Attentäter getötet

Anschlag auf Pariser Polizeistation verhindert

Ausland
07.01.2016 18:44

Am Jahrestag des Terroranschlags auf das Satiremagazin "Charlie Hebdo" hat die französische Polizei am Donnerstag einen mit einem Hackbeil bewaffneten Mann vor einer Polizeistation im Norden von Paris erschossen. Der Angreifer - mittlerweile als 20-jähriger, polizeibekannter Marokkaner identifiziert - habe eine vermeintliche Sprengstoffweste, die sich später als Attrappe entpuppte, getragen und "Allahu akbar" ("Gott ist groß") gerufen, teilte die französische Regierung mit.

Der Mann habe unter seiner Jacke eine Vorrichtung getragen, aus der ein Draht herausgehangen sei, sagte ein Justizvertreter. Sprengstoff habe sich dort aber nicht befunden. Zuvor hatte die Polizei das Gebiet gesichert. Während zunächst von einem Messer als Waffe die Rede gewesen war, sagte der Justizvertreter, der Mann habe ein Hackbeil bei sich gehabt. Polizeibeamte hätten ihn niedergeschossen, noch bevor er in das Polizeirevier im Viertel Goute d'Or im 18. Bezirk vordringen habe können. Laut Augenzeugen wurde der Attentäter mit "zwei bis drei" Schüssen niedergestreckt.

Ausgedruckte IS-Flagge und Bekennerschreiben gefunden
Laut Staatsanwaltschaft hatte der Angreifer auch eine Kopie der IS-Flagge auf einem Blatt Papier und ein Bekennerschreiben bei sich. Dieses war in arabischer Sprache verfasst. Das Viertel wurde laut Anrainern großräumig abgeriegelt, die Bewohner seien angewiesen worden, die Fenster zu schließen und die Balkone nicht zu betreten. Der Verkehr auf dem nahe gelegenen Boulevard Barbes wurde unterbrochen, ebenso der U-Bahn-Verkehr in dem Gebiet. Schüler von zwei nahe gelegenen Schulen durften die Gebäude zunächst nicht verlassen.

Noch am Donnerstag wurde der getötete Angreifer laut Medienberichten identifiziert. Der 20-Jährige soll im Zusammenhang mit einem gemeinschaftlichen Raub 2013 in Südfrankreich polizeibekannt sein. Als Geburtsort wird Casablanca in Marokko genannt, wie die französische Nachrichtenagentur AFP berichtete. Der Abgleich der Fingerabdrücke der Leiche mit der Datenbank habe ergeben, dass es sich um den Dieb handelte, der sich damals als einen 1995 in Marokko geborenen Obdachlosen bezeichnet hatte.

Täter soll IS-Chef Treue geschworen haben
Justizministerin Christiane Taubira sagte im Sender iTele, was von ihm bekannt sei, habe keinen Zusammenhang mit Radikalisierung und Gewaltbereitschaft. Den Ermittlern zufolge soll der junge Mann aber dem Chef der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat, Abu Bakr al-Baghdadi, die Treue geschworen haben. Dies gehe aus dem bei dem Toten gefundenen Bekennerschreiben mit einer IS-Fahne hervor. Darin habe er seine geplante Tat als Rache für "die Angriffe in Syrien" bezeichnet. Frankreich fliegt in Syrien im Rahmen der US-geführten Militärkoalition Luftangriffe gegen die IS-Miliz.

Gedenken an Opfer des Terrors vor einem Jahr
Kurz vor dem Angriff hatte Staatspräsident Francois Hollande im Rahmen einer Gedenkveranstaltung für die Opfer des Attentats auf die "Charlie Hebdo"-Redaktion die dabei getöteten Polizisten gewürdigt. Diese seien "gestorben, damit wir in Freiheit leben können", sagte er bei der Zeremonie vor Vertretern von Polizei, Gendarmerie und Militär im Innenhof der Pariser Polizeipräfektur. "Wir werden sie nie vergessen."

Hollande warb am Donnerstag auch für verschärfte Sicherheitsgesetze. Diese müssten an die terroristische Bedrohung angepasst werden. So sollten Informationen zwischen den verschiedenen Diensten besser ausgetauscht werden. Die Regierung bereitet derzeit eine Verfassungsänderung sowie ein Gesetz vor, das bei akuten Bedrohungen zum Beispiel das Durchsuchen von Fahrzeugen im Umfeld möglicher Terrorziele erlauben soll.

Frankreich gedenkt in dieser Woche mit einer Reihe von Zeremonien der Anschlagsopfer. Am Dienstag enthüllte Hollande drei Gedenktafeln. Am Sonntag ist auf dem Pariser Place de la Republique eine große Gedenkveranstaltung geplant, bei der auch an die 130 Todesopfer des Anschlags vom 13. November erinnert werden soll.

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