Silvester-Tragödien

Feuerwerks-Dramen in der Silvesternacht

Österreich
01.01.2008 19:42
Während es für den Großteil der Österreicher eine Nacht des Feierns war, hatten die Einsatzkräfte am Silvesterabend landesweit alle Hände voll zu tun. Die häufigsten Gründe, warum Feuerwehr, Rettung und Polizei öfter „ausrücken“ mussten: Alkohol und Feuerwerk. Besonders tragische Unglücke überschatteten dabei die Feiern in Wien, Graz und im oberösterreichischen Haid: Ein 28-Jähriger stürzte in der Bundeshauptstadt kurz nach Mitternacht von einer Dachterrasse in den Tod, als er mit Freunden das bunte Treiben am Himmel beobachtete. In Graz mussten zwölf Wohnungen bei einem Brand evakuiert werden. In Haid schoss ein Unbekannter eine Rakete in ein Wohnhaus - acht Menschen erlitten Rauchgasvergiftungen.

Mit sieben Freunden feierte der 28-jährige Robert L. eine Silvesterparty in der Dachgeschoßwohnung in der Wiener Zeleborgasse. Kurz nach Mitternacht hielten sich einige der Gäste auf der Dachterrasse auf, wahrscheinlich um das beeindruckende Feuerwerkstreiben am Himmel zu beobachten.

Das Opfer kletterte dabei über das Geländer und stürzte vor den Augen seiner Partygäste auf die Straße. Der 28-Jährige dürfte ausgerutscht sein, die anderen Gäste sagten übereinstimmend aus, dass Fremdverschulden auszuschließen sei. Laut Polizei gibt es auch keine Indizien, die gegen einen Unfall sprechen würden. Die Ermittler ordneten aber eine sanitätspolizeiliche Obduktion an. Der 28-Jährige war übrigens nicht der Wohnungsinhaber.

Oberösterreich: Brand durch Rakete - acht Verletzte!
Eine Silvesterrakete hat einen Großbrand in einem Wohnhaus in Haid in Oberösterreich verursacht. Durch das Feuer kam es in dem Gebäude zu einer starken Rauchentwicklung, so dass der gesamte Wohnblock evakuiert werden musste. Acht Personen kamen mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus.

Das Feuer war gegen 21.00 Uhr in einer Wohnung im fünften Stock ausgebrochen. Die vom Rauch eingeschlossenen Bewohner wurden von der Feuerwehr geborgen und ins Freie verbracht. Mehrere Wohnungstüren mussten von den Einsatzkräften gewaltsam geöffnet werden. Die Feuerwehr konnte mit insgesamt 90 Mann das Feuer schnell unter Kontrolle bringen: "Brand aus" hieß es um 23.30 Uhr.

Acht Personen mussten mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus gebracht werden. Die betreffende Wohnung im fünften Stock wurde zur Gänze zerstört. Das Stiegenhaus wurde durch die Rauchentwicklung ebenfalls erheblich beschädigt. Aus gesundheitlichen Gründen kann das fünfte Stockwerk vorerst nicht bewohnt werden.

Laut Angaben eines Augenzeugen hat eine unbekannte männliche Person von der gegenüberliegende Seite des Hauptplatzes eine Silvesterrakete in Richtung des Wohnhauses abgefeuert, so die Polizei. Diese habe sich dadurch entzündet.

Brand in Graz: Zwölf Wohnungen evakuiert
Der erste Tag des neuen Jahres hat für Bewohner eines Mehrparteienhauses in Graz mit Aufregung begonnen: Eine Wohnung war mitten in der Nacht in Brand geraten, das Feuer griff auf die umliegenden Räumlichkeiten über. Zwölf Wohnungen mussten evakuiert werden, so die Berufsfeuerwehr Graz. Eine Frau wurde mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung ins Spital gebracht. Zuvor hatten in der Nacht Feuerwerkskörper mehrere kleine Brände in der Steiermark ausgelöst.

