Schöner schießen

Crysis

Spiele
22.11.2007 10:10
Nach dem überragenden Erfolg von "Far Cry" meldet sich das deutsche Entwicklerstudio Crytek nun endlich mit einer weiteren Shooter-Perle zurück: "Crysis" heißt das Spiel, das bereits vor Veröffentlichung als heißestes Game des Jahres gehandelt wurde. Krone.at hat einen Blick auf den derzeit wohl schönsten Shooter geworfen.

Die Geschichte zu "Crysis" ist schnell erzählt und im Gegensatz zu den Verheißungen des Pressetextes nur bedingt mitreißend oder außergewöhnlich: Ein in naher Zukunft auf einer zu Nordkorea gehörenden Inselkette einschlagender Asteroid weckt das Interesse der USA, die ein Elite-Team zur Klärung der Situation aussenden. Schnell müssen die Soldaten jedoch feststellen, dass sie nicht alleine mit den feindlich gesonnenen Nordkoreanern auf der Insel sind und es mit einer noch größeren Bedrohung zu tun bekommen.

Was die Hintergrundgeschichte an Originalität vermissen lässt, macht die Action des Spiels wieder wett. Als High-Tech-Soldat der Zukunft hat Protagonist Jake Dunn nämlich einen Nano-Kampfanzug spendiert bekommen, der ihm für kurze Zeit Superkräfte verleiht. Auf Knopfdruck wird man so schneller, bekommt zusätzliche Stärke, um etwa über große Hindernisse zu springen, macht sich unsichtbar oder leitet zusätzliche Energie auf die Rüstung, um mehr Treffer wegstecken zu können. Die Anwendung mehrerer Fähigkeiten hintereinander erweist sich in der Praxis jedoch als recht komplex, da standardmäßig erst mit dem Scrollrad geklickt und anschließend das entsprechende Power-up ausgewählt werden muss.

Glücklicherweise muss sich der Elite-Soldat jedoch nicht nur auf seine nur wenige Sekunden einsetzbaren Superkräfte verlassen, sondern darf - schließlich heißt es ja "Shooter" - zudem auf ein umfangreiches Waffenarsenal zurückgreifen. Die Palette reicht von der einfachen Pistole über Maschinenpistolen, Schrotflinten, Sturmgewehre oder Sniper bis hin zu Raketenwerfern. Zur weiteren Ausrüstung gesellen sich Granaten oder ein Fernglas, um Feinde in großer Distanz auszuspähen. Sehr praktisch: Waffen können bei Bedarf in Echtzeit mit Laserzielvorrichtungen, Taschenlampe oder etwa einem Schalldämpfer ausgerüstet werden. 

Doch die beste Waffe nützt nichts, wenn es keine Munition mehr dafür gibt. Gerade hier haben die Entwickler eine ungewöhnliche Methode zur Beschaffung gewählt: Statt Magazine automatisch im Gehen aufzunehmen, muss jede Waffe einzeln aufgeklaubt werden. Gerade in der üppigen Vegetation des Dschungels ein oftmals schwieriges Unterfangen, da der Munitions-Nachschub nicht auszumachen ist. Abhilfe leisten hier schwerere Kaliber, die auf Humvees, Booten, Panzern oder sogar Helikoptern befestigt sind. Der Spieler kann jedoch nicht nur von Bord dieser Fahrzeuge aus das Feuer eröffnen, sondern sich auch selbst hinter das Steuer klemmen, um die zum Teil recht großen Distanzen zwischen Missionszielen schneller überwinden zu können. Die Steuerung der Fahrzeuge ist dankenswerterweise sehr einfach gehalten: Mit der Maus behält man den Rundumblick, mit der Tastatur gibt man Gas, bremst oder lenkt zur Seite.

Bei einem Ausflug mit dem Jeep lässt sich dann auch gleich die üppige Inselwelt erkunden. Und was die Macher in dieser Hinsicht geschaffen haben, darf wahrlich als meisterhaft bezeichnet werden. Jedes noch so kleine Blättchen wiegt sich im Wind, das Wasser funkelt so herrlich, dass man sich am liebsten hineinlegen würde und die phänomenale Weitsicht lädt zum Träumen ein. Die Grenze zur Realität ist verschwindend gering, zumal sich noch dazu so gut wie jeder Gegenstand - ob Palme oder Hütte - in seine Einzelteile zerlegen lässt.

Doch so viel Grafik und Spielphysik haben einen hohen Preis: Der Hardware werden Höchstleistungen abverlangt. Im Test wurde ein Vista-Rechner mit einem 2-Gigahertz-Dualcore-Prozessor von AMD, zwei Gigabyte RAM und zwei Nvidia 7600 GT zu je 256 MB im SLI-Verbund amüsanterweise auf "niedrig" eingestuft, obwohl die Mindestanforderungen mit 2,8 GHz (XP) bzw. 3,2 GHz (Vista), 1,5 GB RAM und 256 Grafikspeicher angegeben sind. In der höchsten Detailstufe war an ein flüssiges Spielen auf keinen Fall mehr zu denken. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte sich daher vor dem Kauf auf der offiziellen Website (siehe Infobox) die Demo herunterladen.

Zu guter Letzt bietet "Crysis" auch noch einen umfangreichen Multiplayer-Modus, in dem bis zu 32 Spieler gegeneinander antreten können. Neben klassischen Spielvarianten dürfte vor allem der Power-Struggle-Modus für Begeisterung sorgen: Mit der Eroberung von Fabriken erhält der Spieler hier Zugriff auf bestimmte Waffensysteme und kann zudem neue Waffen entwickeln, um sich schließlich über das feindliche Hauptquartier herzumachen.

Fazit: Auch "Crysis" wird das Shooter-Genre nicht neu erfinden, setzt aber zumindest in audiovisueller Hinsicht neue Maßstäbe. Gamephysik, Grafik, Sound und deutsche Sprachausgabe sind allesamt auf hohem Niveau. Hinzu kommen eine prächtige KI, viele steuerbare Fahrzeuge und vor allem die Superkräfte des Anzugs, die "Crysis" definitiv zu den Top-Titeln des Jahres im Bereich der Shooter werden lassen. Schade ist allerdings, dass aufgrund der Hardwareanforderungen nur wirklich wenige uneingeschränkt in den vollen Genuss der Insel-Ballerei kommen werden.

Plattform: PC
Publisher: Electronic Arts
Krone.at-Wertung: 88%


von Sebastian Räuchle

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