Wechsel im ÖGB

Metaller-Chef Nürnberger tritt ab

Österreich
18.04.2006 16:30
Der Vorsitzende der Metaller-Gewerkschaft und Chef der Fraktion Sozialdemokratischer Gewerkschafter, Rudolf Nürnberger, hat am Dienstag überraschend seinen Rücktritt bekannt gegeben. Der mächtige SPÖ-Politiker wird sich mit 1. Juni ins Privatleben zurückziehen. Beim Gewerkschaftstag im Mai soll ÖGB- Finanzreferent Erich Foglar zum neuen Chef der Metaller-Gewerkschaft gewählt werden.

Nürnberger begründete seinen Rückzug damit, dass der ÖGB - nach dem BAWAG-Skandal und dem Rücktritt von ÖGB-Präsident Fritz Verzetnitsch vor drei Wochen - in der schwierigsten Situation seit seinem Bestehen sei und daher eine Totalreform der Gewerkschaftsbewegung nötig sei. Diese könne nur dann glaubwürdig sein, wenn sie jüngere Personen mit neuen Ideen und neuen Zugängen tragen und umsetzen.

Nürnberger betonte, dass auf ihn keinerlei interner Druck ausgeübt worden sei, aus seinem Amt zurückzutreten: "Ich wüsste nicht, wer mir einen internen Druck geben soll." Alle Kollegen seien "bestürzt" über seinen Entschluss. Es habe auch Bitten gegeben, Vorsitzender der Metaller zu bleiben. Seine Entscheidung abzutreten sei aber während der letzten zwei, drei Wochen immer mehr gereift.

Rückzug um ein Jahr früher als geplant
Der Rückzug Nürnbergers war eigentlich erst für den nächsten ordentlichen Gewerkschaftstag des ÖGB im Herbst 2007 erwartet worden. Als amtsmüde galt er seit längerem. So legte der Metaller-Chef schon 2004 als ersten Schritt in Richtung Ruhestand sein Nationalratsmandat nieder, um sich voll auf die Gewerkschaftsarbeit konzentrieren zu können.

Nürnberger galt in seiner Funktion als Chef der Fraktion Sozialdemokratischer Gewerkschafter (FSG) als der mächtigste Mann des ÖGB. Ohne seine Zustimmung ging im Gewerkschaftsbund über Jahre hinweg gar nichts. Den Einfluss seiner Metaller baute er durch diverse Fusionen aus. Im Mai wird beispielsweise die Gewerkschaft Agrar-Nahrung-Genuss in den Metallern praktisch aufgehen. Die Gewerkschaft Metall-Textil-Nahrung und die ANG zählen dann mehr als 230.000 Mitglieder und werden hinter der GPA zur Nummer zwei im ÖGB.

Künftige Machtstruktur noch unklar
Der designierte Metaller-Chef, Erich Foglar, gilt als Ziehsohn Nürnbergers. Seit 1992 ist er Zentralsekretär der GMT. Im Zuge der Turbulenzen rund um den BAWAG-Skandal wurde Foglar vor drei Wochen zum neuen Finanzreferenten des ÖGB und damit zum Nachfolger von Günter Weninger gekürt.

Die spannendere Frage wird aber sein, wer Nürnberger als FSG-Chef beerbt, gilt dieser Posten doch als ebenso wichtig wie jener des ÖGB-Präsidenten. Interimistisch dürfte die Rolle von einem der Vizevorsitzenden besetzt werden. Auf Dauer gesehen sind vor allem Eisenbahner-Chef Wilhelm Haberzettl und der Vorsitzende der Privatangestellten-Gewerkschaft, Wolfgang Katzian, die Favoriten. Die Entscheidung muss jedenfalls spätestens im Vorfeld des nächsten ordentlichen Gewerkschaftstags im Herbst 2007 fallen, da bis dahin die Funktionsperiode Nürnbergers läuft.

FOTO: ANDI SCHIEL

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