Geiselbefreiung

Bald auch die Politikerin Betancourt frei?

Ausland
11.01.2008 14:12
Nach der Freilassung zweier Frauen aus jahrelanger Gefangenschaft der kolumbianischen FARC-Guerilla ist Bewegung in die gesamte Geiselkrise gekommen: Am Freitag wuchs die Hoffnung, dass auch die übrigen mehr als 40 FARC-Geiseln freikommen könnten, unter ihnen die kolumbianisch-französische Grünen-Politikerin Ingrid Betancourt. Nach Angaben des französischen Außenministers Bernard Kouchner sind entsprechende Anstrengungen seitens seines Landes, der Schweiz und Spaniens im Gange.

Kouchner sagte im Radiosender Europe 1, die Bemühungen der Vermittler der drei Staaten zur Bildung einer Kontaktgruppe mit den Revolutionären Streitkräften Kolumbiens (FARC) gingen weiter. Er selbst werde bald in Kolumbien mit Staatspräsident Alvaro Uribe zusammentreffen. Entscheidend sei nun, „den Druck aufrecht zu erhalten“ und „mit Unterstützung von mittlerweile sämtlichen Staatsoberhäuptern Lateinamerikas und letztlich der weltweiten öffentlichen Meinung“ die Freilassung sämtlicher noch festgehaltener Geiseln zu erreichen.

Viel Lob für Chavez
Kouchner erinnerte daran, dass die linksgerichteten Rebellen eine Freilassung Betancourts und der anderen verbliebenen Geiseln im Tausch mit 500 inhaftierten Gesinnungsgenossen in Aussicht gestellt hätten. Die Frage sei, ob Uribe auf diese Forderung der Guerilla eingehen könne. Dass der rechtskonservative Uribe dem linksnationalistischen venezolanischen Präsidenten und Castro-Freund Hugo Chavez für dessen Bemühungen und seine „Effizienz“ bei der Befreiung von Betancourts früherer Wahlkampfmanagerin Clara Rojas und der ehemaligen Abgeordneten Consuelo Gonzalez dankte, bezeichnete Kouchner als „vollkommen beispiellos“ und „großartig“.

Frauen nach Venezuela geflogen
Nach amtlichen Angaben aus Havanna war der kubanische Botschafter in Venezuela, German Sanchez, auf Wunsch der kolumbianischen Regierung als „internationaler Garant“ an der Befreiung der beiden Geiseln beteiligt. Sanchez nahm zusammen mit dem venezolanischen Innenminister Ramon Rodriguez Chacin, der kolumbianischen Senatorin Piedad Cordoba und Vertretern des Roten Kreuzes am Donnerstag an der Übergabe der Geiseln im Südosten Kolumbiens teil. Mit dem Hubschrauber wurden die beiden Frauen anschließend nach Venezuela ausgeflogen.

Empfang mit Tränen
Bei der Ankunft in Caracas schloss die 44-jährige Rojas mit Tränen im Gesicht ihre 76-jährige Mutter Clara Gonzalez in die Arme. Dem privaten kolumbianischen Radiosender Caracol sagte Rojas, von Betancourt habe sie seit drei Jahren nichts gehört. Die Rebellen hätten sie „aus Sicherheitsgründen“ von ihr getrennt. Rojas sprach in dem Interview auch über ihren Sohn Emmanuel, den sie vor dreieinhalb Jahren durch einen Kaiserschnitt im Urwaldversteck der Guerilla zur Welt brachte. Das Baby sei ihr noch als Säugling weggenommen worden. „Das war sehr hart, aber für ihn bin ich am Leben.“

„Wie eine Wiedergeburt“
Die 57-jährige Gonzalez wurde von ihren Töchtern im Empfang genommen. Zum ersten Mal begegnete sie ihren zwei Jahre alten Enkelin. „Es ist, als sei ich wiedergeboren worden“, sagte die frühere Abgeordnete. Beide Geiseln berichteten, sie hätten vor der Übergabe 20 Tage durch den Dschungel wandern müssen. Die Frauen wirkten in Caracas körperlich gesund. Rojas war im Februar 2002 zusammen mit der damaligen Präsidentschaftskandidatin Betancourt verschleppt worden. Gonzalez geriet bereits im September 2001 in die Gewalt der Rebellen.

Die FARC-Guerilla legte der venezolanischen Regierung nach eigenen Angaben Beweise dafür vor, dass acht ihrer Geiseln noch am Leben sind. Laut Gonzalez leben aber vor allem die männlichen FARC-Gefangenen unter schwierigen Bedingungen. Sie seien Tag und Nacht angekettet.

Auch die US-Regierung räumte - wenngleich nur zögerlich - Chavez' Verdienste um die Freilassung der Geiseln ein. „Wir begrüßen die Befreiung der zwei Geiseln“, sagte Außenamtssprecher Tom Casey, vor Journalisten. Erst auf Nachfrage erklärte er: „Ich glaube, man muss jeden positiv erwähnen, der eine positive Rolle (...) gespielt hat, auch den Präsidenten Chavez.“ Das Verhältnis zwischen den USA und Venezuela ist seit Chavez' Amtsantritt belastet.

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