Seeleute in Not

Toiletten-Fiasko auf neuem US-Träger George H.W. Bush

Ausland
18.11.2011 16:03
Er ist ein Wunderwerk der Technik, dessen Bau alleine sechs Jahre dauerte und 6,2 Milliarden Dollar verschlang. Doch der neueste US-Flugzeugträger, die USS George H.W. Bush, hat ein kleines Problem: Die 423 Toiletten des mit zwei Atomreaktoren bestückten Schiffes wollen nicht so recht funktionieren. Die Besatzung verzweifelt und greift zu ungewöhnlichen Methoden, um sich zu erleichtern. Jetzt fordert der Kapitän radikale Nachbesserungen.

Was hatte die Navy vor dem ersten Einsatz der USS George H.W. Bush nicht alles versprochen? Das hochmoderne Schiff sollte der Zwischenschritt zu einer gänzlich neuen Flugzeugträger-Klasse sein, viele Neuerungen wurden in ihm bereits umgesetzt. Vor allem die niedrige Radar-Sichtbarkeit und der besonders gute Schutz der wichtigsten elektronischen Systeme wurden als Meilensteine gepriesen. Doch ein halbes Jahr später ist zumindest bei der Besatzung der Stolz auf das neue Schiff verflogen, denn eine andere wichtige Neuerung sorgt für ständigen Frust: die Vakuum-Toiletten.

Das innovative System sollte mit besonders schmalen Rohrleitungen auskommen. Doch die verstopfen immer wieder, was verheerende Folgen hat, wie die "Navy Times" jetzt berichtet. Andauernd fallen die Toiletten aus, manchmal nur einzelne, oft aber auch das gesamte System. Bislang acht Mal waren bislang alle 423 WCs gleichzeitig defekt - dabei befindet sich das Schiff erst seit einem halben Jahr im Dauereinsatz.

Suche nach einem funktionierenden WC dauert oft eine Stunde
Für die 5.680 Besatzungsmitglieder sind die Auszeiten eine Katastrophe. Zeitweise dauert die Suche nach einem funktionierenden Klo mehr als eine Stunde. Und wenn es dann endlich gefunden ist, hat sich bereits eine lange Schlange von Wartenden gebildet. Viele Seeleute erledigen in ihrer Not kleinere Geschäfte mittlerweile in den Duschen oder Waschbecken. Auch Flaschen kommen zum Einsatz, die dann an der Reeling wieder entleert werden, was wiederum zu deutlichen Geruchsbelästigungen auf dem Schiff führt.

Andere Seeleute sind mittlerweile sogar schon dazu übergegangen, das Essen und Trinken und somit auch die Klogänge zu reduzieren. Manche halten auch einfach an, was zu einer erhöhten Rate von Harnwegserkrankungen an Bord geführt haben soll.

Kapitän hat die Nase voll - und fordert neues Rohrsystem
10.000 Arbeitstsunden hat die Technikabteilung mittlerweile schon in die Lösung des heiklen Problems gesteckt - bislang ohne Erfolg. Jetzt hat Kapitän Brian Luther die Nase voll. Er fordert den Austausch des 400 Kilometer langen Abflussrohr-Systems. "Die Leitungen müssten einfach nur verbreitert werden", sagt er. Er selbst kennt die inneren Qualen, die durch die regelmäßigen Ausfälle entstehen, übrigens nur zu gut. "Wenn der Vakuum-Unterdruck im System weg ist, dann betrifft das zumeist alle Toiletten gleichzeitig, auch die des Kommandanten. Vor diesem System sind wir alle gleich."

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