In den frühen Morgenstunden des Dienstags war das Feuer im siebenten Stock des Hauses in der Grazer Fischergasse ausgebrochen. Die Bewohnerin konnte sich selbst ins Stiegenhaus retten - sie musste ins Krankenhaus gebracht werden. 27 Mitglieder der Berufsfeuerwehr Graz standen mit sechs Fahrzeugen im Einsatz, um die Flammen zu löschen. Der Sachschaden wurde auf 100.000 bis 150.000 Euro geschätzt. Der Verdacht liege nahe, dass der Brand durch einen Feuerwerkskörper ausgelöst wurde - die Ermittlungen sind im Gange.

Zuvor war es in der Silvesternacht in der Steiermark zu mehreren kleinen Bränden durch Feuerwerkskörper gekommen: In Kapfenberg und Mariazell standen Altpapiercontainer in Flammen, in Zeltweg eine Gartenlaube, teilte die Sicherheitsdirektion Steiermark mit. Noch ungeklärt ist die Ursache für ein Feuer in einer Holzhütte der ÖBB beim Güterterminal des Bahnhofes Leibnitz. Die Hütte brannte trotz des raschen Einsatzes der Freiwilligen Feuerwehr Leibnitz zur Gänze ab.

Steirer wollten Feuerwerkskörper herstellen - verletzt
Drei junge Steirer sind in der letzten Nacht des Jahres 2007 beim Versuch, selbst Feuerwerkskörper herzustellen, schwer verletzt worden. Die Freunde, ein 24-jähriger Grazer sowie ein 20- und ein 21-Jähriger aus Seiersberg bei Graz, hantierten gerade mit Schwarzpulver, als es zu einer explosionsartigen Entzündung kam. Die Burschen erlitten schwere Verbrennungen im Gesicht. Das Trio hatte sich zur Jahreswende vor dem Wohnhaus des 21-Jährigen in Seiersberg getroffen - dort kam es dann zur Explosion. Der 20 Jahre alte Bursche musste ins Unfallkrankenhaus Graz eingeliefert werden, seine beiden Freunde wurden in der Dermatologie des LKH stationär aufgenommen.

392 Rettungs- und Notarzteinsätze in Niederösterreich
Hochbetrieb haben die Rettungsdienste in Niederösterreich zum Jahreswechsel verzeichnet. Laut einer Bilanz von „144 - Notruf NÖ“ hat es binnen zwölf Stunden - Montag 18.00 bis Dienstag 6.00 Uhr - 689 Hilfeleistungen gegeben, davon 392 Rettungs- und Notarzteinsätze. 33 Fälle betrafen Verletzungen mit Raketen, Böllern, Krachern bzw. durch Brände. Der Schwerpunkt der Einsätze sei „natürlich kurz nach Mitternacht“ gelegen.

Zu „regulären“ Notfällen in der Neujahrsnacht gehörten 13 Verkehrsunfälle mit verletzten Personen. Die Mehrzahl der Einsätze habe naturgemäß internistische und neurologische Notfälle betroffen. Fünfmal mussten lebensrettende Sofortmaßnahmen bei Herz-Kreislauf-Stillständen und elfmal bei bewusstlosen Personen gegeben werden. Zwei anstehende Geburten - kurz vor 22.00 Uhr in Schwechat und wenige Minuten nach 2.00 Uhr in St. Margarethen a.d. Sierning - erreichten mit Teams des Roten Kreuzes rechtzeitig die Spitäler.

17-Jährige wollte Rakete durchs Dachfenster schießen
Durch einen Feuerwerkskörper ist am Silvesterabend ein 17-jähriger Chemielaborant aus Rohrendorf im Bezirk Krems schwer verletzt worden. Der Jugendliche erlitt Verbrennungen zweiten Grades. Er war nach dem Unfall nicht ansprechbar und wurde in das Landesklinikum St. Pölten eingeliefert. Der Polizei zufolge hatte der 17-Jährige in der Dachgeschoßwohnung seines Vaters mit Feuerwerkskörpern hantiert. Vermutlich beim Versuch, Kugelraketen durch das geöffnete Dachfenster abzuschießen, kam es zu dem Unfall. Ein Feuerwerkskörper war dabei im Zimmer explodiert.

