind. Es gelte ein Wachsen der Kluft zwischen „Gewinnern“ und „Verlieren“ in der Gesellschaft zu vermeiden. Die steigende wirtschaftliche Ungleichheit sei der Hauptgrund für das Erstarken populistischer Kräfte. Der Wirtschaftskommissar unterstrich die Bedeutung von „Reformen 2.0“, die auf die Stärkung des „Humankapitals“ abzielen.

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