Nach blutigem Ende

Algerien verteidigt Einsatz: “Antwort auf Massaker”

Ausland
20.01.2013 15:29
Nach internationaler Kritik hat Algerien sein umstrittenes Vorgehen im Geiseldrama in der Wüste verteidigt. "Der Einsatz ist die Antwort auf eine Entscheidung der Terroristen gewesen, alle Geiseln zu töten und ein wahres Massaker anzurichten", zitierte die Tageszeitung "El-Khabar" einen Armeesprecher. Die Geiselnahme durch radikale Islamisten war am Samstag mit der Erstürmung der Gasanlage bei In Amenas im Osten des Landes blutig zu Ende gegangen.

Anfangs hatte die algerische Regierung von 55 Toten gesprochen, unbestätigten Medienberichten zufolge dürfte es aber 25 weitere Opfer geben. Wie der algerische Privatsender Ennahar am Sonntag unter Berufung auf Sicherheitskreise berichtete, seien bei der Durchsuchung des Geländes die Leichen von 25 Geiseln gefunden worden.

Nach der bisherigen Bilanz der algerischen Regierung starben bei Geiselnahme und Befreiung 23 Geiseln. 32 Terroristen seien getötet worden. Mit den nun gefundenen Opfern würde sich die Zahl der Toten auf insgesamt 80 erhöhen. Über die Nationalitäten der Getöteten ist weiterhin nichts bekannt. Befreit wurden während des mehrtägigen Geiseldramas 685 algerische Beschäftigte und 107 ausländische Mitarbeiter. Laut einem Fernsehbericht sollen Sicherheitskräfte am Sonntag fünf Angreifer gefasst haben. Drei weitere Geiselnehmer seien noch auf der Flucht.

Der britische Premierminister David Cameron sagte, er bange um das Leben von fünf Briten, über deren Verbleib bisher nichts bekannt sei. Der Chef des norwegischen Energiekonzerns Statoil, Helge Lund, sagte, fünf seiner Mitarbeiter in Algerien - allesamt Norweger - würden noch vermisst. Man richte sich auf "schlechte Nachrichten" in den kommenden Tagen ein. "Menschen, mit denen wir gesprochen haben, beschreiben unglaubliche, schreckliche Erlebnisse."

Islamisten forderten Ende des Militäreinsatzes in Mali
Militante Islamisten mit Verbindungen zu Al-Kaida hatten die Anlage mitten in der Wüste Mittwoch früh gestürmt. Sie forderten ein Ende der französischen Militärintervention in Mali. Einen Tag später griff die algerische Armee ein, doch erst am Samstag konnte sie die Geiselnehmer offenbar endgültig überwinden. Algeriens amtliche Nachrichtenagentur APS meldete, die Soldaten hätten ihren Entscheidungsschlag gestartet, nachdem die Extremisten sieben weitere ausländische Geiseln getötet hätten.

Der Chef der Terrorgruppe "Die mit Blut unterschreiben", der Algerier Mokhtar Belmokhtar, erklärte in einem am Sonntag veröffentlichten Video, an der Geiselnahme seien 40 Islamisten aus unterschiedlichen Ländern beteiligt gewesen. Das Video wurde laut der mauretanischen Webseite Sahara Media bereits am Donnerstag gedreht, also vor Beendigung des Geiseldramas. Belmokhtar erklärt sich darin zu Verhandlungen mit dem Westen bereit, wenn dieser die "Aggression und die Bombardierungen gegen das malische Volk" beende.

Internationale Kritik an Algeriens Vorgehen
Für sein gewaltsames Vorgehen, das international offenbar nicht im Detail abgestimmt war, erntete Algerien Kritik aus mehreren Ländern, darunter Großbritannien und Japan. Frankreichs Präsident Francois Hollande äußerte jedoch Verständnis, da die Islamisten bereit gewesen seien, Geiseln zu töten. "So wie ich das sehe, war Algeriens Ansatz der angemessenste, denn es konnte keine Verhandlungen geben."

US-Präsident Barack Obama machte die islamistischen Geiselnehmer für das Blutvergießen verantwortlich. "Die Schuld an dieser Tragödie liegt bei den Terroristen, die sie verursacht haben", hieß es in einer schriftlichen Erklärung in Washington. Die Vereinigten Staaten verurteilten die Aktionen der Angreifer in der schärfsten Form. Obama sicherte Algerien Unterstützung zu. Die USA seien bereit, jede denkbare Hilfe zu leisten. Der US-Präsident erklärte, die Regierung in Washington werde weiter eng mit ihren Partnern zusammenarbeiten, um die "Geißel des Terrorismus" in der Region zu bekämpfen.

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