König der Öfen

Suzuki B-King – der nackte Wahnsinn

Motor
14.01.2009 13:24
Dieses Gerät ist nichts anderes, als DAS Bike, auf das die Motorradwelt gewartet hat, nicht erst seit Batman sich erstmals auf zwei Rädern fortbewegt hat. Der Name ist Programm und Understatement zugleich: B-King. Das „B“ hat diese Suzuki nicht verdient, den King sehr wohl – es handelt sich um nicht Geringeres als den König der Öfen!
(Bild: kmm)

Wenn Darth Vader einen Gastauftritt in „Mission Impossible 4“ haben darf, dann als das Transformer-Motorrad von Ethan Hunt. Und dann sieht er aus wie der B-King. (Oder sollen wir „die B-King“ sagen? Stimmen wir einfach ab - siehe Infobox!) Man braucht eine breite Brust, um über dem mächtigen Tank nicht verloren zu wirken und nicht das Gefühl zu haben, die (oder der?) B-King schnupft einen durch einen der vielen Lufteinlässe weg wie nichts. Es ist ein gewaltiges Kühlwerk, das Front und Seite dieses Eisens ziert, an Argheit nur noch von den riesigen Abluft-Geräten übertroffen. Wenn in MI:4 Jericho vorkommt, die B-King-Posaunen lassen die Mauern einstürzen.

Dabei ist der Sound gar nicht so extrem, wie diese Schalltrichter vermuten lassen. Einen Zweifel daran, dass es sich hier um ein echtes Mörderteil handelt, lässt er aber nicht. Der Motor entstammt der Hayabusa, musste zwar ein paar PS lassen, kommt aber immer noch auf 183,6 PS. Und das auf einem Naked Bike! Die tatsächliche Wahnsinnsperformance kommt aber letztlich vom brachialen Drehmoment von 146 Nm bei 7.200 Touren.

Gelobt sei der Höcker
Der B-King schiebt aus jeder Lebenslage aber so was von an! Der dritte ist der Gang der Wahl von 30 bis 230 km/h! Leg den sechsten Gang ein, wo immer du bist, sie verschluckt sich nicht. Schon der erste trägt dich in der Stunde 137 Kilometer weit. Bei der Power bin ich froh, dass Suzuki einen Höcker für den verlängerten Rücken vorgesehen hat, in den es mich reinpresst, wenn ich am Gasgriff schraube, das tut meiner Armlänge gut und der Führung des erstaunlich zierlichen Lenkers. Mehr Unterstützung darf man sich aber nicht erwarten.

Selbst ist der Mann
Okay, da ist ein serienmäßiger Lenkungsdämpfer, aber gegen den Wind bei hohem 200er-Tempo muss man sich selbst stemmen. Damit man sich dabei nicht völlig überschätzt, dreht die Elektronik bei 250 km/h den Hahn zu. Was aber viel dringender wäre, ist ABS (kommt nächstes Jahr). Angesichts des Schubs wäre auch eine Antriebsschlupfregelung sinnvoll, die ist aber nicht vorgesehen. Genau gesagt, eigentlich gibt es sie. Auf dem Tank befinden sich zwei Knöpfe, die mit „A“ und „B“ bezeichnet sind. „A“ heißt volle Power, „B“ reduziert die Leistung um angeblich 30 Prozent. Gefühlt bleiben gut 100 PS übrig und ein entsprechendes Drehmoment. B ist an Regentagen dringend anzuraten.

Dass die B-King nicht gerade ein Fliegengewicht ist, sieht man ihr an, 235 Kilo sind es trocken. Die lassen sich aber flockig bewegen, der König ist erstaunlich handlich, vor allem wenn man den 200er-Schlapfen am royalen Fuß bedenkt. (Warum die Juwelen, also die Wuchtgewichte, allerdings mit Tape an den Felgen fixiert sind, erschließt sich mir bisher nicht.) Die Sitzposition ist extrem bequem, man hält es lang auf diesem Thron aus, wenn man nicht als Sozia mitfährt (mit meinen 1,88 Meter sind allerdings die Beine etwas zu lang). Der zweite Platz ist eher ein Schleudersitz, besser man montiert (mit einem Handgriff) die Abdeckung, passt auch viel besser zu diesem Individualistengefährt. Die Sozia hätte hier sowieso nur Angst.

Be King – heute ein König
Nicht zu Unrecht, wenn sie am Charakter des Fahrers auch nur den geringsten Zweifel hat. Ein kleines Ruckerl mit der rechten Hand und der König der Öfen springt in einem gewaltigen Satz zur nächsten Kurve, an der du erst merkst, wie schnell du tatsächlich bist. Die Bremsen (vorn zweimal 310 mm mit Vierkolben-Festsätteln, hinten 260 mm mit Einkolben-Schwimmsattel) werden den Energien Herr, wenn man in der Lage ist, sie richtig zu bedienen. In der Kurve zeigen die Fußrasten, dass der Supersportler im Straßenanzug (bzw. im Superheldenkostüm) daherkommt, aber auch nur, wenn man es wirklich darauf anlegt. Aber auch ein Bodybuilder muss ja nicht dauernd Hanteln stemmen, er präsentiert sich. Und dazu hat ein B-King-Fahrer häufig Gelegenheit, denn in das, was wie ein Mega-Tank aussieht, passen nur 16,5 Liter rein.

Angesichts der Bedeutung, die die B-King hat, und der Power, die hier losgelassen wird, geht der Preis von knapp 16.000,-- Euro voll in Ordnung. Vielleicht verlegt des Königs Hofstaat den Gaszug noch so, dass man seine Ganganzeige auch sehen kann. Und ich verspreche, ihn das nächste Mal (Drehmoment + rutschiger Asphalt = Aua!) nicht wieder in einen Kreisverkehr zu betten…

Stephan Schätzl

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(Bild: kmm)



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