Sony Vaio Tap 20

Windows-8-Exot: Sonys Riesentablet im Praxistest

Elektronik
30.10.2012 16:29
Mit dem Vaio Tap 20 bringt Sony einen PC auf den Markt, bei dem sich zu allererst diese Frage stellt: Was ist das? Ein All-in-One-Desktop mit Akku? Ein aufstellbares Riesentablet mit zwanzig Zoll? Tatsächlich ist er beides. Der Tap 20 ist Sonys Verschmelzung von All-in-One-Desktop und Tablet-PC und Begründer einer neuen Geräteklasse, die sich am Markt erst noch bewähren muss.

Das Testgerät kommt mit einem mit 1,7 GHz taktenden Core-i5-Prozessor aus dem Hause Intel, dem sechs Gigabyte Arbeitsspeicher zur Seite stehen. Auf eine separate Grafiklösung von AMD oder Nvidia wurde verzichtet, stattdessen kommt Intels HD-4000-Grafik zum Einsatz. Surfen und Arbeiten sind in dieser Konfiguration kein Problem und auch die Touch-Eingabe gelingt reibungslos und ohne Ruckler. Grafisch anspruchsvollere Anwendungen wie aktuelle 3D-Spiele vom Schlage eines "Borderlands 2" bringen dieses Setup jedoch schnell an seine Grenzen.

An Anschlüssen stehen dem Benutzer zwei USB-3.0-Ports, Kopfhörer- und Mikrofonbuchse sowie ein Kartenleser, der mit SD-Karte und Memory Stick Duo umgehen kann, zur Verfügung. Auch eine Ethernet-Schnittstelle hat der Vaio Tap 20 an Bord. Zur kabellosen Kommunikation stehen Bluetooth 4.0 sowie schnelles N-WLAN bereit. Ein optisches Laufwerk hat der Vaio Tap 20 nicht. Äußerlich präsentiert sich der an der Vorderseite durch eine Glasscheibe geschützte PC in weißem Plastik, das aber weder billig wirkt, noch irgendwo nachgibt.

Guter Sound, leichtes Bildrauschen
Sonys experimenteller Touch-PC verfügt des Weiteren über ein integriertes 2.1-Soundsystem, das in puncto Klang positiv überrascht. Es ersetzt sicherlich kein hochwertiges Soundsystem, bietet aber einen für in einen PC integriertes Soundsysteme recht ausgewogenen Klang, bei dem auch der Bass schön zur Geltung kommt. Die an der Vorderseite verbaute Kamera für Videotelefonie löst mit 1,31 Megapixel auf. Im Test bei etwas schwächerer Beleuchtung trübte leichtes Bildrauschen das Vergnügen, bei guten Lichtverhältnissen war die Bildqualität hingegen tadellos.

Der mit 1.600 mal 900 Bildpunkten auflösende Multi-Touch-Monitor mit zwanzig Zoll Diagonale liefert satte Farben und genug Helligkeit, ermöglicht also angenehmes Arbeiten im Desktop-Betrieb und reagiert auch im Touch-Modus schnell und zuverlässig. Bis zu zehn Berührungspunkte kann das Panel dabei gleichzeitig interpretieren, was Multi-Touch-Gesten wie beispielsweise das Zoomen durch das Auseinanderbewegen zweier Finger ermöglicht.

Gelungenes Experiment, das auch praktisch überzeugt
So viel zu den technischen Daten. Doch wie sieht es mit der Praxistauglichkeit des Desktop/Tablet-Hybriden aus? Aus Sicht des Testers: gar nicht schlecht. Im Betrieb als Desktop-Rechner überzeugte der Tap 20 mit seinem großen, hellen Bildschirm, ausreichend Anschlussmöglichkeiten und gutem Sound. Das Gerät ist angenehm leise und nervt nicht mit lärmenden Lüftern.

Office-Arbeiten gelingen sehr gut und profitieren hie und da – etwa beim Erstellen von Powerpoint-Präsentationen mit kleineren Skizzen – sogar vom Touchscreen, wenngleich im Desktop-Betrieb Tastatur und Maus das angenehmere Bedienerlebnis bieten. Ein Manko für all jene User, die auf mehr als einem Bildschirm arbeiten, ist das Fehlen eines DVI- oder HDMI-Anschlusses. Den Desktop des Vaio um einen externen Monitor zu erweitern, ist nicht möglich.

Dafür ist es möglich, den rund 5,2 Kilo schweren Computer einfach vom Stromnetz zu trennen und dorthin mitzunehmen, wo man gerade hin will. Zumindest, wenn die gewünschte Destination in den eigenen vier Wänden liegt. Weitere Reisen mit dem Vaio sind zwar auch möglich, machen aber angesichts des doch recht hohen Gewichts keinen Spaß. Dafür ist er aber auch nicht gedacht. Sony positioniert ihn vielmehr als Entertainment- und Familien-PC fürs Wohnzimmer.

Spaß abseits der Steckdose
Und tatsächlich erlaubt der drei bis vier Stunden haltende Akku kleinere Expeditionen ins Wohnzimmer oder in die Küche, um Bilder auf dem lichtstarken Display zu präsentieren, gemeinsam mit der Familie mittels Maps-Anwendung den nächsten Urlaub zu planen, im Internet zu surfen, während des Kochens ein Rezept im Blickfeld zu haben oder einfach eine Partie Minesweeper zu spielen.

Die neue Gerätekategorie des Desktop/Tablet-Hybriden eröffnet Nutzungserlebnisse abseits klassischer Desktops oder kleinerer Tablets, denen nur durch die Kreativität der App-Entwickler Grenzen gesetzt werden. Alleine schon das Potenzial bei Multiplayer-Spielen für Zwischendurch – beispielsweise digitale Brettspiele – erscheint auf den ersten Blick gewaltig. Wenn sich die Geräteklasse durchsetzt und in den kommenden Monaten auch genug Entwickler entsprechende Software bereitstellen, dann hätte der Vaio das Zeug zum Überraschungshit.

Schwachpunkt App-Auswahl
Genau hier liegt im Moment aber auch noch der Schwachpunkt des Vaio Tap 20: Es gibt schlicht und einfach noch kaum hochqualitative Touch-Apps für Windows 8. Freilich ist das nicht Sonys Schuld und auch Microsoft kann man den schwarzen Peter nicht zuspielen. Windows 8 ist einfach noch zu neu, als dass der Microsoft Store bereits zum Bersten gefüllt wäre. Und die Tatsache, dass täglich rund tausend neue Anwendungen online gehen, lässt für die Zukunft hoffen.

Was bleibt, ist der Eindruck, dass Sony mit dem Vaio Tap 20 einen gelungenen Grundstein für eine neue Gerätekategorie gelegt hat, der ein gewisses Potenzial – gerade bei Casual-Usern - nicht abzusprechen ist. Ob er langfristig ein Erfolg wird, hängt einerseits von der weiteren Entwicklung des Microsoft Stores, andererseits aber auch von der Akzeptanz vonseiten der Kunden ab. Der Sony Vaio Tap 20 ist zum Preis von 999 Euro (Variante mit Core i3) bzw. 1.199 (Variante mit Core i5) bereits im Handel erhältlich.

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