Daten geleakt

90 Österreicher auf syrischer Fahndungsliste

Österreich
03.04.2017 11:44

90 Österreicher sollen auf einer Liste der syrischen Geheimdienste stehen. Ihnen drohten Einreisesperren, Kontrollen durch die Behörden bis hin zu Festnahmen, berichtete das Ö1-"Morgenjournal" am Montag. Die Liste wurde dem ORF-Radio von der oppositionellen syrischen Internetplattform "Zaman al-Wasl" zur Verfügung gestellt und sei Teil eines größeren Datenleaks. Das Dokument sei von verschiedenen syrischen Geheimdiensten angelegt worden und reiche in die 1960er-Jahre zurück. 1,6 Millionen Einträge seien enthalten, 90 von ihnen sollen Österreicher betreffen.

Verhaftet werden soll demnach etwa der junge Wiener Firas H., der sich der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat angeschlossen und im Internet IS-Propaganda auf Deutsch verbreitet habe. Er soll allerdings 2014 ums Leben gekommen sein. Gefahndet werde auch nach den beiden "Dschihad-Mädchen" aus Wien, die nach Syrien gereist seien und von denen ebenfalls mindestens eine tot sein dürfte.

Auch FPÖ-Politiker auf Fahndungsliste
Etwa ein Drittel der Personen auf der Liste habe arabische Namen. Bekannte Aktivisten seien nicht unter ihnen. Außerdem schienen fünf freiheitliche Politiker auf, einer von ihnen habe sich mittlerweile aus der Partei zurückgezogen. Andere österreichische Politiker stünden nicht auf der Liste, zu finden seien aber ein ehemaliger Kommandant des österreichischen UNO-Kontinents am Golan, mehrere Geschäftsleute sowie der 1997 verstorbene Nahostexperte, Journalist und Autor Hans Benedict.

Experte vergleicht Haft in Syrien mit IS-Folter
Die Liste sei "sehr schlampig geführt", viele Namen seien falsch geschrieben, Passnummern fehlten, so der Schweizer Journalist Kurt Pelda, der lange in Syrien gearbeitet hat und ebenfalls auf der Liste steht, gegenüber ORF-Radio. Das zeige, wie syrische Geheimdienste arbeiteten: "Die Geheimdienste leben vor allem von ihren Folterkellern und den Aussagen, die sie dort erzwingen. Das zeigt, dass, wenn gefoltert wird, man sich auf diese Dinge konzentriert und nicht - wie in Demokratien üblich - auf sauberes Recherchieren. Syrien ist ein totalitärer Staat." Eine Verhaftung durch den syrischen Geheimdienst sei praktisch gleichbedeutend damit, in die Hände des IS zu fallen.

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