Propaganda 2.0

So tobt der Gaza-Konflikt auf Twitter und YouTube

Web
17.11.2012 14:00
Nur wenige Minuten nach dem israelischen Drohnenangriff auf das Auto des Hamas-Militärchefs Ahmed al-Jabari tauchte das Video seiner Exekution auf YouTube auf. Der Urheber: die israelischen Streitkräfte. Kurz darauf eine Twitter-Meldung: Hamas-Offiziere sollten ihre Köpfe in den nächsten Tagen lieber unten halten. Urheber: wieder die israelische Armee. Wenig später äußerten die Al-Kassam-Brigaden, der militärische Arm der Hamas, ihre Trauer über den Tod ihres Oberbefehlshabers und schworen Rache – über Twitter.

Abseits des ganz realen Blutvergießens im Gazastreifen tobt noch eine andere, virtuelle Schlacht. Eine Propaganda-Schlacht, geführt mit den Waffen des Web 2.0. Beinahe im Minutentakt landen neue Informationen auf YouTube und Twitter. Sowohl die israelische Armee als auch deren Gegner, die Al-Kassam-Brigaden der Hamas, haben den Internet-Kurznachrichtendienst für sich entdeckt und berichten live von den Geschehnissen im Gazastreifen.

Laufend Fotos, Infos und Videos im Social Web
Dass es sich dabei nicht unbedingt um objektive Berichterstattung handelt, ist klar. Beide Kriegsparteien versuchen, den Propagandakrieg für sich zu entscheiden. Die Twitter-Truppe der israelischen Streitkräfte postet Fotos von Häusern, die durch Hamas-Raketen beschädigt worden sein sollen. Und die Hamas zeigt Fotos von verletzten Zivilisten, die bei israelischen Luftangriffen zu Schaden gekommen sein sollen.

Hinzu kommen auf beiden Seiten Informationen über Opferzahlen und Angriffsziele. Es ist eine regelrechte Informationsflut, die im Internet über Beobachter der Auseinandersetzung hereinbricht, freilich keine objektive. Videos wie jenes vom Präzisionsangriff auf al-Jabari vermitteln den Eindruck, es handle sich um einen "sauberen" Krieg, bei dem mit chirurgischer Präzision bestimmte Ziele ausgeschaltet werden. Die Hamas versucht im Netz wiederum, dieses Bild zu zerstören.

Israel soll eigene "Twitter-Einheit" haben
Berichten des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" zufolge verfügt die israelische Armee mittlerweile über eine eigene Einheit, die sich ausschließlich auf die Berichterstattung über den Krieg via Web 2.0 konzentriert. Im Jahr 2009 soll die Einheit gegründet worden sein – besetzt mit jungen, computeraffinen Leuten, die heute die Kanäle der israelischen Armee auf Twitter, YouTube und Konsorten füllen. Sogar eigene Kameramänner sollen die israelischen Streitkräfte begleiten, um Bildmaterial für das Internet zu produzieren.

Egal, wie die jüngste Auseinandersetzung im Gazastreifen endet, eines ist schon jetzt offensichtlich: Es handelt sich um den wahrscheinlich ersten Krieg, der auch im Social Web geführt wird. Nicht mit Hackern, die versuchen, feindliche Anlagen mit Cyberangriffen zu sabotieren. Sondern mit 140 Zeichen langen Nachrichten und Kurzvideos, die in der Öffentlichkeit das von der jeweiligen Kriegspartei gewünschte Bild erzeugen sollen.

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