Beatrix Karl

Arbeitsrechtlerin für das Problemressort Justiz

Steiermark
21.04.2011 10:06
Als Wissenschaftsministerin hat die Steirerin Beatrix Karl keine Bäume ausgerissen, nun darf sich die studierte Arbeitsrechtlerin am Problemressort Justiz probieren. Baustellen hinterlässt ihr die gescheiterte Ministerin Claudia Bandion-Ortner jede Menge: Die Justiz klagt seit Jahren über Geld- und Personalmangel und in der Bevölkerung hat sich mittlerweile mehrheitlich die Meinung verfestigt, dass bei Prominenten nicht eifrig genug ermittelt wird. "Wir haben mit Beatrix Karl eine mutige, gescheite und tüchtige Frau im Justizministerium", streute Vize-LH Hermann Schützenhöfer am Dienstagnachmittag Rosen.

Karl ist zumindest auch Juristin und hat sogar als eine der ersten Frauen in Österreich im Arbeitsrecht habilitiert. Ihr wird eine liberale Haltung nachgesagt, etwa mit ihrer Befürwortung einer gemeinsamen Schule der Zehn- bis 14-Jährigen, in ihren Worten: "Gymnasium für alle". Diese Haltung war auch der Grund dafür, dass der zurückgetretene Parteichef Josef Pröll der ÖAABlerin die Bildungsagenden eiskalt entzog und Bildungssprecher Werner Amon übertrug. Dabei hatte Karl mit ihrem Gegenüber von der SPÖ, Bildungsministerin Claudia Schmied, ein gutes Einvernehmen.

Im Uni-Bereich war Karl bisher allerdings streng auf VP-Linie. So sprach sie sich von der ersten Stunde ihres Amtsantritts an unermüdlich für die Wiedereinführung von Studienbeiträgen aus, verbunden mit der Anhebung der Studienförderung. Mit diesem Anliegen scheiterte sie aber ebenso am Widerstand des Koalitionspartners SPÖ wie bei der Absicht einer Beschränkung der Zahl der Studienanfänger in Massenfächern.

Habilitation in Arbeits- und Sozialrecht
Karl wurde am 10. Dezember 1967 in Graz geboren. Nach dem Besuch der Hauptschule in Bad Gleichenberg und des Oberstufenrealgymnasiums in Feldbach studierte sie an der Uni Graz Rechtswissenschaften, 1991 schloss sie das Diplomstudium ab, 1995 das Doktoratsstudium mit ausgezeichnetem Erfolg. Von 1991 bis 2001 arbeitete Karl als Uni-Assistentin am Institut für Arbeitsrecht und Sozialrecht der Uni Graz. Ein APART-Stipendium am Max Planck-Institut für ausländisches und internationales Sozialrecht in München unterstützte sie bei der Vorbereitung ihrer Habilitation (2003) über die Auswirkungen des europäischen Wettbewerbsrechts auf Sachleistungssysteme wie die sozialversicherungsrechtliche Krankenbehandlung in Österreich. Ab 2001 arbeitete sie als Assistenzprofessorin und seit 2003 als außerordentliche Professorin für Arbeitsrecht, Sozialrecht und Europarecht an der Uni Graz.

Politisch hat Karl eine steile Karriere hinter sich: Als Quereinsteigerin aus einer in der ÖVP verankerten Familie kandidierte die Wunschkandidatin der damaligen Landeshauptfrau Waltraud Klasnic bei der steirischen Landtagswahl 2005. Obwohl sie den Einzug in den Landtag nicht schaffte, war das ihr Einstieg in die große Politik. Seit Oktober 2006 saß Karl für die ÖVP im Nationalrat, schon ein paar Monate später holte sie der damalige Umweltminister und spätere ÖVP-Chef Pröll für die Impulsgruppe "Arbeit" in die ÖVP-interne Perspektivengruppe. Bei der Regierungsbildung 2008 galt Karl bereits als ministrabel, wurde aber erst 2010 in die Regierung berufen, nachdem Amtsvorgänger Johannes Hahn als EU-Kommissar nach Brüssel wechselte. Zwischen 2009 und 2010 war sie ÖAAB-Generalsekretärin. Als Hobbys gibt Karl Wandern und Lesen an. Karl ist unverheiratet und kinderlos.

Schützenhöfer sichtlich enttäuscht
"Wir haben mit Beatrix Karl eine mutige, gescheite und tüchtige Frau im Justizministerium", tröstete sich Vize-Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer darüber hinweg, dass die Steiermark personell beim Regierungsteam der Spindelegger-ÖVP weniger berücksichtigt wurde. Nun müsse als zweiter wichtiger Schritt bis zum Bundesparteitag unverrückbare inhaltliche Eckpfeiler eingeschlagen und dargestellt werden, sagte er am Dienstagnachmittag.

"Ich hätte mich gefreut, wenn Reinhold Lopatka im Team gewesen wäre. Aber wir haben dem designierten Bundesparteiobmann freie Hand gelassen und nun muss uns seine Entscheidung auch recht sein. Sie wird von mir selbstverständlich mitgetragen." Zweifel oder Kritik gab es von ihm an Spindeleggers Auswahl nicht, zumindest nicht offiziell: "Ob der Wurf das ist, dass er sich freigespielt hat, das muss er selbst beantworten - er ist für das von ihm ausgewählte Team in besonderem Maße verantwortlich."

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