Erstes Todesopfer

Epidemie in Berlin: Kleinkind an Masern gestorben

Ausland
23.02.2015 12:42
Der aktuelle Masern-Ausbruch in Berlin hat ein erstes Todesopfer gefordert: Ein Kleinkind ist den Folgen der Infektionskrankheit erlegen, wie die Behörden am Montag bekannt gaben. Der Bub war eineinhalb Jahre alt. Schon vor seinem tragischen Tod stand fest: Das von der WHO für Europa vorgegebene Ziel, dass 2015 mindestens 95 Prozent der Kinder gegen Masern geimpft sind und die Krankheit damit ausgerottet werden kann, wird Deutschland nicht erreichen. Aber nicht nur unsere deutschen Nachbarn, sondern ganz Europa hat ein Masern-Problem.

Das Kind im Alter von eineinhalb Jahren ist am 18. Februar in einem Krankenhaus der Infektionskrankheit erlegen, sagte Berlins Gesundheitssenator Mario Czaja am Montag. In Deutschlands Hauptstadt grassiert seit Oktober eine Masern-Welle. Von Ausbruchsbeginn bis zum 23. Februar wurden 574 Masern-Fälle in der Hauptstadt gemeldet. Allein im Jänner gab es 254 neue Fälle. 90 Prozent der bis Ende Jänner befragten 335 Patienten gaben an, nicht gegen Masern geimpft gewesen zu sein.

Ausbruch begann unter Asylwerbern
Der Ausbruch in Berlin begann im Oktober unter Asylbewerbern aus Bosnien-Herzegowina und Serbien. Ein Grund dafür war, dass in den Bürgerkriegswirren der 1990er-Jahren in Ex-Jugoslawien nicht mehr routinemäßig geimpft werden konnte. Doch das sollte eigentlich keine wesentliche Rolle mehr spielen, da seither 20 Jahre vergangen sind. Und wären in Deutschland bzw. in Berlin genug Menschen geimpft, könnte sich die Krankheit nicht weiter verbreiten.

Tatsache ist, dass kurz nach dem Start der aktuellen Erkrankungswelle bereits mehr als die Hälfte der Betroffenen nicht aus der ursprünglichen Personengruppe stammte. Statt Erreichen des WHO-Ziels, der Ausrottung der Masern bis 2015, kämpft Berlin somit derzeit mit einem großen Masern-Ausbruch - der nun ein erstes Todesopfer forderte.

Schon vor dem Tod des eineinhalb Jahre alten Buben hatte die Masern-Welle in Berlin eine Debatte um eine mögliche Impfpflicht ausgelöst. Gesundheitspolitiker der deutschen Regierung hatten dies angeregt. Grüne und Linkspartei kritisierten jedoch, ein Zwang zur Impfung gehe zu weit. Auch Kinderärzte halten eine Impfpflicht für nicht durchsetzbar.

Auch Österreich hat Masern-Problem
Österreich hat, wie Europa insgesamt, ebenfalls ein Masern-Problem. Innerhalb von zwölf Jahren gab es in Österreich allein rund 10.000 Erkrankungen sowie 16 Todesfälle bei Kindern. Deshalb startete das Gesundheitsministerium Anfang des vergangenen Jahres eine Impfkampagne, um die Beteiligung im Rahmen des Gratis-Kinderimpfprogramms zu erhöhen.

Bereits ab Sommer 2011 war allen Österreichern bis zum Alter von 45 Jahren die Masern-Mumps-Röteln-Vakzine für Nachholimpfungen kostenlos angeboten worden, weil es bei den jungen Erwachsenen offenbar Impflücken gibt. Im vergangenen Frühjahr wurde die Altersgrenze von 45 Jahren dann aufgehoben.

Masern-Welle auch in den USA
Auch im Masern-Musterland USA - dort wurde die Krankheit bereits ausgerottet - wurden in jüngerer Zeit wieder Fälle registriert. Das bedeutet, dass man mit den Bemühungen um einen möglichst umfassenden Impfschutz nicht nachlassen darf, weil die hoch infektiöse Krankheit auch wieder aus anderen Weltregionen eingeschleppt werden kann, zum Beispiel aus Europa.

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