Sehr gerne wird derzeit von allen Seiten die Politik für die uns tagtäglich aufregenden Unzulänglichkeiten im Zusammenhang mit der 4. Covid-Welle verantwortlich gemacht. Doch in Wahrheit sind es wir selbst, also unsere Gesellschaft, die mit dieser Herausforderung kaum zurechtkommt und versagt. Es ging uns einfach viel zu lange viel zu gut, und wir haben verlernt, mit einer tiefgehenden Krise richtig und effizient umzugehen. Wir erlauben, dass ein rein medizinisches Problem – weil es vielleicht unseren wegen des langen Friedens und Wohlstands überdrehten Individualismus kurzfristig bedroht – zu einem politischen Problem transferiert wird. Wir tolerieren, dass dieses vermeintlich politische Problem, durch eine gewisse Partei speziell befeuert, unsere Gesellschaft entzweit und Freunde und Familien auseinanderbringt. Und wir erkennen in unserer Wohlstandsdekadenz nicht, dass wir im Begriff sind, jenen Ast, auf dem wir alle gemeinsam sitzen, gerade munter und mit viel Herzblut und Fanatismus durchzusägen, um danach dorthin zu stürzen, wo sich die überwiegende Mehrheit der Menschheit bereits befindet – in Not, Elend und Unfreiheit. Denn viele in unserem Land begreifen nicht mehr, wie gut es ihnen eigentlich vergleichsweise wirklich bisher ging, und haben das „Jammern auf hohem Niveau“ institutionalisiert. Ein Jammern, für das nicht die Politik per se verantwortlich gemacht werden kann, sondern nur wir selber.