Umweltamt informiert

Offene Fragen nach erhöhten HCB-Werten bei Mädchen

Österreich
17.12.2014 14:14
Der HCB-Skandal zieht immer weitere Kreise. Nach einem Medienbericht über ein Schulkind mit angeblich erhöhten HCB-Blutwerten ist Klagenfurts Schulreferentin Maria-Luise Mathiaschitz um Beruhigung bei besorgten Eltern bemüht. Zudem wirft der durchgeführte Test auch einige Fragen auf. Indes hat das Land Kärnten am Dienstag dem Zementwerk Wietersdorf die Erlaubnis entzogen, weiterhin Blaukalk zu verbrennen - doch der Bescheid steht rechtlich gesehen auf wackeligen Beinen. Zur "rechtlichen Klärung" der Causa legte Wietersdorf dann am Mittwochnachmittag Einspruch gegen besagten Bescheid ein.

Die Eltern hatten eine Blutprobe ihrer Tochter - das Mädchen soll zuvor mit HCB kontaminierte Schulmilch getrunken haben - von einem medizinischen Labor in Bremen untersuchen lassen. Dabei sollen 0,41 Mikrogramm HCB je Liter gefunden worden sein, wobei der Referenzwert bei Neun- bis Elfjährigen laut Labor bei 0,3 Mikrogramm liegt. Mathiaschitz wendet sich nun mit einem Info-Schreiben an besorgte Eltern, in dem Landessanitätsdirektorin Elisabeth Oberleitner eine häufige Belastung quasi ausschließt.

Fragen rund um Labortest offen
Welchen Aussagegehalt das Ergebnis des Labors tatsächlich hat, ist nicht genau abschätzbar. "Dafür habe ich viel zu wenig Informationen, so müsste man auch die Blutfettwerte des Kindes und einige weitere Parameter kennen, um das einordnen zu können", meint etwa die Gesundheitsmedizinerin des Landes Kärnten, Barbara Kohlweg. Auch kenne sie das Labor nicht, auf das sich der Bericht beziehe, sie habe deshalb auch schon Kontakt zum Umweltbundesamt aufgenommen.

Auch der niedrige Preis des Tests - dieser soll insgesamt nur 70 Euro gekostet haben, während Untersuchungen hierzulande mit etwa 450 Euro zu Buche schlagen - ist auffallend. Ebenso ist bislang noch unklar, woher der vom Labor zitierte Referenzwert stammt und auf welchen Berechnungen er beruht.

Holub: "Blaukalk wird nur über meine Leiche weiter verbannt"
Indes hat das Land Kärnten am Dienstag dem Wietersdorfer Zementwerk die Verbrennung des giftigen Blaukalks per Bescheid verboten. "Die Bevölkerung wird gefährdet, wenn weiter verbrannt wird", befürchtet Umweltlandesrat Rolf Holub. Deshalb will er den Blaukalk für immer aus dem Görtschitztal verbannen. "Der Blaukalk wird im Görtschitztal nur über meine Leiche weiterhin verbrannt", so Holub. Doch der Bescheid selbst steht auf wackeligen Beinen, denn das Behördenpapier sei rechtlich anfechtbar, meinen Experten. Die Regierung stellt sich bereits auf einen möglichen Rechtsstreit ein.

Wietersdorfer erhebt Einspruch gegen Bescheid
"Wir können auch ohne Blaukalk leben. Die Verwertung haben wir bereits freiwillig am 7. November eingestellt. Hätten wir bereits im April (Anm. als erstmals hohe HCB-Werte in Milchprodukten auftauchten) von den Problemen erfahren, hätten wir sofort auf Blaukalk verzichtet. Die Ernte für heuer wäre gerettet worden", hieß es am Dienstag vonseiten des Zementwerks.

Am Mittwochnachmittag wurde dann allerdings bekannt, dass Wietersdorfer gegen den Bescheid Einspruch erheben wird. Dabei gehe es jedoch nicht um das Erzwingen der weiteren Blaukalk-Verarbeitung, wurde betont, sondern um eine "rechtliche Klärung".

Soforthilfe-Fonds für Opfer beschlossen
Beschlossen hat die Regierung am Dienstag auch den angekündigten Soforthilfe-Fonds für die Opfer des HCB-Skandals: Mit einer Million Euro will man unbürokratisch unterstützen. Die Landesamtsdirektion wurde mit der Erstellung eines rechtlichen Gutachtens beauftragt, das mögliche Rechtsfolgen für das Land sowie eine Gesamtbeurteilung der juristischen Lage klären soll. Was Hilfe für die HCB-Opfer betrifft, greift auch "Wietersdorfer & Peggauer" tief in die Kasse: 750.000 Euro stehen für Landwirte, Direktvermarkter und als Soforthilfe für "besondere Härtefälle" bereit, heißt es.

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