Die Gräberstätte samt Einfriedung stellte die Gemeinde zur Verfügung, wobei das Areal mit dem Aushub des nahen Liesingbaches aufgeschüttet wurde, um eine Verunreinigung des Grundwassers zu vermeiden. Die Islamische Glaubensgemeinschaft (IG) zeichnete hingegen für die Bauten verantwortlich.
Elegante Aufbahrungshalle, einfache Flachbauten
Dominiert wird der Komplex von einer hohen Aufbahrungshalle, in deren Innerem kalligraphische Schriftzeichen und ein gigantischer Kronleuchter Eleganz ausstrahlen (Bild). Deutlich minimalistischer sind die Flachbauten daneben gestaltet. Bereits seit November 2007 finden hier die rituellen Totenwaschungen statt. Auch ein Kühlhaus für die Leichen ist vorhanden. Direkt daneben findet sich eine kleine Dienstwohnung. Diese wird einem Hausmeister zur Verfügung gestellt, der permanent am Gelände wohnen soll, nicht zuletzt um dessen Sicherheit zu gewährleisten.
Omar Al-Rawi, SPÖ-Gemeinderat und IG-Integrationsbeauftragter, zeigt sich zuversichtlich, eine große Mehrheit der künftigen islamischen Toten Wiens am Areal zu versammeln. Derzeit hätten viele ältere Muslime noch Versicherungen zur Rückführung ihres Leichnams in die alte Heimat, was sich mit nachfolgenden Generationen aber ändere. Die genauen Modalitäten einer Bestattung, also etwa Kosten, ob das Grab in Pacht oder Eigentum übergehe oder ob es einheitliche Grabsteine geben wird, seien derzeit aber noch offen.
Wand und Bäume als Sichtschutz für Anrainer
Bei der Bestattung selbst wird das Gesicht des Verstorbenen gegen Mekka gedreht. Der Blick in Himmelsrichtung des islamischen Wallfahrtsortes ist dabei offen: In der hohen Mauer wurde hier ein Gittertor eingelassen. Ansonsten hat man auf den Sichtschutz für die Anrainer mittels Wand und Bäumen Wert gelegt.
20 Jahre lang immer wieder Verzögerungen
Doch diese Unklarheiten scheinen unbedeutend angesichts der langen Geschichte des Projekts: Fast 20 Jahre dauerte es, bis die Gespräche zwischen IG und Stadt 2001 in konkrete Pläne mündeten, wobei die Eröffnung für Herbst 2003 in Aussicht gestellt wurde. Dann verzögerten archäologische Grabungen, die Insolvenz der Baufirma und Geldprobleme den Fortschritt, bis es 2006 auch noch zu einem Brandanschlag auf den Rohbau kam, dessen Wände später überdies mit 53 Kreuzen beschmiert wurden.
Immerhin die Finanzierungsprobleme wurden durch Großspenden des OPEC-Fonds und Katars behoben. Mit dem heutigen Eröffnungstermin ist es Wien doch noch gelungen, der Konkurrenz aus Vorarlberg zuvorkommen. Dort entsteht in Altach eine Begräbnisstätte mit 300 Plätzen, deren Eröffnung für 2009 anvisiert ist.
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