"Mobilitätsproblem"

Grenzeinsatz lähmt das Bundesheer

Österreich
06.12.2015 13:24
Der Grenzeinsatz des Bundesheeres zeigt, wie sehr die jahrelangen Einsparungen dem Militär zugesetzt haben. Das belegen nun auch inoffizielle heeresinterne Dokumente: Für den Einsatz mit rund 1.500 Mann muss das Bundesheer nämlich alle Kräfte bündeln. Das geht auf Kosten anderer Einheiten, denen u.a. Personal und Fahrzeuge fehlen. So sei etwa "die Mobilität de facto nicht mehr gegeben", heißt es darin.

Durch den Grenzeinsatz kommt es vor allem zu massiven Problemen bei der Mobilität. Für Truppenverlegungen müssen private Busse angemietet werden. So meldet etwa ein Bataillon in einem internen Schriftstück, dass "der Normalbetrieb" in Bezug auf die Mobilität nicht mehr gewährleistet sei.

Einschränkungen auch beim Personal
Zu Einschränkungen kommt es auch beim Personal. Neben den schnell verfügbaren Kaderpräsenzeinheiten müssen auch immer mehr Kadereingreifkräfte an die Grenze. Diese Berufssoldaten haben bestimmte Funktionen im Bundesheer und fehlen dann dort - etwa bei der Ausbildung von Grundwehrdienern.

Je nach Ausmaß des Einsatzes könnte sich dieses Problem noch verschärfen, heißt es in den der Austria Presse Agentur vorliegenden Unterlagen. Sollten kommendes Jahr weiterhin bis zu 2.000 Soldaten eingesetzt werden, würde das demnach zu größeren Einschränkungen bei der Grundwehrausbildung und zur Absage von Übungen führen. Die Basisausbildungen 2 und 3 könnten nur mehr eingeschränkt bzw. gar nicht mehr durchgeführt werden. Zu einem Kräftemangel könnte es auch bei größeren Naturkatastrophen kommen.

Verteidigungsministerium beschwichtigt
Im Ministerium betonte man, dass "der Einsatz Priorität hat". Dort sei alles, ob Personal, Fahrzeuge oder Material, verfügbar. Dafür müsse man Einschränkungen in anderen Bereichen "in Kauf nehmen", sagte der Einsatzchef des Bundesheers, Karl Schmidseder. Das sei "völlig normal". Für den Fall, dass der Einsatz auf über 2.000 Mann anwächst, "gibt es Eventualplanungen für einen Aufschubpräsenzdienst und ein Aufgebot der Miliz". Derzeit gebe es dafür aber keinen Bedarf - der Einsatz werde nämlich nicht vergrößert, sondern auf 1.000 Mann reduziert.

Dass es Schwierigkeiten mit der Mobilität gibt, gab Schmidseder zu: "Ein Mobilitätsproblem gibt es, aber keine Mobilitätskrise." Er verwies aber darauf, dass das Bundesheer in den kommenden Jahren in Fahrzeuge investieren wird.

Limit bei Essensversorgung erreicht
Immer mehr zum Problem für das Bundesheer wird auch die Essensversorgung für Soldaten und Flüchtlinge gleichzeitig. Täglich stellt das Bundesheer rund 14.000 Portionen Essen alleine für die Flüchtlinge bereit. Ursprünglich war mit dem Innenministerium vereinbart, dass das Militär die Essensversorgung der Flüchtlinge nur für die ersten vier Wochen übernimmt. Daraus ist aber - zum Ärger der Militärs - eine Dauereinrichtung geworden. Um diese Versorgung weiter aufrechtzuerhalten, wird das tägliche Angebot auf zwei Menüs reduziert, wobei eine Hauptspeise so zubereitet wird, dass sie sowohl für Flüchtlinge als auch für Soldaten geeignet ist. Zudem wird das Speiseangebot vereinfacht, man setzt öfter auf Eintopfgerichte und es wird am Abend vermehrt Kaltes (Marschkost) ausgegeben.

Einsatzchef: "Sind kein Mädchenpensionat"
Für Schmidseder sind Klagen über das Essen "Jammern auf hohem Niveau". "Dass es jetzt zwei statt drei Menüs gibt, ist zur Kenntnis zu nehmen." Kein Verständnis hat der Generalleutnant zudem für Vorwürfe, wonach es durch die Kasernenverkäufe zu wenig Platz gebe und Soldaten bei Übungen auf Matten oder Feldbetten schlafen müssen. Konkret mussten im Sommer Milizsoldaten im Zuge einer Übung drei Nächte auf Feldbetten im Turnsaal der Kaserne in Güssing schlafen. Schmidseder bezeichnete das als "völlig normal". "Wir sind kein Mädchenpensionat", stellte der Einsatzchef klar.

Aus dem Video-Archiv: Turbulente Szenen in Spielfeld

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