Maßnahmen der Länder

Österreichs Städte in der Feinstaub-Falle!

Österreich
04.03.2017 16:41

Dieselabgase sind stark krebserregend und Auslöser für eine Vielzahl von Erkrankungen. Die Bemühungen in den Ballungszentren, rollende Umweltbomben aus dem Verkehr zu ziehen, stoßen auf heftigen Widerstand. Die deutsche Automobilstadt Stuttgart prescht dennoch vor. Hier will man ab 2018 bei Feinstaubalarm "alte Stinker" aus dem Verkehr ziehen. Das planen die Grünen auch in Wien. Die "Krone" hat sich quer durchs Land, von Bregenz bis Eisenstadt, umgehört, mit welchen Maßnahmen die Feinstaubproblematik in den Griff zu bekommen ist.

WIEN:
"Wien hat seit dem Jahr 2000 ein Drittel des Feinstaubs reduziert, obwohl zwei Drittel von außen stammen. Seit fünf Jahren liegen wir unter den europäischen Grenzwerten. Wir wollen aber die Wiener Luft noch sauberer machen", analysiert Wiens SPÖ-Bürgermeister Michael Häupl. Jüngst hat der Vorschlag seiner grünen Vize-Chefin für heftige Diskussionen gesorgt. Maria Vassilakou möchte "ältere Stinker" aus dem Verkehr ziehen. Betroffen wäre fast jeder zweite Wagen in speziellen Zonen. Die Rathaus-Roten sind dagegen.

ST. PÖLTEN:
Dicke Luft herrscht in der Landeshauptstadt von Niederösterreich: Sank in den vergangenen Jahren die Feinstaubbelastung stark, wurde heuer der Feinstaub-Grenzwert in St. Pölten bereits 17-mal überschritten, im Wiener Umland sogar noch öfter. Auch aus den anderen Landesvierteln kamen ähnlich besorgniserregende Daten. ÖVP-Umweltlandesrat Stephan Pernkopf: "Wir wollen mit einem 110 Punkte umfassenden Paket für klare Luft sorgen. Unter anderem mit einem Lkw-Fahrverbot für 'alte Stinker'".

EISENSTADT:
Eisenstadts Bürgermeister Thomas Steiner (VP): "Ein generelles Verbot von Dieselfahrzeugen in der Stadt kann ich mir schwer vorstellen. Das geht nur mittelfristig und auch nur dann, wenn keine anderen Maßnahmen mehr greifen." Es gehe um Bewusstseinsschaffung. Eisenstadt sei eine Stadt der kurzen Wege, in der viel zu Fuß oder mit dem Rad erledigt werden könne. "Auch der neue Stadtbus sowie die Förderung der E-Mobilität trägt zur Reduktion des Feinstaubs bei", so der Stadtchef. Lenker von strombetriebenen Autos zahlen keine Kurzparkgebühr.

LINZ:
Linz bzw. Oberösterreich hat die Debatte über "Umweltzonen" mit Beschränkungen für abgasreiche Autos schon hinter sich. "Linz hat seine Hausaufgaben in Sachen Luft erledigt, daher darf es keine Zwangsmaßnahmen geben", so die klare Haltung des SP-Stadtchefs Klaus Luger. Auch der für den Verkehr zuständige FP-Stadtrat Markus Hein will andere Maßnahmen zur Luftreinhaltung, zum Beispiel mehr E-Autos. Der grüne Umwelt-Landesrat Rudi Anschober setzt vor allem auf den Ausbau des öffentlichen Verkehrs.

GRAZ:
33 Grenzwertüberschreitungen gab es 2017 bisher alleine in Graz! Ein Verbot für alte Diesel lehnten bei der Umweltzonen-Volksbefragung 2012 aber klare 70 Prozent ab. Nun fordern die Grünen wieder autofreie Tage. Die Idee gefiele auch VP-Bürgermeister Siegfried Nagl: "Doch liegt diese Entscheidung beim Land." Immerhin gibt es Bewegung beim öffentlichen Verkehr: Im Februar gab es die Tageskarte zum Preis der Stundenkarte; seit 2015 gibt es überdies für Grazer eine stark vergünstigte Jahreskarte.

SALZBURG:
Salzburg ist die "Staubhauptstadt Österreichs". SPÖ und die grüne Bürgerliste möchten die 60.000 Pendler zurückdrängen. "Wir wollen in der Stadt eine gebührenpflichtige Kurzparkzone einrichten, analog zur jetzigen Kurzparkzone von 9 bis 19 Uhr. Die ersten beiden Stunden gebührenfrei, danach 90 Cent pro Stunde", sagt Bürgermeister Heinz Schaden. Auf der Westautobahn, die an der Stadt entlang führt, drückte die Landesregierung eine Umwelt-Tempobremse (IG-L) durch - die Stickoxidwerte sanken um 6 Prozent.

KLAGENFURT:
"Lediglich während längerer Trockenperioden nimmt auch die Feinstaub-Konzentration zu", erklärt Klagenfurts SPÖ-Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz. Neben dem Luftschutz-100er auf der Nordumfahrung, der Sperre der Burggasse und der Installierung von insgesamt vier Feinstaubfilteranlagen will man den Ausbau des Fernwärmenetzes forcieren. Für den grünen Umweltstadtrat Frank Frey zu wenig: Er fordert weitere Straßensperren nach dem Immissionsschutzgesetz sowie die Verbannung von Alt-Lkw.

INNSBRUCK:
An den drei Messstellen in Innsbruck kommt es immer wieder zu Überschreitungen der Grenzwerte, vor allem beim Feinstaub PM10 - und das vor allem im Winter. Neben dem Verkehr ist dafür vor allem der Hausbrand verantwortlich. "Eine Maßnahme für bessere Luft ist, dass im gesamten Stadtgebiet E-Autos kostenlos die Kurzparkzonen benutzen können", so die parteifreie Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer. Seitens des Landes wurde jedoch entlang der A12 zwischen Kufstein und Zirl ein sogenannter Luft-100er eingeführt.

BREGENZ:
Während die Vorarlberger Landeshauptstadt Bregenz durchatmen kann, sprengen die Feinstaubwerte in anderen Ländlegemeinden - etwa an der Bärenkreuzung in Feldkirch oder am Grenzübergang Höchst - mehrmals im Jahr die Skalen. Umwelt- und Mobilitätslandesrat Johannes Rauch (Grüne) fordert daher eine verstärkte Nutzung von umweltfreundlichen Fahrzeugen. Er denkt zudem laut über mögliche, zeitlich beschränkte Fahrverbote für Pkw und Lkw nach, um die Feinstaubbelastungen zu reduzieren.

Es gibt Alternativen zum herkömmlichen Kraftstoff
Fest steht, Dieselfahrverbote würden Wirtschaft und Hunderttausende Pendler hart treffen. Dabei gibt es schon längst Alternativen zum herkömmlichen Kraftstoff, wie etwa ein Projekt im burgenländischen Güssing zeigt. Hier wird Treibstoff aus Holz und Wasser mit Strom aus überschüssiger Windkraft erzeugt. Der sogenannte saubere Diesel wäre durch die "kaskadische Nutzung" (Mehrfachnutzung eines Rohstoffs) erneuerbarer Ressourcen gut für das Klima, die Menschen und die Wirtschaft.

Kronen Zeitung

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