Breite Front stemmt sich in der Emmentaler-Causa gegen „exklusive“ Namensrechte für Schweizer. Heimische Produzenten fürchten bereits Millioneneinbußen – Politik, Landwirtschaft und Konsumenten steigen auf die Barrikaden!
Die wilden Querelen rund um die Namensrechte in Sachen Emmentaler-Käse gehen in die nächste Runde. Wie berichtet, stellt sich Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) gegen den Vorstoß der Schweizer, die Ursprungsbezeichnung vor europäischen Gerichten durchzuboxen. Als Streithelfer steht man immerhin auf der Seite von Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und Polen. Das Hauptargument ist bekannt: Emmentaler sei längst ein sogenannter Gattungsbegriff – vergleichbar mit Gouda oder Camembert, der auch nicht auf eine Region beschränkt sei.
Rückendeckung für Totschnig kommt nun auch aus dem Bauernstand und der Käse-Wirtschaft. Für NÖ-Bauernführer Johannes Schmuckenschlager ist die Causa ein warnendes Beispiel: „Der Minister hat hier natürlich vollste Rückendeckung. Emmentaler gehört seit fast einem Jahrhundert auch fest zu unserer Kultur, die Schweizer übertreiben hier maßlos“, erklärt Schmuckenschlager im Gespräch mit der „Krone“.
Die Debatte ist überholt. Der Emmentaler ist auch heimisches Kulturgut, das muss Brüssel jetzt endlich klarstellen.
Johannes Schmuckenschlager (ÖVP)
Bild: Imre Antal
Große Nachfrage beim Emmentaler, Branche fürchtet Einbußen
Das bestätigen auch die heimischen Hartkäse-Produzenten, wie etwa Woerle (Salzburg) und Berglandmilch (Oberösterreich). Sollte es tatsächlich zu einem Herkunftsschutz kommen, hätte dies natürlich „erhebliche“ Auswirkungen auf die heimischen Betriebe, sogar ein Millionenverlust wird – hinter vorgehaltener Hand – befürchtet.
Momentan zeigt man sich in der Branche aber noch positiv gestimmt: „Wir hoffen und gehen davon aus, dass der Europäische Gerichtshof genau so entscheidet, wie die Gerichte davor, denn es handelt sich bei dieser Bezeichnung um eine Käsesorte und nicht um eine Regionsbezeichnung“, so eine Sprecherin von Schärdinger auf Nachfrage.
Bei den „Wienerlis“ genauer hinschauen?
Für Konsumenten ist die Sache längst klar, der Emmentaler gehört auch zu Österreich. 5000 Tonnen des löchrigen Geschmackswunders wanderten im Vorjahr über heimische Tresen. Zwei Drittel greifen zu Emmentaler, hinter Gouda, Mozzarella und Gervais landet der umstrittene Hartkäse auf Platz vier der Hitliste. Sollten die Schweizer stur bleiben, könnten demnächst auch die Frankfurter Würstel, bei den Schweizern „Wienerli“ genannt, ins Visier der Gesetzeshüter rücken!
Als es mit Slowenien um die Wurst ging
Es ist nicht das erste Mal, dass sich Österreich mit einem Nachbarn kulinarisch in die Quere kommt. So ging es bereits vor mehr als zehn Jahren mit Slowenien um die Wurst.
Im Mittelpunkt stand die Käsekrainer. Die Empörung war groß, darf sie doch an keinem Würstlstand oder bei der Grillparty fehlen. Dem damaligen Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich (ÖVP) gelang ein Kompromiss mit seinem slowenischen Amtskollegen. „Wir sind beide zu dem Schluss gekommen, dass es sich um zwei verschiedene Produkte handelt“, erklärte er.
Die slowenische „Kranjska klobasa“ enthalte keinen Käse und bestehe aus mindestens 68 Prozent Schweinefleisch, bis zu 20 Prozent Speck und zwölf Prozent Rindfleisch sowie Salz, Knoblauch und schwarzem Pfeffer. Ursprungsgeschützt ist die Käsekrainer nicht, dafür aber die Wachauer Marille, der Marchfeldspargel oder der Tiroler Speck.
Harte Bandagen im Kampf um Champagner & Co.
Wenn es um landestypische Spezialitäten geht, kommt in vielen Ländern der Nationalstolz durch. Ursprungsbezeichnungen werden gehütet, wie der Heilige Gral. Kein Pardon kennen die Franzosen. So hat das Gericht der Europäischen Union in einem Urteil die Registrierung der Marke „Nero Champagne“ durch die italienische Firma Nero Lifestyle zurückgewiesen.
Dabei müssten es die Italiener selbst besser wissen. Sie haben die Bezeichnung für Hunderte Lebensmittel registriert, wie etwa ihren Prosciutto di Parma.
Ursprungsbezeichnung für Feta sicherstellt, dass der Käse seinen Ursprung in Griechenland hat und nach traditionellen Methoden aus Schaf- oder Schaf-Ziegenmilch hergestellt wird.
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