Molkereien geben zu:

Haltbarkeitsdatum wird willkürlich festgelegt!

Wirtschaft
24.08.2017 10:20

Bahnt sich in Österreich ein neuer Lebensmittelskandal an? Die großen Molkereien im Land haben bei einer Umfrage von Greenpeace zugegeben, das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) bei ihren Produkten willkürlich festzulegen. Bei ganz normaler, industriell hergestellter Butter etwa kann sich das MHD um bis zu 45 Tage unterscheiden. Einige Hersteller geben auch zu, dass bei bestimmten Produkten das MHD auf Wunsch des Handels gekürzt wird.

"Damit haben wir es jetzt schwarz auf weiß, dass der Handel bestimmte Milchprodukte mit einem unnötig kurzen MHD versehen lässt", ärgert sich Greenpeace-Konsumentensprecherin Nunu Kaller. Die Ursache dafür ortet die Umweltschutzorganisation bei überzogenen Produktanforderungen durch den österreichischen Handel sowie bei gewissen Gütezeichen wie AMA. Bei Exportprodukten werden die Fristen hingegen verlängert.

Unterschiedliche Fristen
Ein Beispiel sind die Fristen bei der Bio-Butter einer großen Supermarktkette: Diese lässt die 250-Gramm-Packung mit einer Frist von 55 Tagen versehen, die 125-Gramm-Packung hingegen mit einer von 60 Tagen. "Dabei sollte man meinen, dass gerade kleinere Butterpackungen empfindlicher sind, da diese schneller auf kurzzeitig höhere Temperaturen reagieren", so Kaller.

"Man kann sich nur wundern"
"Bei den Antworten kann man sich nur wundern", fasst die Konsumentensprecherin die Ergebnisse der Umfrage zusammen. "Neben der Butter sind auch die Spannen beim MHD für das Naturjoghurt und für frisches Schlagobers nicht nachvollziehbar." Bei dem Joghurt liegt das MHD zwischen 30 bis 45 Tagen nach der Produktion, bei Schlagobers zwischen zehn bis 14 Tagen. "An unterschiedlichen hygienischen Standards in den Molkereien kann es jedenfalls nicht liegen. Denn aus dem Werk mit der am längsten haltbaren Butter kommt das am kürzesten haltbare Joghurt."

Einheitliche Regeln gefordert
Greenpeace fordert daher ein einheitliches Verfahren zur Festlegung von realitätsnahen MHD: "Das MHD muss geregelt werden. Es kann nicht sein, dass, wenn zwei Molkereien am gleichen Tag vergleichbare Butter produzieren, Molkerei A 30 Tage für das MHD festlegt und Molkerei B 75 Tage", meint Kaller. Neben der Butter hat Greenpeace auch für Naturjoghurt (3,6 Prozent), Schlagobers sowie sogenannte länger frische Milch die jeweiligen "Haltbarkeitsfristen" sowie die Gründe für die Festlegung von diesen bei den zehn größten österreichischen Herstellern abgefragt.

Auf die eigenen Sinne verlassen
Skurril war für die NGO auch, "dass bei Milchprodukten, die vor den Feiertagen abgefüllt werden, das MHD später angesetzt wird als bei jenen zu feiertagsfreien Phasen", so Kaller. Den Konsumenten rät Greenpeace, sich speziell bei Milchprodukten auf die eigenen Sinne zu verlassen. "Wenn ein Produkt das MHD überschritten hat, zuerst schauen, riechen und schmecken. So erkennt man immer, ob die Butter, das Joghurt oder das Schlagobers noch genießbar sind", sagt Kaller. Ein Langzeittest von Greenpeace hat ergeben, dass zum Beispiel Naturjoghurt auch ein halbes Jahr nach dem MHD noch immer nicht verdorben war.

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