Das Ende einer Ära

Apple-Gründer Steve Jobs tritt zurück

Web
25.08.2011 07:14
Der Chef und Gründer des US-Computerherstellers Apple, Steve Jobs, hat nach monatelanger gesundheitsbedingter Auszeit seinen Rücktritt erklärt. Der Verwaltungsrat wählte den bisherigen Geschäftsführer Tim Cook bereits zum Nachfolger. Jobs bleibt der Firma als Vorsitzender des Verwaltungsrats treu. Erst vor wenigen Tagen hatte Apple mit einem Börsenwert von 346 Milliarden Dollar (rund 240 Milliarden Euro) den Ölkonzern Exxon als wertvollstes Unternehmen der Welt vom Thron gestoßen.

Der 56-jährige Jobs erklärte in einem Brief (siehe Infobox), er habe stets gesagt, dass er zurücktreten werde, sobald er merke, dass er seine Aufgaben als Firmenchef nicht mehr erfüllen und den Erwartungen nicht mehr gerecht werden könne. "Leider ist dieser Tag gekommen. Ich trete also als Generaldirektor von Apple zurück."

Über einen Rückzug Jobs' war schon seit Längerem spekuliert worden, der Zeitpunkt der Ankündigung ist jedoch eine Überraschung. Schließlich steht im kommenden Monat die Präsentation der neuen Version des Apple-Kassenschlagers iPhone ins Haus. Jobs hatte es sich auch während seiner krankheitsbedingten Abwesenheit seit Jänner nicht nehmen lassen, neue Produkte selbst zu präsentieren.

Spekulationen über Gesundheitszustand
Einen Grund für seinen plötzlichen Rücktritt nannte Jobs nicht - Details zu seinen Krankheiten hatte er nie selbst an die Öffentlichkeit getragen. Ein Vertrauter versicherte der Finanznachrichtenagentur Bloomberg jedoch, der Abgang deute nicht auf eine plötzliche Verschlechterung von Jobs' Gesundheitszustand hin. Jobs habe den Mittwoch in der Apple-Zentrale verbracht und an einer regulären Sitzung des Verwaltungsrates teilgenommen. In den vergangenen Wochen aber sei er an sein Haus gebunden gewesen, er fühle sich schwach.

Dagegen zeigte sich ein Silicon-Valley-Firmenchef besorgt. Die Wortwahl im Rücktrittsschreiben Jobs' lasse vermuten, "dass es um seine Gesundheit schlechter steht als bisher bekannt", sagte er Reuters. "Niemand glaubt, dass Steve einfach zurücktritt, weil er nicht mehr Apple-Chef sein will. Da kommt wohl noch etwas auf uns zu."

"Retter" Jobs nun Chef des Verwaltungsrats
Wie Apple mitteilte, wählte der Verwaltungsrat Jobs zu seinem neuen Vorsitzenden. Im Namen des Verwaltungsrats hob dessen Mitglied Art Levinson die Leistungen des Firmengründers hervor: "Die Vision und die außergewöhnliche Führungspersönlichkeit von Steve haben Apple gerettet und zum innovativsten und wertvollsten Technologiekonzern der Welt gemacht", erklärte Levinson.

Wie bei keinem zweiten Unternehmen wird der Erfolg von Apple mit der Person des CEO in Verbindung gebracht. Infolge der Rücktritts-Ankündigung stürzte der Wert der Apple-Aktie nach Börsenschluss in New York am Mittwochabend um 5,3 Prozent von 376,18 Dollar auf 356,10 Dollar. Auch an der Frankfurter Börse rückten die Apple-Aktien am Donnerstag um 6,3 Prozent auf 242,71 Euro ins Minus. "Apple ist Steve Jobs, und ohne Steve Jobs ist Apple nicht mehr Apple", fasste ein Händler zusammen. "Für viele Anleger heißt das, sie trennen sich von den Aktien."

Nachfolger Cook seit 13 Jahren bei Apple
In seiner Mitteilung schrieb Jobs, die besten Zeiten stünden dem Unternehmen noch bevor. "Und bin gespannt darauf, in einer neuen Rolle diesen Erfolg zu beobachten und daran mitzuwirken", heißt es in dem Brief. Der Verwaltungsrat sprach Cook, der seit 13 Jahren bei Apple arbeitet, sein volles Vertrauen aus. Er sei "der Richtige, um unser nächster Generaldirektor zu werden". Auch Analysten äußerten die Erwartung, dass der Konzern nach dem Abgang von Jobs auf der Erfolgsschiene bleiben werde. "Keine Panik, Ruhe bewahren: Es ist genau die richtige Entscheidung", sagte etwa Analyst Colin Gillis. Dass Jobs in den Verwaltungsrat wechsle, spreche für Kontinuität.

Immer wieder krankheitsbedingte Pausen für Jobs
Der neue Apple-Chef Cook gilt als Arbeitstier und strenger Chef mit trockenem Humor, der das Büro als Erster betritt und als Letzter verlässt (siehe Infobox). Er hatte Jobs bereits mehrmals vertreten, als dieser sich aus gesundheitlichen Gründen Auszeiten nahm. Unter der letzten kommissarischen Leitung Cooks von Jänner bis Juni 2009 hatten Apple-Aktien um etwa 70 Prozent zugelegt. Im Jänner hatte sich Jobs neuerlich für unbestimmte Zeit krankschreiben lassen. Der Erfinder der Kultapparate iPhone, iPod und iPad hatte sich vor zwei Jahren einer Lebertransplantation unterzogen, im Jahr 2004 überstand er Bauchspeicheldrüsenkrebs. Sein hageres Äußeres hatte seit Längerem Spekulationen über Gesundheitsprobleme genährt.

1976 in der Garage seiner Eltern begonnen
In der Garage seiner Eltern hatte Jobs 1976 als 21-Jähriger zusammen mit seinem fünf Jahre älteren Freund Steve Wozniak die Firma Apple Computer gegründet. Das Duo entwickelte den Macintosh-Computer, ging jedoch 1985 im Streit auseinander. Jobs wurde Chef der Animationsfilm-Studios Pixar, mit Apple ging es daraufhin bergab. 1997 rief der Konzern den Mitgründer zurück und entwickelte seither zahlreiche Geräte, die durch ihr innovatives Design bestachen. Auf den Computer iMac folgte 2001 der iPod, der mit 250 Millionen Stück zum meistverkauften digitalen Walkman der Welt wurde und das Musikgeschäft revolutionierte.

Einen weiteren Meilenstein in der Informationstechnologie setzte Apple im Jahr 2007 mit dem Mobiltelefon iPhone, das den Smartphone-Boom einläutete. Der erst im Vorjahr vorgestellte Tablet-Computer iPad wurde ebenfalls bereits millionenfach verkauft und könnte den Konsum von Massenmedien wie Zeitungen und Fernsehen tiefgreifend verändern. Neueste Innovation von Apple ist die iCloud, die einen Zugriff auf im Internet gespeicherte Musikstücke, Videos und Fotos von verschiedensten Geräten aus ermöglichen soll.

Seinen Erfolg kehrt Jobs nicht nach außen. Er gibt sich asketisch und kleidet sich stets leger - typisch ist sein schwarzes Stehkragen-Shirt zur Jeans. Nach einer langen Zeit als Single, in der er auch eine Affäre mit der Folk-Sängerin Joan Baez hatte, heiratete er 1991. Er hat vier Kinder, darunter eine Tochter aus einer vorehelichen Beziehung. Am 21. November erscheint in den USA die erste autorisierte Biografie über Jobs.

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