Tat von "Anonymous"

Homepage der FPÖ erneut von Hackern gekapert

Web
11.07.2011 14:05
Die Website der FPÖ ist in der Nacht auf Montag erneut von Hackern gekapert worden - und diesmal gab es keine Möglichkeit für die Partei, einen Angriff zu dementieren. Auf der Startseite war eine Zeit lang ein geflügeltes Pony (Bild) zu sehen, unter dem das Wort "pwned" - die Kurzform von "powned", zu Deutsch "erwischt" - stand. Zu der Tat bekannte sich das Netzwerk "Anonymous", welches bereits Anfang Juli die Homepages der SPÖ und der FPÖ kurzfristig lahmgelegt hatte. Die FPÖ hat Anzeige beim Verfassungsschutz erstattet.

Auf der gehackten FPÖ-Website waren auch einige Usernamen und deren Passwörter - jedoch verschlüsselt - zu sehen, diese wolle man diesmal aber "nicht öffentlich zugänglich machen", wie "Anonymous" über die Austria Presseagentur mitteilte. Zuletzt waren auf der Website der SPÖ nach dem Hackerangriff auch Passwörter unverschlüsselt zugänglich, das habe aber "zu viel Ärger" bereitet.

Nach eigenen Angaben hat "Anonymous" vor allem die Wahrung der Meinungs- und Pressefreiheit sowie der Menschenrechte zum Ziel. Anschließen könne sich "jeder, der möchte". "Wir sind ein Kollektiv und demokratisch organisiert", so "Anonymous". Man wolle auf diese Weise gegen "Regierungen, Banken und andere korrupte Institutionen" vorgehen, so "Anonymous".

Kickl spricht von "kriminellem Akt"
Für FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl handelt es sich bei dem Hackerangriff um einen "kriminellen Akt" und keinesfalls um eine Spielerei. Die Hacker seien aber "nicht in sensible Daten eingedrungen", sie seien inhaltlich an der Oberfläche geblieben, sagte Kickl am Montag. Die FPÖ erstattete Anzeige beim Verfassungsschutz. Das Innenministerium bestätigte, dass Ermittlungen des Bundesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) in Abstimmung mit den regionalen Sicherheitsbehörden laufen.

FPÖ-Seite bleibt vorerst offline
Dass Passwörter nun in verschlüsselter Form veröffentlicht wurden, beunruhigt den FPÖ-Generalsekretär nicht allzu sehr. Ein verschlüsseltes Passwort sei so wie gar kein Passwort, sagte Kickl. Er versicherte, dass man an der Behebung des Schadens arbeite, wie lange die Seite offline bleiben werde, wagte er nicht einzuschätzen, er rechne allerdings damit, dass es nicht allzu lange dauern werde. Dass es den Hackern nun offenbar im zweiten Anlauf doch gelungen ist, die FPÖ-Seite zu knacken, kommentierte Kickl damit, dass es immer Verbesserungsbedarf gebe. Man werde nun nachbessern und die Lücken schließen.

FPÖ sucht Unterstützung durch andere Parteien
Angesichts der Tatsache, dass nun schon die Internetseiten von zwei Parlamentsparteien gehackt worden sind, kündigte der FPÖ-Generalsekretär an, mit den anderen Parteien Kontakt aufnehmen zu wollen. Seiner Auffassung nach würde es Sinn machen, sich auf politischer und vielleicht auch auf technischer Ebene abzustimmen. Eine Gesprächsrunde könne er sich auch zur Cyber-Kriminalität im Allgemeinen vorstellen.

Kickl: "Es gibt keine Sicherheitslücken bei der FPÖ"
Dass es die FPÖ diesmal richtig "erwischte", wird wohl auch ein bisschen für Schadenfreude sorgen, hatte Kickl doch erst am Wochenende - nachdem im Internet eine Liste mit Telefonnummern sämtlicher FPÖ-Granden von Parteichef Heinz-Christian Strache abwärts aufgetaucht war - darauf beharrt, dass es bei der FPÖ-IT keine Sicherheitslücke gebe. Er glaube an ein gestohlenes Mobiltelefon als Quelle der "Internet-Kriminellen". Zu der Veröffentlichung hatte sich eine Gruppe namens "tEam Pink" bekannt, die laut eigenen Angaben nichts mit "Anonymous" zu tun hat.

Und auch bei dem "Anonymous"-Hack Ende Juni, als die SPÖ-Homepage lahmgelegt wurde, hätte die Gruppe laut Kickl die Sicherheitssysteme nicht überwinden können. Es sei zwar zu Versuchen gekommen, die Serverkapazitäten der FPÖ lahmzulegen, was zu zeitweiser Nicht-Abrufbarkeit der Seite geführt habe, von einem Hack könne aber keine Rede sein.

Staatsanwaltschaft tappt im Dunkeln
Die Staatsanwaltschaft tappt indes bei der Suche nach den Tätern noch im Dunkeln. Bis jetzt hätten die Ermittlungen noch keine wirklichen Fortschritte gebracht, erklärte Thomas Vecsey, Sprecher der Staatsanwaltschaft Wien. Demnach erfolgten die Angriffe auf die Internetseiten über Verschlüsselungstools, mit deren Hilfe verschleiert wurde, von wo aus die Attacke gestartet wurde. Bisher sei es noch nicht einmal gelungen, die IP-Adressen zu ermitteln.

Mit zahlreichen Institutionen angelegt
"Anonymous" hat sich bereits mit zahlreichen Regierungen, Unternehmen und Institutionen angelegt. Unter anderem zählen die türkische Regierung, die ein Internetfiltersystem einführen will, oder die Herrscher in Ägypten, Libyen oder im Iran, die den Bürgern den freien Zugang zu Informationen versperrten, zu ihren Zielen.

"Anonymous" hatte sich kürzlich mit "Lulz Security", auch unter der Kurzform "LulzSec" bekannt, verbrüdert - eine Gruppe, die in den vergangenen Wochen mit Attacken auf den Unterhaltungskonzern Sony, den US-Senat und den US-Geheimdienst CIA bekannt geworden war, sich inzwischen aber aufgelöst hat. "LulzSec" verstand sich eher als Spaßguerilla, "Anonymous" dagegen verfolgte von Anfang an politische Ziele und hat sich auch als Unterstützer der Enthüllungsplattform WikiLeaks einen Namen gemacht.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele