Lernen mit DS & Co.

Japan setzt auf Spielkonsolen im Klassenzimmer

Elektronik
05.10.2007 12:55
Eigentlich stehen Spielkonsolen in dem schlechten Ruf, Kinder vom Lernen abzuhalten. Games zu spielen, finden viele Schüler eben weit spannender als Hausaufgaben zu machen. Japanische Lehrer haben nun jedoch angefangen, sich die Begeisterung von Jungen und Mädchen für die Konsolen im Unterricht zu Nutze zu machen.

Und das offenbar mit Erfolg: Obwohl der Besuch der zusätzlichen Mathematikstunden an der öffentlichen Wada-Schule in Tokio freiwillig ist und der Unterricht am Samstagmorgen stattfindet, sind 13 von 26 Schülern gekommen. Statt in die Mathebücher schauen die Kinder aber auf die zwei kleinen Bildschirme des Nintendo DS.

Mathe-Pauken mit dem DS
Der zwölfjährige Saito Miyauchi hält seinem Lehrer Raita Hirai schüchtern lächelnd den Bildschirm seiner Spielkonsole entgegen. "Das ist sehr gut", lobt Hirai. 45 Multiplikationen in 15 Minuten hat Saito auf seiner Konsole gelöst - so viele wie kein anderer in der Klasse. "Ich habe mich schnell daran gewöhnt", erzählt Saito und zeigt, wie er die Konsole durch Berührung des Bildschirms mit einem Stift bedient.

Überall und schnell lernen
Nana Watanabe stehen hingegen Schweißperlen auf der Stirn, als sie die Rechenaufgaben löst. Mit der Spielkonsole Mathe zu üben findet sie aber ganz praktisch: "Mit der Spielkonsole kann ich überall und sehr schnell lernen." "Das Ziel ist, dass die Kinder selbst lernen", sagt Lehrer Hirai.

Wortschatz um 40 Prozent gestiegen
In der Stadt Yawata im Westen des Landes sind die Nintendo-Spielkonsolen seit diesem Jahr im Einsatz - im Englischunterricht. Jeden Morgen üben die Schüler zehn Minuten lang neue Vokabeln mit den kleinen Konsolen. "Der Vorteil ist, dass die Schüler ein englisches Wort gleichzeitig sehen, hören und es schreiben können", sagt Yukimitsu Hayashi von der örtlichen Schulbehörde. Ersten Studien zufolge stieg der englische Wortschatz der Mittelschüler durch den Einsatz der Konsolen um 40 Prozent.

Im Vergleich zu Computern sind die Spielkonsolen ein günstiges Lernmittel, schildert Hayashi einen weiteren Vorteil. Der Nintendo DS koste etwa 17.000 Yen (105 Euro), das entspreche etwa sechs Prozent der Kosten für einen Computer.

Lernen mit der Playstation
Auch die private Otemon Gakuin Grundschule in der Großstadt Osaka testete Spielkonsolen im Klassenzimmer. 38 Viertklässler im Alter von neun und zehn Jahren lernten ein halbes Jahr mit der Sony Playstation. Lehrer Toyokazu Takeuchi wurden die Ergebnisse der Kinder direkt auf seine Konsole übertragen. So konnte er sofort erkennen, welche Schüler welche Fehler machten.

"Wir kombinieren die traditionelle Lehre des Lesens, Schreibens und Rechnens mit der Kraft der Informationstechnik und der Spielcomputer", schwärmt der Lehrer von "E-Learning made in Japan". Nach Abschluss des Pilotprojektes will Takeuchi bald auch in der zweiten Klasse die Playstation einsetzen.

Konsolen als Chance für Entwicklungsländer
Die Eltern allerdings sorgen sich immer noch über neue Medien, "die sie nicht verstehen, die ihre Kinder aber faszinieren". Lehrer Hirai aus Tokio sieht in dem Trend allerdings sogar Chancen für Entwicklungsländer: "Eine Stromquelle reicht, und schon kann man sich das Wichtigste selbst beibringen."

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