Das Carbon-Überbike

BMW HP4 Race: So arg ist die Serienversion

Motor
16.05.2017 09:10

BMW hat das Nonplusultra eines frei verkäuflichen Rennmotorrades auf (Carbon-)Räder gestellt - die BMW HP4 Race ist beinahe so schnell, dass sie verglüht: Rahmen, Felgen, alles Carbon, dadurch ist sie leichter als ein WM-Superbike und nur einen Hauch schwerer als eine MotoGP-Maschine. Technisch entspricht sie einer Werks-Rennmaschine. Und warum das Ganze?

(Bild: kmm)

Zunächst einmal: Weil sie es können und auch zeigen wollen, wozu sie bei BMW in der Lage sind. Nämlich nicht nur einfach ein Carbon-Bike in Handarbeit aufzubauen, sondern dieses Hightech-Geschoss praktisch bereits industriell zu fertigen. Klar, die HP4 Race wird im Werk Berlin im Manufakturstil hergestellt, nicht am Fließband. Aber: "Der Rahmen kommt aus einem einzigen Werkzeug und ist nach nur zwei Stunden fertig. Das schafft sonst keiner", strahlt Projektleiter Christian Gonchor bei der Im-kleinen-Kreis-Präsentation an der MotoGP-Strecke im tschechischen Brünn.

Carbon für die Masse
Diesbezüglich profitieren sie bei BMW Motorrad in hohem Maße von der Autosparte des Konzerns, wo die Produktion von Kohlefaser-Rahmen und sonstigen -Teilen extrem fortgeschritten ist. Hier hat BMW einen großen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz herausgefahren, indem man sehr schnell und relativ günstig produzieren kann. In BMW-Autos fließt bereits immer mehr Carbon ein, wodurch etwa der neue 7er einen Teil seines Leichtgewichts zieht.

Auch bei Motorrädern will BMW nach und nach kohlefaserverstärkten Kunststoff verwenden. Wie bald und wie viel, will noch niemand verraten. Fakt ist: Die Produktion von Carbonteilen geht schnell, was wiederum gut für die Kosten ist, dennoch wird Aluminium bis auf Weiteres billiger bleiben, weil einfach das Material weniger kostet.

Apropos Kosten: 80.000 Euro ruft BMW für die BMW HP4 Race auf. 750 Stück werden gebaut, nach einem Jahr Bauzeit ist Schluss. Extras gibt es keine, es ist ja alles schon drauf, was es braucht, um "das beste Motorrad der Welt" zu bauen, wie Christian Gonchor sagt. "Im Unterschied zum besten Rennmotorrad der Welt", muss er einschränken, denn dazu müsste sie für die eine oder andere Rennserie homologiert sein - ist sie aber nicht. Die HP4 Race darf also nur in offenen Klassen antreten, weil sie in kein Reglement passt bzw. sich die Konstrukteure nicht einschränken lassen wollten, um schlichtweg das Beste aufbieten zu können.

Leicht wie ein MotoGP-Bike
Gerade einmal 160 kg beträgt das "Parc-fermé-Gewicht" der BMW. Zum Vergleich: Superbike-WM 168 kg, MotoGP 157 kg; hätte die BMW die in der MotoGP üblichen Carbon-Bremsscheiben, wäre das Gewicht auf demselben Niveau. Vollgetankt wiegt sie übrigens 171 kg.

Understatement bei der Leistung
Die prinzipielle Basis des Racers ist die BMW S 1000 RR, auch der 999-cm³-Motor stammt daher. Allerdings natürlich in einer speziellen Rennversion, die offiziell 215 PS bei 13.900/min. leistet. Wenn man den konservativen Umgang mit Leistungsangaben, der bei BMW gang und gäbe ist, hernimmt, können wir durchaus von annähernd 230 PS ausgehen. Die Maximaldrehzahl liegt mit 14.500/min. um 300 Umdrehungen höher als bei der S 1000 RR. Das maximale Drehmoment von 120 Nm wird bei 10.000/min. erreicht.

BMW bietet grundsätzlich unterschiedliche Motor-Ausbaustufen für rennsportaffine Kunden an, der HP4-Motor ist wiederum eigens spezifiziert und bietet einen guten Kompromiss zwischen Leistung und Haltbarkeit. "Mit dem Triebwerk der HP4 Race schafft man ein volles 24-Stunden-Rennen und zusätzlich ein oder zwei Rennwochenenden, bevor es revidiert werden muss. Für die meisten bedeutet das, sie müssen einmal pro Jahr zum Service", erklärt Gonchor.

Und im Fall eines Sturzes ist alles hin? "Es muss schon viel passieren, um dem Rahmen Schaden zuzufügen, er ist viel stabiler als ein konventioneller Rahmen. Das wäre dann zum Beispiel ein mehrfacher Überschlag."

Ja gut, und die Ducati Superleggera?
Die Frage musste natürlich gestellt werden, immerhin hat Ducati mit der Superleggera auch ein Carbon-Bike im Angebot, zu einem ähnlichen Preis, und sie ist vollgetankt sogar noch leichter als die BMW. "Die Ducati ist, was die Komponenten betrifft, mindestens zwei Stufen unter der BMW HP4 Race einzuordnen", schwämt Christian Gonchor. "Das sind echte Rennteile, während die Ducati für die Straße konzipiert ist. Und die Carbonteile sind handgemacht - das ist nicht die Zukunft. Hier ist BMW weit voraus."

Theoretisch ist die BMW HP4 Race für jeden zu haben, der schnell genug eine bestellt (sie dürfte bald ausverkauft sein). Tatsächlich muss man 80.000 Euro erst einmal aufbringen, und dann darf man weder auf der Straße noch in einer offiziellen Rennserie mitfahren. Dennoch haben wir die Hoffnung, dass vielleicht ein Käufer damit z.B. auf einer der Grip-Partys von 1000 PS damit auftaucht. Die eine oder andere Yamaha R1M wird dort ja regelmäßig gesichtet. Immerhin mit Carbon-Verkleidung. Und auf die dürfen wir uns bei der BMW S 1000 RR über kurz oder lang sicher auch freuen…

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(Bild: kmm)



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