Unfälle mit alkoholisierten "Party-Heimkehrern" in Kärnten
Gleich drei schwer alkoholisierte Autofahrer haben in den Morgenstunden des Neujahrstages in Kärnten Verkehrsunfälle verursacht. Ein 27 Jahre alter Angestellter stieß in Klagenfurt mit seinem Pkw gegen eine Masten, eine 36-jährige Kellnerin krachte in Villach gegen eine Brückenleitschiene und ein führerscheinloser 18 Jahre alter Elektriker stieß bei Grafenstein gegen eine Straßenlaterne. Alle drei Unfalllenker – sie waren offenbar Heimkehrer von diversen Silvesterfeiern - wurden laut Polizei leicht verletzt, es entstand erheblicher Sachschaden.

Um 7.00 Uhr kam als Erster im Bunde der drei Alkolenker der Elektriker bei Grafenstein mit seinem Auto ins Schleudern und krachte gegen eine Straßenlaterne und einen Maschendrahtzaun. Beim jungen Mann, der gar keinen Führerschein besitz, wurden 1,66 Promille gemessen.

Mit einer Alkoholisierung von 1,6 Promille kam der 27 Jahre alte Angestellte dann um 7.15 Uhr in Klagenfurt mit seinem Auto von der Fahrbahn ab, stieß gegen eine Schneestange und einen Masten, überfuhr eine Schutzinsel und kam schließlich nach 500 Metern mit seinem total beschädigtem Fahrzeug zum Stehen. Dem Lenker wurde der Führerschein abgenommen.

Die Villacher Kellnerin hatte ebenfalls 1,6 Promille Alkohol im Blut, als sie mit ihrem Pkw um 7.55 Uhr frontal gegen eine Brückenleitschiene krachte. Laut Polizeiangaben war die Frau auch zu schnell unterwegs gewesen. Zudem war noch die Frontscheibe ihres Autos vereist.

Mehrere Verletzte bei Raufereien in Kärnten - eine Festnahme
Im Zuge einer Rauferei sind in Bad Eisenkappel im Bezirk Klagenfurt Land in Kärnten drei Männer (20, 25 und 44 Jahre alt) verletzt worden. Ein 54 Jahre alter Grazer fügte seinen Kontrahenten gegen 02.00 Uhr früh Schnittwunden an den Unterarmen und Händen zu. Zwei Verletzte wurden ins Unfallkrankenhaus Klagenfurt gebracht.

In Villach meldete die Exekutive zehn Verletzte durch Prügeleien. Ein 18 Jahre alter Arbeiter wurde mit einer Schädelprellung ins Krankenhaus gebracht. Ein Unbekannter hatte ihm mit einer Eisenstange auf den Kopf geschlagen. Für einen 17 Jahre alten Villacheen Polizisten aggressiv. Die Polizisten nahmen ihn schließlich fest.

Unruhiger Jahreswechsel in Tirol - 42 Alkoholvergiftungen
Ungewöhnlich viel zu tun hatte das Rote Kreuz in Tirol. „Eine Vielzahl von ungewöhnlichen und arbeitsintensiven Einsätzen machte diesen Jahreswechsel zu einen der unruhigsten, an die ich mich erinnern kann“, betonte der Einsatzleiter am Dienstag in einer Presseaussendung. Insgesamt 42 Personen mussten nach dem Bergsilvester in Innsbruck mit Verdacht auf Alkoholvergiftung versorgt werden.

