"Überwachungsgau"

SIM-Karten-Spionage: Heimische Nutzer betroffen

Österreich
23.02.2015 13:25
Von der Unterwanderung unter anderem des niederländischen SIM-Kartenherstellers Gemalto durch den britischen Geheimdienst GCHQ und die US-amerikanische NSA sind offenbar auch Handynutzer in Österreich betroffen. Sowohl der heimische Mobilfunker T-Mobile als auch Drei verwenden SIM-Karten des Weltmarktführers. Der Grünen-Sicherheitssprecher Peter Pilz spricht von einem "Überwachungsgau".

Bei T-Mobile beziffert man den Gemalto-Anteil an allen verwendeten SIM-Karten auf einen einstelligen Prozentsatz. "Wir nehmen alles ernst und prüfen das", sagte T-Mobile-Österreich-Sprecher Helmut Spudich. Das Problem betreffe aber die ganze Mobilfunkbranche. Auch Drei verwendet "für einen Teil" seiner Kunden SIM-Karten von Gemalto. "Wir analysieren die Thematik und sind deshalb mit Gemalto in Kontakt", so Drei-Sprecher Tom Tesch. Auch für Tesch handle es sich um ein Branchen-Thema.

A1 wollte die Medienberichte nicht näher kommentieren: "Wir bitten um Verständnis, dass wir unsere Lieferanten nicht bekannt geben können", hieß es von der A1 Telekom Austria.

"Überwachungsgau"
Drastische Worte findet der Grünen-Sicherheitssprecher Peter Pilz: "Wir müssen heute davon ausgehen, dass sämtliche SIM-Cards in Österreich von NSA und GCHQ angegriffen worden sind oder noch angegriffen werden." Dies sei ein "Überwachungsgau". Ein schlimmerer Fall sei nicht vorstellbar, so Pilz am Montag bei einer Pressekonferenz zum Thema "NSA in Österreich: Der Angriff auf Handys, Ministerien und Banken" in Wien.

Das Ziel des US-Geheimdienstes ist Pilz nach seit einigen Jahren nicht mehr nur, Einzelne zu verfolgen und abzuhören, sondern das komplette Absaugen und Aufzeichnen aller Telekommunikation. "Alles, was Sie am Handy reden, wird aufgezeichnet", sagte Pilz.

NSA und GCHQ "kriminelle Organisationen"?
Gegen diesen "Machtmissbrauch" durch die USA und Großbritannien hilft dem Sicherheitssprecher zufolge nur eine breite Allianz aus Opfern, Providern und Politik. Er forderte sofortige Aufklärung durch die Botschafter der beiden Länder. "Es ist zu prüfen, ob es sich nach unserem Rechtsverständnis bei der NSA und GCHQ um kriminelle Organisationen handelt."

Großbritannien müsse sich überlegen, ob sich das Land auf die Seite des US-amerikanischen "Überwachungsstaats" stelle oder ein europäischer Rechtsstaat sei und sich entsprechend nicht mehr wie ein "Einbrecher" verhalten wolle. Pilz forderte weiter Sanktionen auf allen diplomatischen und politischen Ebenen wie die Kündigung von Verträgen des Heeresnachrichtenamtes mit der NSA.

Auch das Thema Schadenersatz werde eine große Rolle spielen. "Die EU inklusive der Schweiz und Norwegen etc. hat rund 585 Millionen Einwohner. Rechnet man mit dem Austausch aller SIM-Cards, eine kostet rund fünf Euro, bei einer Mobilfunkpenetrationsrate von ca. 120 Prozent, dann kommt man auf rund 3,5 Milliarden Euro."

Schlüssel zu SIM-Karten gestohlen
Wie die US-Website "The Intercept" unter Berufung auf Dokumente von Edward Snowden berichtete, sollen der britische Geheimdienst GCHQ und die US-amerikanische NSA bereits vor Jahren die Hersteller von SIM- und Kreditkarten sowie Netzbetreiber unterwandert und ihre Verschlüsselungscodes gestohlen haben. SIM-Karten, Kredit- und Debitkarten sowie TAN-Generatoren sind demnach nicht mehr sicher.

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