"Neue Wunderwaffe"

USA rüsten auf und entwickeln Präzisions-Atombombe

Ausland
14.01.2016 18:20

In seiner berühmten Rede vom April 2009 in Prag hatte US-Präsident Barack Obama wenige Monate nach seinem Amtsantritt vor rund 20.000 Zuhörern seine Vision einer "atomwaffenfreien Welt" verkündet. Während seiner zwei Amtszeiten ist die Welt diesem Ziel nicht wirklich nähergekommen. Vielmehr findet derzeit weltweit ein atomares Aufrüsten - oft unter dem Deckmantel der Modernisierung - statt. Auch die USA erneuern ihr Nuklearwaffenarsenal. Derzeit wird eine neue Superwaffe entwickelt: die lenkbare und äußerst präzise Atombombe B61-12.

Die Bombe, eine Fusionswaffe bzw. Wasserstoffbombe, zeichnet sich durch eine viel höhere Präzision als ihre Vorgänger aus, denn sie ist mit einem steuerbaren Heckflügel ausgestattet. Die bunkerbrechende Sprengkraft kann auch reduziert werden, um einen geringeren Schaden zu verursachen. Erste erfolgreiche Tests in der Luft wurden bereits im vergangenen Sommer über dem US-Bundesstaat Nevada durchgeführt - noch ohne Sprengköpfe (siehe Video oben). In Medien ist von einer "neuen Wunderwaffe" die Rede.

"Der Kalte Krieg ist zu Ende gegangen, Tausende der damals hergestellten Waffen existieren jedoch weiter. Es ist eine seltsame Wendung der Geschichte: Die Gefahr eines weltweiten Atomkriegs hat sich verringert, das Risiko eines atomaren Angriffs ist gestiegen. Mehrere Nationen haben solche Waffen entwickelt, die Tests gehen weiter, der Handel auf dem Schwarzmarkt mit spaltbarem Material blüht. Die Technologie zum Bau einer Bombe wurde verbreitet", bedauerte Obama in seiner Rede 2009. Doch wie auch das Ende des Kalten Krieges bzw. selbst sein Wahlsieg gezeigt hätten, seien solche Wendungen der Geschichte durchaus möglich.

Nukleare Bedrohung bleibt bestehen
Zu diesem Zweck, so Obama damals, "müssen wir die Stimmen jener ignorieren, die sagen, dass die Welt sich nicht ändern kann. Wir müssen darauf bestehen und sagen: Yes, we can." Aber auch schon im Jahr 2009 hatte der US-Präsident betont, dass sein Land nicht alleine abrüsten werde, sondern alle Atommächte bzw. jene, die das Potenzial dazu hätten (z.B. der Iran und Nordkorea), gefordert seien. Solange es eine potenzielle Bedrohung gebe, "werden wir auch solche Raketenabwehrsysteme brauchen".

Das Video unten zeigt die Rede Obamas in Prag:

Atomsprengköpfe sollen auch in Europa erneuert werden
Offenbar ist auch nach dem Atom-Deal mit dem Iran das Drohpotenzial für die USA nicht geringer geworden, was man auch am NATO-Raketenabwehrschild in Europa erkennen kann. Dieser ist auch gegen Russland gerichtet, das seine eigene Aufrüstung betreibt. Die derzeit in Europa stationierten US-Atomsprengköpfe - Experten sprechen von rund 180 Stück - sollen nun in den kommenden Jahren durch die neuen B61-12 ersetzt werden. 2020 sollen laut einem Bericht der Tageszeitung "Presse" die ersten Raketen einsatzbereit sein.

Außenministerium: "Besorgniserregende" Entwicklung
Der Abrüstungsexperte des österreichischen Außenminsteriums, Alexander Kmentt, sieht die Entwicklungen in den USA in einem größeren Kontext: "Die Modernisierung der Arsenale in allen Nuklearwaffenstaaten ist besorgniserregend, gerade für uns in Europa." Mittlerweile bestehe ein großes Glaubwürdigkeitsproblem für den Atomwaffensperrvertrag (NPT) und das darin festgeschriebene Versprechen, atomar abzurüsten, so Kmentt am Donnerstag in der "Presse".

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