Damit zeigte der Jahreswechsel für das 60-köpfige Ambulanzteam des Bergsilvesters in Innsbruck aber in ungefähr das gleiche Bild wie die Jahre zuvor. „Ärgerlich ist das Verhalten einiger weniger Festbesucher. Dass man die Außenwände unserer Ambulanzzelte mit einer öffentlichen Toilettenanlage verwechselt, kann auch mit Feierlaune und einem feuchten Rutsch ins neue Jahr nicht erklärt werden“, sagte der Leiter der Mobilen Leitstelle.

17-jährige Oberösterreicherin ausgeraubt
Eine 17-jährige Oberösterreicherin ist in der Nacht auf Dienstag in der Nähe eines Friedhofes in Enns im Bezirk Linz-Land ausgeraubt worden. Ein unbekannter Täter war der jungen Frau gefolgt. Als sich die 17-Jährige umdrehte, zückte der Mann ein Messer mit einer zehn Zentimeter langen Klinge.

Das Opfer ließ sich daraufhin auf den Boden fallen und warf ihre Handtasche von sich. Die schnappte sich der Täter und ergriff die Flucht. In der Handtasche befanden sich Bargeld, Schlüssel und Handy der 17-Jährigen. Der Täter ist rund 1,70 Meter groß und schlank. Zum Tatzeitpunkt war der Unbekannte mit einer schwarzen Motorradhaube vermummt und trug eine schwarze Jacke ohne Kapuze.

Rund 120 Einsätze von Rettung und Feuerwehr in Vorarlberg
Fünf Personen sind beim Hantieren mit Feuerwerkskörpern in der Silvesternacht in Vorarlberg verletzt worden. Rettung und Feuerwehr mussten rund 120 Mal ausrücken. Ein Gartenhaus brannte ab.

Verletzungen im Augenbereich erlitt ein 16-Jähriger im Montafon. Weil ein Knallkörper nicht losging, versuchte der Jugendliche ein zweites Mal, den Kracher zu zünden. In diesem Moment explodierte er und verletzte den Burschen im Gesicht. Der 16-Jährige musste mit dem Rettungshubschrauber ins LKH Feldkirch geflogen werden. Ebenfalls ein Feuerwerkskörper dürfte nach Polizeiangaben die Brandursache bei einem Gartenhaus in Weiler (Bezirk Feldkirch) gewesen sein. Das in dicht besiedeltem Wohngebiet stehende Häuschen brannte völlig nieder. Die Feuerwehr konnte aber ein Übergreifen der Flammen auf benachbarte Wohnhäuser verhindern.

Vier Personen wurden beim Hantieren mit Feuerwerks- und Knallkörpern an den Händen verletzt. Einem 34-Jährigen aus Bludenz explodierte ein Kracher in der Jackentasche. In Hörbranz und Lauterach gerieten Hecken und Papiercontainer durch Feuerwerkskörper in Brand.

Wenige Anzeigen und zwei Festnahmen bei Rummel in Wien
Zwar ohrenbetäubend laut, aber friedlich ist der nächtliche Neujahrsrummel in Wien abgelaufen. Nach Angaben der Polizei gab es auf dem Silvesterpfad in der Innenstadt 19 Anzeigen vorwiegend wegen Körperverletzungen und Diebstählen. Zwei Personen wurden festgenommen. Lediglich 157 Anzeigen wurden nach dem Pyrotechnikgesetz erlassen, mehrere hundert Kracher und Feuerwerkskörper beschlagnahmt.

Mit viel Arbeit begann das Jahr 2008 für 150 Mitarbeiter der MA 48. Während sich die Nachtschwärmer nach den Feiern in der City auf den Heimweg machten, färbte sich der Silvesterpfad orange. Auf den Straßen waren Scherben, Papier und anderer Mist zurückgeblieben, rund 300 Kubikmeter Müll mussten beseitigt werden. Mit 20 Kehrmaschinen, einem Multilift, zwei Müllwagen und 25 Kleinfahrzeugen entsorgte die 48er ab 2.00 Uhr die Überreste. Nach Abbau der Stände stand noch eine gründliche Nachreinigung an.

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