Live in der Arena

Satyricon brachten die Verschrobenheit nach Wien

Musik
02.12.2013 11:00
Die Norweger von Satyricon sind das seltene Beispiel einer extremen Metal-Band, die es mittlerweile zu Mainstream-Ehren geschafft hat. Satyr, Frost und Co. zeigten Sonntagabend in der Wiener Arena, dass sich künstlerischer Anspruch, verschrobene Musik und Chart-Erfolge nicht immer widersprechen müssen.
(Bild: kmm)

Die Überraschung war groß. Bereits am Anfang seines Wien-Gastspiels bedankt sich Satyr, Kopf und Herz der norwegischen Black-Metal-Band Satyricon, bei den anwesenden Fans für die treue Unterstützung. "Satyricon", so das gleichnamige neue Album der Norweger, landete im Oktober tatsächlich auf Platz 36 der österreichischen Album-Charts. Eine Ehre, die Bands aus dem härteren Segment nur sehr selten zuteil wird und die beweist, welchen Popularitätsstatus die Combo mittlerweile erreicht hat.

Verschroben und fordernd
Für die große Massentauglichkeit klingen die Songs von Satyricon zuweilen aber immer noch zu verschroben und fordernd. Mastermind Satyr schielt auf seinem neuen Album stark wie nie zuvor Richtung dichte Atmosphäre und kompositorische Geschlossenheit, verzettelt sich dabei aber gerne in instrumentaler Belanglosigkeit. Das spüren die Hörer an diesem Abend auch in der Arena, denn obwohl brandneue Songs wie "Our World, It Rumbles Tonight" oder "The Infinity Of Time And Space" die neue, immer rockiger werdende Ausrichtung der Band zeigen, müssen viele Längen verzeichnet werden.

Die Abwandlung vom typisch kalten Norwegen-Black-Metal zu einer progressiveren Herangehensweise vollzogen Satyricon schon 2002 auf dem Album "Volcano". Dementsprechend wenig Platz lässt Satyr den alten Songs, denn bis auf "Hvite Krists Dod", "Forhekset" und der mit großem Jubel quittierten Genre-Hymne "Mother North" ignoriert er die eigene Vergangenheit geflissentlich. Das mag an der Gesamtumsetzung des Programms liegen oder schlicht und einfach daran, dass Satyr diese Songs mittlerweile als eine Art Jugendsünde betrachtet.

Drummer als eigentlicher Star
Glücklicherweise haben aber auch die aktuellen Nummern genug Dampf in der Hose, obwohl man das nicht immer auf den ersten Moment erkennt. Treibende Kraft auf der Bühne ist Satyrs Songwriting-Partner Frost, der sich in der Arena hinter einem mächtigen Ungetüm von Schlagzeug versteckt und nicht nur beim hervorragenden Drum-Solo vor "Now, Diabolical" berechtigten Applaus erhält, sondern auch die reduzierten Teile mittlerweile genauso gut beherrscht wie das gewohnte Hochgeschwindigkeitsdrumming.

Von der handelsüblichen Dosis Misanthropie ist bei Satyricon nur wenig zu merken. Satyr erweist sich als charmanter Entertainer, der ungeschriebene Genre-Gesetze gekonnt ignoriert oder umschifft und sich an diesem Abend hervorragend mit dem Wiener Publikum versteht. Da haben Witze über auf die Bühne fliegende Shirts und Flyer genauso viel Platz wie Satyrs anerkennender Applaus für das Publikum, das nicht unbedingt sehr zahlreich erschienen ist, aber für eine ordentliche Stimmung bei in der Arena gewohnt hervorragenden Soundverhältnissen sorgt.

Späte Stimmung
Damit die Chemie zwischen Anwesenden und Band aber so richtig überschwappt, braucht es an diesem Abend dennoch etwas länger. Richtig warmgerockt sind die Fans dafür am Ende des Sets, denn "The Pentagram Burns", "K.I.N.G." und das energisch dargebotene "Fuel For Hatred" treffen ob ihrer Eingängigkeit und des Kultfaktors genau den richtigen Nerv. Auch wenn das Konzert über weite Strecken etwas lieblos und beliebig vonstatten ging.

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