Wie ein Radar-Kastl

Messung im Vorbeifahren: “Abgas-Blitzer” für Ö?

Motor
09.10.2015 10:08
Ausgeweitete Abgasmessungen im realen Verkehr könnten eine Konsequenz des VW-Skandals sein. Ein amerikanisches Unternehmen will hierfür eine kostengünstige Lösung gefunden haben, die das Abgas vom Straßenrand aus misst – so wie ein Blitzer die Geschwindigkeit.
(Bild: kmm)

Es klingt wie eine technische Spinnerei, doch tatsächlich lassen sich die Emissionen von vorbeifahrenden Fahrzeugen messen. Alles, was man dazu braucht, sind zwei unscheinbare grüne Kästen, die einander gegenüber am Straßenrand stehen. Der Autofahrer bekommt davon nichts mit, die Behörden schon: Sie sollen nach Zuordnung des Schadstoffausstoßes zu der jeweiligen Baureihe schnell Alarm schlagen können, wenn bestimmte Modelle häufig auffällig werden und dann genauer nachmessen.

Abgasmessung im Vorbeifahren auch in Österreich?
Die Idee "Remote Sensing" der amerikanischen Firma Opus Inspection klingt auf den ersten Blick recht einleuchtend. Dem Unternehmen zufolge sind die Messgeräte, die einen Infrarotstrahl durch das Abgas schicken und so Emissionen - zum Beispiel Stickoxide - bestimmen, in den USA bereits in mehreren Bundesstaaten im Einsatz. Sind die Abgas-Blitzer auch etwas, um künftig Manipulationen, wie jüngst geschehen, zu verhindern oder schneller aufzudecken?

Im Verkehrsministerium (BMVIT) winkt man ab: "Bei uns ist die Überwachung schon durch die jährliche Pickerl-Überprüfung gegeben, da fallen Ausreißer sofort auf", sagt Sprecher Christoph Ertl im Gespräch mit krone.at. Auch sei die Messgenauigkeit fragwürdig. Außerdem: "Wer sollte die Messung vornehmen? Das könnte nur die Polizei machen, aber die Abgasmessung ist ja nicht für die Sicherheit relevant. Da ist es mir persönlich lieber, die Beamten stehen mit der Laserpistole da." Typzulassungsrelevante Messungen müssten in Österreich hingegen ohnehin nicht vorgenommen werden, weil diese im Land des Herstellers erfolgen, so Ertl.

Mobile Messtechnik in Deutschland
In Deutschland wird zur Ermittlung der sogenannten "Real Driving Emissions" (RDE), also des Schadstoffausstoßes unter realen Fahrbedingungen, mobile Messtechnik eingesetzt, die sehr viel genauer arbeitet als die der Amerikaner. Die PEMS (Portable Emissions Measurement Systems) sind im Kofferraum untergebracht und messen die Abgase direkt am Auspuff. Dadurch, dass sich das Gerät im Auto befindet, können die Techniker die Emissionswerte dem Auto-Status zuordnen - zum Beispiel Beschleunigung oder Kaltstart, bei dem Fahrzeuge üblicherweise mehr ausstoßen.

BMVIT setzt sich für neue Zulassungsvoraussetzungen ein
Der Schadstoffausstoß im Realverkehr hat allerdings derzeit keinen Einfluss auf die Typzulassung, auch wenn die EU plant dies einzuführen. Heute werden Pkw vor ihrer Zulassung nach dem NEFZ -dem neuen europäischen Fahrzyklus - unter Laborbedingungen getestet, mit den vieldiskutierten Abweichungen zwischen Theorie und Praxis. "Hier müssen so bald wie möglich Messungen unter Realbedingungen für die Typzulassung obligatorisch werden", erklärt BMVIT-Sprecher Ertl.

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(Bild: kmm)



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