Acht-Stunden-OP

Ärzte nähten Finger eines Vierjährigen wieder an

Salzburg
19.06.2015 15:19
Der kleine Anton (4) aus Schörfling am Attersee ist ein aufgewecktes Kind: Er kuschelt sich an die Mama und kann sogar schon wieder Greifen und den Farbstift halten. Nur ein lockerer Verband erinnert daran, was der tapfere Bub durchgemacht hat…

Bereits Anfang Mai überschlugen sich die Ereignisse: "Wir haben eine andere Familie besucht", erzählt Mama Margit Leberbauer. Nur für einen kurzen Moment gerieten die Spielkameraden aus dem Blickfeld: Sie erkundeten die Werkzeughütte, spielten und plötzlich passierte es. Ein Schlag mit einer Hacke trennte dem Vierjährigen seinen rechten Zeigefinger ab. "Ich habe zuerst geglaubt, ich kippe um", erzählt die Mutter über den Schock. Doch es lief sofort die vorbildliche Rettungskette an: Notarzt, Hubschrauber – alle waren rasch zur Stelle. Das Unfallopfer verlor keine wertvolle Zeit auf der Straße. Und kam schnell in die hoch professionelle Obhut von Primar Josef Obrist und seinem Replantationsteam im Unfallspital.

"Chance lag bei 50 Prozent"
Ein so kleiner Patient ist selbst für die Spezialisten eine enorme Herausforderung. Die Gefäße sind noch nicht fertig ausgebildet: "Sie liegen bei Erwachsenen im Millimeter-Bereich, bei Kindern sind es Zehntel-Millimeter", informiert Primar Obrist und betont, wie wichtig es in so einem schlimmen Moment ist, den abgetrennten Finger richtig zu transportieren: "Am besten in einem Plastiksack, gekühlt bei rund 4 Grad. Eis aber nicht direkt dazu geben", rät er. Dr. Egbert Ritter und Dr. Florian Müller leiteten die achtstündige Operation. "Die Chance lag bei 50 Prozent, dass wir es schaffen." Dr. Müller über die hauchdünnen Bruchstellen: "Zuerst muss man einmal die Enden der Gefäße und Nerven finden." Erst nach vier Stunden schöpften die Mediziner schließlich konkrete Hoffnung. Und mit der zweiten angenähten Arterie floss dann endlich Blut und damit Leben zurück in den Finger

"Derartige Verletzungen sind bei so kleinen Kindern selten", berichtet Primar Obrist. Die Gefäße sind zwar winzig, dafür "geht die Regeneration rasend schnell voran." Entscheidend waren die ersten Tage nach der OP: Bis die Ärzte dann Entwarnung geben konnten. Zehn Tage musste der Vierjährige im Bett bleiben. "Er hat gar nicht viel gejammert", ist die Mama stolz. Zwei Bohrdrähte fixierten seinen Finger bis vor kurzem. Und jetzt klingt die von Zittern geprägte Zeit mit wertvoller Ergotherapie aus.

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