Keine Revolution

Spore

Spiele
09.09.2008 11:11
Es ist wohl das am meisten erwartete und vor allem angepriesene Spiel des Jahres: "Spore" von "Die Sims"-Macher Will Wright. Als wahre Revolution wurde es angekündigt, die PR-Maschinerie läuft auf Hochtouren. Nach dem Test steht jedoch fest: "Spore" ist keine Offenbarung für die Gameswelt, bringt aber vor allem in den ersten Phasen Spaß und sorgt für verzückte Gesichter.

Fünf Phasen warten in "Spore" auf erkundungsfreudige Spieler. Gestartet wird im Meer - als relativ hilfloses Wesen klickt man sich von einer Mahlzeit zur nächsten und ist dabei gut damit beschäftigt, nicht selbst zur Beute größerer Gegner zu werden. In regelmäßigen Abständen wächst das selbst kreierte Tierchen und der Spieler darf sich dem zuwenden, was bei "Spore" am meisten begeistert und Spaß macht: dem Verändern und Verbessern des eigenen Wesens im Kreaturen-Editor. Zu Anfang stehen nur rudimentäre Teile wie Flossen oder stärkere Kiefer zur Verfügung, dennoch bereitet es viel Freude, dem kleinen Etwas beim Wachsen zuzusehen. Nach einer halben Stunde ist der vergnügliche Ausflug in die große Unterwasserwelt leider zu Ende, und das Wesen geht an Land.

Wieder darf der Spieler Hand an sein Tier anlegen, diesmal ist die Auswahl schön größer: Er kann das Tier dicker oder dünner machen, ihm Arme und Beine samt diverser Gliedmaßen schenken, nach Belieben das Rückgrat verlängern, zahlreiche Augenpaare und Mäuler stehen zur Verfügung ebenso wie Körperteile zur Selbstverteidigung. Jedes davon hat nicht nur optische Reize, es gibt dem Wesen auch zusätzliche Punkte für stärkeren Angriff oder höhere Sprünge. Außerdem kann das Wesen mit diversen Farben in zahllosen Varianten - gesprenkelt, gestreift, über den ganzen Körper verteilt oder nur an bestimmten Stellen - angepinselt werden.

Auch wenn Spore ein Einzelspieler-Game ist, muss sich niemand einsam fühlen: Wer besonders stolz auf sein Wesen ist, der kann Screenshots und animierte Gifs erstellen. Oder er macht Videos, die er direkt auf YouTube hochladen und so mit aller Welt teilen kann. Auch die sonstigen Schöpfungen wie das eigene Raumschiff oder individuell gestaltete Gebäude werden automatisch in einer Datenbank, Sporepedia genannt, gespeichert. Ganz automatisch lädt das Spiel übrigens auch die Wesen anderer Gamer herunter - wer das nicht möchte, kann das Feature regulieren.

Hat das Tier die Ursuppe überlebt, beginnt die zweite Phase, in der man über idyllische Wiesen läuft und versucht, die benachbarten Spezies als Freunde zu gewinnen oder zu bekämpfen. Ersteres bringt Bonuspunkte, zweiteres für Fleischfresser dringend benötigte Nahrung. Um sich mit anderen anzufreunden, muss das Wesen vier Sozialfähigkeiten einsetzen, zum Beispiel singt und tanzt es sich ins Herz anderer Völker, indem es deren Rituale nachahmt. Das ist wirklich herzerwärmend anzusehen und sorgt nicht nur bei Frauen für verzückte Gesichter ("Ooooh"s inklusive). Allerdings verliert die Phase relativ schnell an Reiz, da die Auswahl der Fähigkeiten stark beschränkt ist und weder eine Geschichte noch interessante Aufgaben warten - nur Freundschaften auf die immer gleiche Art und Weise zu schließen, Schwächere anzugreifen und auf die Suche nach Upgrades zu gehen, ist auf die Dauer langweilig.

In der darauffolgenden Phase verwandelt sich das vormals unkoordinierte Nest in einen Stamm und das Spiel damit in Aufbaustrategie. Das Fressen besorgen nun eigens gezüchtete Arbeiter, außerdem dienen Hütten der Unterkunft - der überaus beschränkte Baumodus gibt jedoch keinen Anlass zu Begeisterung. Außerdem sieht sich der Spieler wieder dem altbekannten Prinzip gegenüber - imponieren oder angreifen, wobei Krieg die einfachere Methode ist.

Die nächste Phase wartet mit Echtzeitstrategie auf, in der sich die bunte Horde in eine Zivilisation verwandelt. Vier Gebäudetypen können platziert werden, mit den gesammelten Rohstoffen werden Panzer, Schiffe und Flugzeuge gebaut. Mit denen geht's anschließend auf, sämtliche Feinde zu vernichten - wer möchte, kann aber auch auf die langwierigere Variante der Diplomatie und des Handels setzen. Die eigene Kreatur, und damit genau der Teil des Spiels, der am meisten Spaß macht, ist ab sofort übrigens leider Nebensache.

Die finale Phase spielt im Weltraum, wo der Spieler mit einer schier unüberblickbar großen Sternenkarte konfrontiert wird. Immerhin gibt es nun Missionen zu erledigen - allerdings fast immer die gleichen: Man sucht Planeten ab, besiedelt neue Welten oder verdingt sich als Bote. Lustig ist der Auf- und Ausbau des eigenen Raumschiffs, langweilig dagegen der Kampf gegen andere UFOs. Eine spannende Geschichte sucht der Spieler auch hier vergebens.

Fazit: Das Game überzeugt nur in Teilen - der Kreaturen-Editor ist eines der unbestrittenen Highlights. Technisch perfekt und liebevoll umgesetzt, bietet er praktisch unbegrenztes kreatives Potenzial, die Bearbeitung und Verbesserung des selbst erdachten Wesens ist intuitiv und dennoch komplex - außerdem macht es einfach Spaß. Das eigentliche Spiel drumherum kann da leider nicht mithalten: Die Mischung aus Simulation und Strategiespiel ist weder außerordentlich originell noch auf Dauer motivierend, es mangelt an Missionen und einer Hintergrundgeschichte. Lediglich die ersten zwei Phasen sind wirklich erfrischend und kurzweilig. Die Revolution ist also ausgeblieben - wer gerne erschafft, hegt und pflegt, kann bei "Spore" dennoch bedenkenlos zugreifen.

Plattform: PC
Publisher: Electronic Arts
krone.at-Wertung: 7/10 für "Spore" - 9/10 für den Kreaturen-Editor

von Bernadette Geißler

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